Ewald Lienen, es reicht, wenn wir auf Platz fünf
zehnstehen…
Schlagwort: FC Sankt Pauli
Das Modelabel mit dem Totenkopf
Beim etwas anderen Verein werden, seit wir ein etwas anderes Präsidium haben, teilweise auch Blogger eingeladen und mit Infos versorgt. Und keine Angst, bevor jetzt hier wieder alle die große Mauschelei wittern und Verschwörungsneid gegenüber uns entwickeln: Es gab hinter den Kulissen, wo die Mächtigen die Strippen ziehen und wir für die „da oben“ die textlichen Lakaien abgeben, nur Wasser zu trinken – mit und ohne Kohlensäure.
Als es jetzt sehr kurzfristig wieder hieß, man wolle uns die Möglichkeit zu einem Hintergrundgespräch geben, dachten wir alle wohl eher an den DFL-Antrag, als an irgendetwas anderes. Aber darüber wollten Oke Göttlich, Andreas Rettig und Joachim Pawlik am gestrigen Abend nicht reden.
Gleichwohl ging es um Anteile, nämlich die des FC St. Pauli an seinem eigenen Merchandise. Der Gerichtsstreit um die Merchandiserechte ist, wie der Verein gestern mitteilte, beigelegt. Alle Parteien einigten sich außergerichtlich auf einen Verkauf der restlichen 90% an den FCSP. Zum 1.1.2016 wird der FCSP die Upsolut Merchandising GmbH & Co. KG für ca 1,26 Millionen Euro kaufen. In Anbetracht der zu erwartenden Zeitspanne, die der Rechtsweg eingenommen hätte und die damit verbundenen Einnahmeeinbußen sei der Verkauf für beide Seiten ein gutes Ergebnis, erklärte Joachim Pawlik. Die Halstenbergmillionen werden nicht angetastet, ob Lewandowski im Winter kommt bleibt fraglich.
Neider spotten schon lange, der FC Sankt Pauli, sei gar kein richtiger Fußballclub, sondern ein Modelabel mit angeschlossenem Fußballteam. Tatsächlich findet das Merchandise dieses Clubs eine weite Verbreitung, auch über den Kreis der Fußballverrückten hinaus. Nur hatte der FC St. Pauli davon bisher herzlich wenig: bis zu 20% und in den Jahren des Gerichtsstreits sogar weniger verdiente der Verein an seiner Popularität über das Merchandising. Doch der potentiell sittenwidrige Vertrag ist dank der Arbeit des Präsidiums jetzt zerschlagen.
Mit dem neuen Jahr besitzt der FC Sankt Pauli die Lizenz zum Gelddrucken endlich wieder in vollem Umfang. Ob es dabei allerdings bleibt ist bisweilen noch nicht klar. Die Planungen, was man mit der neu erworbenen Gesellschaft genau mache, müssen jetzt erst anlaufen, erläutert man uns gestern. Denkbar sei eventuell sogar ein Einbeziehen von Fans. Die bisherige Tradition bei Upsolut war dahingehend, so würden es böse Zungen formulieren, plumpes Klauen. Keiner unserer Gastgeber konnte oder wollte dahingehend jedoch ins Detail gehen.
Beinahe als sicher gelten kann jedoch, dass sich der Verein weitere Gesellschafter sucht. So wie auch in anderen Bereichen meint das Präsidium eben nicht alles besser zu können, als andere, weswegen eben auch Meinungen und Kompetenz von außen eingeholt wird.
Was wir Deppen natürlich nicht auf dem Schirm hatten, im Gegensatz zu den Bluthunden von MoPo und Abendblatt, war der Vertrag zwischen upsolut und… na… komm schon, wie heißt dieser Verein da aus Berlin, der ja so total kultig, aber mit Tradition – HERTHA! Nee, die waren es nicht, ähm, BFC auch nicht weil man nix mit Nazis macht – naja, fällt uns bestimmt noch ein. Auf jeden Fall beinhaltet der Deal die Übernahme auch eben jenes upsolut-Kontraktes mit diesem Berliner Verein. Dit heeßt: Koofen koofen koofen Leute! Merchandise-Heuschrecke im Turbokapitalismus. Zirp Zirp.
Die Marke Sankt Pauli zieht aber so genug, und das nicht nur besser betuchte Kunden ans VIP-Buffet, sondern auf diversen Ebenen. Die Straße, so warb Upsolut einst, trägt Sankt Pauli. Das Marketingpotential ist riesig und bei weitem nicht erschöpft. Es wird für den FC Sankt Pauli jetzt darum gehen sich mit den neu erworbenen Rechten im Markt zu positionieren. Dabei gilt auch explizit der internationale Markt als interessant, wenngleich einige Rauten mal meinten, in Europa kenne uns keine Sau. Aber was wissen die schon?
Artikelbild: Foto von Thomas8047 auf Flickr; lizensiert unter CC-BY 2.0
„Scheiß Millionäre!“ auf antirassistisch
In seinem Blog Metalust & Subdiskurse hat Momorulez am 23. November einen offenen Brief an die 1. Mannschaft des FC Sankt Pauli verfasst, in dem er den Spielern unter anderem mangelnde Identifikation vorwirft. Wir veröffentlichen hier mit freundlicher Genehmigung die Gedanken von Sankt Pauli Fan, Journalist und Blogger Patrick Gensing, die er bei Facebook zum viel gefeierten offenen Brief formulierte. Der Vollständigkeit halber sei noch auf die von Momorulez nachgereichten Erläuterungen zu seinem Brief hingewiesen.
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In ollen Lumpen gen Moderne
Ich muss zugeben, ich bin ein bisschen enttäuscht. Beinahe mit Genugtuung habe ich die Fragezeichen in den Fressen dummdeutscher Ultras mir vorgestellt, da dieses doch sonst immer so kritische Sankt Pauli ja nun gar nichts zum Red Bull Boykott gesagt hat. Nehmen die etwa nicht teil? Natürlich nicht! Der Sankt Pauli Styleguide braucht eigentlich nur eine Seite, auf der steht: was Fußballdeutschland macht, dat lass man besser nach!
Die Auseinandersetzung mit dem Phänomen Rasenballsport ist müßig. Moderner Fußball bringt diverse unangenehme Erscheinungen mit sich. Versitzplatzung, Werbebeschallung, immense Bierpreise und abwegige Ablösesummen sind das eine, Rasenheizung, One-Touch-Football (nicht bei uns, aber bei RB vielleicht) und „Fußballfans gegen Homophobie“ sind das andere. Moderner Fußball ist genauso wenig das absolute böse, wie ein Heilsversprechen. Das größte Ärgernis heutiger Fußballveranstaltungen ist aber der Protest des gemeinen Michels gegen das, was er als modernen Fußball oder dessen Auswirkungen zu erkennen meint. Dabei ist nach Dietmar Hopp das neue gemeinsame Feindbild in Form von „RasenBallsport“ Leipzig schnell gefunden. In ollen Lumpen gen Moderne weiterlesen
Vorbei, endlich vorbei … ein Präsidium demontiert sich selbst
Der alte Song der Brieftauben kam mir spontan in den Sinn, als ich das Interview mit dem aktuellen Präsidium im Abendblatt las.
Disclaimer: Das Präsidium arbeitet ehrenamtlich. Ich habe Achtung vor der Gesamtleistung und dass sie sich in erheblichem Umfang eingebracht haben. Und natürlich gab es positive Aspekte, insbesondere eine Professionalisierung im finanziellen Bereich – unabhängig davon, ob man nun der Meinung ist, dass das wirtschaftliche Potential des Vereins ausgeschöpft wurde oder nicht (vgl. Übersteiger-Artikel von Hermanus Pfeiffer). Das alles bringt aber keine Narrenfreiheit mit sich. Vorbei, endlich vorbei … ein Präsidium demontiert sich selbst weiterlesen
DFB “neutralisiert” Millerntor
Beitragsbild: (C) Peter Böhmer www.boehmer-fotografie.de
Die DFB Auswahl trainiert für ihren Test gegen Polen (Imtech Arena, Di. 13.05.2014 20:45) am Millerntor. Das große “Kein Fußball den Faschisten” auf der Gegengerade wurde im Zuge dieses Trainings partiell mit grüner Plane abgehängt, so dass der Schriftzug “Kein Fußball” übrig blieb.
Der DFB begründet diesen Schritt auf Twitter wie folgt:
@bertucho_do Das #Millerntor wurde neutralisiert. Das heisst, dass es frei von Werbung gemacht wird, aber auch von politischen Äußerungen.
— DFB-Team (@DFB_Team) 12. Mai 2014
Stellungnahme zum Abschlussbericht des ÖASS
Zum “Abschlussbericht der Arbeitsgruppe zur Aufarbeitung der Geschehnisse rund um den Schweinske Cup” (PDF) hat die AGiM eine Stellungnahme verfasst, die wir hier gerne dokumentieren möchten:
Stellungnahme zum Abschlussbericht des ÖASS
Am 2. April 2013 veröffentlichte eine Arbeitsgruppe des Örtlichen Ausschusses Sport und Sicherheit (ÖASS) ihren „Abschlussbericht zur Aufarbeitung der Geschehnisse rund um den Schweinske-Cup 2012“. Entgegen seiner Bezeichnung trägt dieser Bericht jedoch nur wenig zu einer tatsächlichen und umfassenden Aufarbeitung bei.
So wird bereits in den Vorbemerkungen eine Bewertung polizeilichen Einsatzverhaltens ausgeschlossen, angesichts der deutlichen Vorwürfe an die Polizei, welche sich aus dem bereits im Mai 2012 vorgelegten Bericht der unabhängigen Untersuchungskommission unter Führung von Prof. Dr. Thomas Feltes ergeben, ein höchst fragwürdiger Ansatz. Sämtliche bei der Vorstellung des „Feltes-Berichtes“ durch den Ständigen Fanausschuss formulierten Fragen bleiben im Bericht der Arbeitsgruppe unbeantwortet.
Stattdessen finden sich im Bericht widersprüchliche Aussagen. Beispielsweise moniert die Polizei die zu geringe Anzahl der Ordner, an anderer Stelle wird beschrieben, dass Ordnungsdienstmitarbeiter bei einem Polizeieinsatz beim Einlass der Lübecker Zuschauer verletzt wurden und dadurch ausfielen. Polizeiliche Maßnahmen in der Halle seien hingegen nicht möglich gewesen, da es nun wiederum auch nach diesem Polizeieinsatz keine Vorfälle gegeben habe.
Geradezu grotesk ist die Aussage, nach dem Bannerklau waren „polizeiliche Maßnahmen nicht zulässig“. Dieser Bannerklau ist keineswegs nur eine Provokation und Demütigung der anderen Fangruppe, sondern auch eine Straftat. Offensichtlich sieht es die Hamburger Polizei nicht mehr als ihre Aufgabe an, vor ihren Augen begangene Straftaten zu verfolgen.
Die Beobachtung durch Polizeibeamte, dass auch sich sonst friedliche verhaltende Fans an den späteren Auseinandersetzungen mit der Polizei beteiligt waren, erklärt der Bericht ausschließlich mit einer „grundlegenden Ablehnung jeglicher Staatsgewalt“ und denunziert damit letztlich alle beteiligten Fans. Die naheliegende Erklärung, dass die Betroffenen vor allem aus Erregung über den unmittelbar zuvor erlebten massiven und völlig überzogenen Polizeieinsatz, insbesondere den exzessiven Einsatz von Pfefferspray in einem geschlossenen Raum, gehandelt haben mögen, wurde offenbar nicht in Betracht gezogen.
Zum Ende des Abschlussberichtes wird die Notwendigkeit einer Annäherung der an Konflikten beteiligten Akteure betont. Dies ist insofern bemerkenswert, als dass zwar Vertreter von Vereinen, Politik und Polizei gemeinsam beraten haben, Vertreter der Fanszene aber – wie leider nach wie vor üblich – ausgeschlossen waren.
Als Ergebnis bleibt festzuhalten, dass die Hamburger Polizei offenbar nach wie vor nicht an einer kritischen und ergebnisoffenen Aufarbeitung der Vorkommnisse beim Schweinske-Cup 2012 interessiert ist. Der abschließende Appell aller Teilnehmer der AG und damit auch der Polizei selbst, „die notwendige Offenheit für positive Veränderungen aufzubringen“, entbehrt damit zumindest nicht einer gewissen Komik. Hierzu sei angemerkt, dass Vertreter des FC St. Pauli nach den Ereignissen mehrfach auch Fehlverhalten der eigenen Anhänger eingeräumt haben.
Mit diesem enttäuschenden Ergebnis des Abschlussberichtes liegt der Ball nun wieder bei Innensenator Michael Neumann und seiner Ankündigung, für eine Aufklärung der Vorkommnisse und insbesondere der gegen die Polizei erhobenen Vorwürfe zu sorgen. Der Bericht der AG des ÖASS ist hierfür in keiner Weise geeignet.
Arbeitsgemeinschaft interessierter Mitglieder (AGiM), 17.04.2013
Stellungnahme des Fanclubsprecherrates zum Wunderkerzenverbot
Wir dokumentieren die Stellungnahme des Fanclubsprecherrates zum Wunderkerzenverbot durch den DFB und die Reaktion der Vereinsoffiziellen des FC Sankt Pauli dazu:
Ahoi liebe Fanclubs,
wie ihr sicher mitbekommen habt ist der DFB sich nun nicht mal für ein Wunderkerzenverbot zu schade. Es ist einfach unfassbar, wie dieser Verband mit den Anhängern seiner Verbandsmitglieder umgeht.
Auch die daraus resultierende Stellungnahme unserer Clubverantwortlichen erscheint uns als zu kurz gesprungen, wünscht man sich hier doch eher ein offenes, gemeinsames Vorgehen, anstatt ein gehorsames wegducken.
Wir sind uns sicher bei einer Erklärung gemeinsam mit den Fanvertretern hätte man mehr aus dieser absurden DFB Aktion machen können.
Ein Verband, der seine Mitglieder auf diese Art und Weise regulieren will muss sich einfach nicht wundern wenn die Fans sich dem entgegenstellen. Wir sind der Meinung, dass man Kindgerechte ganzjährig verfügbare Klasse I Technik nicht verbieten darf und kann.
Euer Fan Club Sprecherrat
Guten Morgan, schlafende Hunde
Wunderkerzen sollen, wenn es nach DFB, Feuerwehr und Polizei geht am Millerntor nie wieder zu sehen sein. Der FC St. Pauli gab heute eine entsprechende Mitteilung auf seiner Homepage heraus, nach der Fans beim nächsten Heimspiel auf Wunderkerzen verzichten sollten. Man stehe unter Beobachtung. Jetzt gibt es Grund zur Annahme, der Sponsor, der bei diesem Spiel Knicklichter verteilen will, könnte auf andere Art mit dem plötzlichen Verbot zu tun haben, als manch ein Gedanke vermuten ließ.
Leuchtmittel waren immer beliebt im Stadion. Ob nun das gute, alte bengalische Licht oder die klassische Wunderkerze – mit all dem kann man herrliche Effekte erzeugen. Das geht auch mit Feuerzeugen, wie Konzerte von Take That und anderen beweisen, oder neuerdings mit Handydisplays oder Kamerablitzen. Am meisten Charme haben nach wie vor Fackel und Kerze. Der DFB stuft jene jedoch als Pyrotechnik ein, womit sie verboten sind. Zwar sind handelsübliche Wunderkerzen als Feuerwerk der Klasse I eingestuft und dürfen damit von Personen ab 3 Jahren benutzt werden, weiß Wikipedia, doch der DFB Irrsinn braucht solch Klassifizierung nicht, so lange er im Namen der Sicherheit verbieten kann.
Ich habe heute Nachmittag über die Sponsorenaktion zum nächsten Heimspiel geschrieben. Es wurde in einer offiziellen Mitteilung darum gebeten bei dem Spiel, bei dem der Sponsor Captain Morgan im ganzen Millerntor Knicklichter verteilen möchte, auf Wunderkerzen zu verzichten seien. Der Verein, so heißt es, stehe unter Beobachtung. Eine Verschwörung, das Wunderkerzenverbot, solle der Knicklichtaktion mehr Geltung verleihen, wollte ich gar nicht forcieren, lediglich auf einen mehr oder minder lustigen Zufall hinweisen.
Doch so zufällig wie es mit mangelndem Verschwörungswillen scheinen mag, ist es vielleicht gar nicht. Sven Brux schließt im inoffiziellen Fanforum einen Zusammenhang zwischen den Knicklichtern und dem Wunderkerzenverbot aus. Für den Gedanken, Wunderkerzen stören die Karpfenteichatmosphäre wird das stimmen, doch es könnte einen anderen Zusammenhang geben.
Aus vertrauenswürdiger Quelle habe ich erfahren, dass der Sponsor ursprünglich nicht mit Angler- respektive Militariazubehör plante, sondern mit – wer mag es erahnen – Wunderkerzen. 20.000 Spautzemännchen in einem Stadion, das stellte man sich schön, vielleicht werbewirksam, in jedem Fall genehmigungspflichtig vor. So kontaktierte man die Feuerwehr, um sich die Erlaubnis für diese Sponsoringaktion zu holen.
Nun zähle man 1 und 1 zusammen und sage mir, werden der Feuerwehr dank ihrer besonders guten Sicht nun ausgerechnet beim letzten Heimspiel gegen Regensburg Wunderkerzenbündel, geworfene Kerzen, etc. nicht entgangen sein, obwohl es bei nahezu jedem Flutlichtspiel zu Wunderkerzengebrauch kommt, oder mag da ein Werbepartner des FCSP tollpatschig und aus Versehen schlafende Hunde geweckt haben?
Es kann Zufall sein, dass die Feuerwehr unseren Club auf die Wunderkerzengefahren hinweist, nachdem sie um Erlaubnis gefragt wurden, es kann aber auch sein, dass die Idee des Sponsors Anstoß einer Dominoreaktion war. Choreoaktionen und ähnliches sollten bei den Fans bleiben.
Wunderkerzen? Kannste knicken!
Diese Mitteilung wurde heute auf die Homepage des FC Sankt Pauli gestellt und unsere geschätzten Kolleg*innen vom Magischen FC kritisieren zurecht, dass die Verantwortlichen hier mal wieder in allerschlimmster Duckmäusermanier und mit vorauseilendem Gehorsam agieren. Non established ist das freilich nicht, aber die Damen und Herren werden schon wissen, wie man Markenpflege betreibt, sind ja Profis. Nur von einem, so scheint es verstehen sie weniger als nichts: Fußballfans.
Liebe Fans des FC St. Pauli,
bei den vergangenen beiden Heimspielen kam es in unterschiedlichen Stadionbereichen zu intensivem Gebrauch von Wunderkerzen. Die Feuerwehr Hamburg kritisierte dies und wies auf die erhöhte Gefahr durch entflammbare Stoffe wie Fahnen, etc. hin. Auch der Deutsche Fußball Bund machte dies in einem Schreiben an uns deutlich und erklärte, dass es sich auch bei Wunderkerzen um Pyrotechnik handelt. Dies könne bei missbräuchlichem Einsatz zu Schäden führen. Das Spiel gegen Paderborn am Montag steht dementsprechend unter Beobachtung.
Wir möchten also dringend darum bitten, keine Pyrotechnik mit ins Stadion zu nehmen – also auch keine Wunderkerzen – um Gefährdungen vorzubeugen und dem Verein vor Schaden in Form von Strafen zu bewahren. Beteiligt Euch lieber alle an der geplanten Choreographie zum Thema „Homophobie beim Fußball“, zu der am Sonnabendmorgen (30.3.) weitere Infos folgen. (FC St. Pauli)
Warum wird der Alerta Action Day erwähnt (Danke) und nicht die tolle Sponsorenaktion?
Dem Vernehmen nach plant Captain Morgan eine Sponsorenaktion bei der Knicklichter verteilt werden sollen. Man muss sich schon im Allgemeinen fragen, ob da niemandem die Idee kommt, dass das den Fans nicht unbedingt gefallen dürfte? Ich erinnere mich noch gut an die JHV vor einigen Monaten. An das Beteuern, bei fanrelevanten Fragen „Experten“ dazuzuholen. Was, wenn nicht fanrelevant, ist eine Aktion, bei der de facto Choreomaterial durch einen Sponsor verteilt wird? Wurde der Fanladen gefragt? Wurde das in die Fanszene zurückgekoppelt? Gab es ein Mitspracherecht? Ich weiß es nicht, kann es mir aber nur schwer vorstellen (lasse mich aber gerne aufklären).
So werden am Ostermontag alle, die nicht „Nerv nicht!“ sagen (also mehr als genug), einen Flyer und ein Knicklicht bekommen. Freilich entsteht daraus keine koordinierte Choreo, dass man solche Utensilien aber um und bei Einlauf einsetzt, dass dürfte mittlerweile gelernt sein. Da ist es doch ein glücklicher Zufall, dass ausgerechnet zu diesem Spiel noch mal drum gebeten wird die bösen, gefährlichen Wunderkerzen zu Hause zu lassen. Es wäre doch schade, wenn das bunte Knicklichterbild durch nervig funkelnde Wunderkerzen getrübt wird. Der Sponsor freut sich und alle halten sich brav an die Regeln, wie es unser Spießerpräsidium sich wünscht.
Doch nicht genug an Benefit, wenn ihr, liebe Vereinsverantwortlichen, noch Nebelmaschinen aufstellt, dann wirkt das vielleicht wie eine echte Pyroshow und wir können endlich aufhören von der Legalisierung zu reden. Just kidding!
Nehmt keine Knicklichter, bringt im Zweifel Wunderkerzen mit und unterstützt die Choreo gegen Homophobie! Alerta!
Auch gut: Publikative.org zum Thema
Partizan Minsk Soli-Spiele in Hamburg auf der Kippe – Helft Schnee schippen bei Vici!
Derzeit findet die Solitour von Partizan Minsk statt. Nach gestrigem Auftakt bei Tennis Borussia Berlin ging es nach Hamburg. Heute Vormittag erreichte uns dann die Nachricht, dass beide Gastspiele in Hamburg auf der Kippe stehen. Der Platz von Victoria, wo es heute um 19:00 losgehen soll, liegt voller Schnee, so dass nicht klar war, ob dort gespielt werden könne. Der Kunstrasenplatz an der Feldstraße ist derzeit gesperrt, so dass auch das Spiel gegen die 4. Herren des FC Sankt Pauli droht nicht stattfinden zu können.
Für das Spiel am heutigen Abend gibt es allerdings Entwarnung: Wenn der Platz geräumt wird, kann gespielt werden. Dazu werden noch helfende Hände benötigt, wer also Zeit hat, auf zum Kunstrasenplatz am Lokstedter Steindamm.
Eure Hilfe ist gefragt:
Wegen des Neuschnees werden noch helfende Hände am Kunstrasenplatz Lokstedter Steindamm gesucht!Ab 15Uhr wird der Platz vom Schnee befreit, damit das Freundschaftsspiel zwischen dem SC Victoria Hamburg und unseren Gästen von Partizan Minsk stattfinden kann.
Bringt bitte Schaufeln und Schneeschieber mit!
Ob das Spiel gegen den FCSP4 stattfinden kann ist weiter unklar. Es wird derzeit nach Lösungen gesucht (und hoffentlich gefunden), es bleibt aber weiter sehr unsicher. Umso erfreulicher wäre es, wenn heute Abend gegen Vici möglichst viele Leute dazu kommen um sich Partizan Minsk zu zeigen.
Another Football is possible!
Tot geglaubt und doch vorhanden
Dieser Text erschien ursprünglich im transmitter 0313, der Programmzeitschrift des Freien Sender Kombinats Hamburg.
Nazis in den Fußballstadien
Ultras sind seit Monaten ein medialer Dauerbrenner. Als Ende letzten Jahres ein mittlerweile abgemildert verab- schiedetes Sicherheitskonzept des Ligaverbands diskutiert wurde, formierte sich schnell ein breiter Protest. Unter dem Motto „12:12 – Ohne Stimme keine Stimmung“ tat sich ein Großteil der Ultras und anderer Fans in Deutschland zusammen. Nur wenige Gruppierungen nahmen unter Verweis auf die dort gebildete Querfront nicht oder nur eingeschränkt teil. Die Protest- aktion war ein Erfolg und es waren auch die Fans, die zur Versachlichung der medialen Debatte um Gewalt, Randale, Pyrotechnik und sichere Stadien beitrugen.
„Ultrà“ ist ein Import aus Italien und gilt in Deutschland mittlerweile als größte Jugendkultur. Doch während sich in Italien der politische Straßenkampf ins Stadion verlagerte, gilt für die meisten deutschen Ultragruppen Politik als nicht mit dem Fußball vereinbar. Die wenigsten Ultragruppen in Deutschland positionieren sich politisch. Ausnahmen stellen beispielsweise Ultrà Sankt Pauli oder Filmstadtinferno Babelsberg als linke Gruppen, Inferno Cottbus als einzige offen rechte Gruppe*. Dabei ist der Einsatz gegen Kommerzialisierung und „für den Erhalt der Fankultur“ durchaus politisch. Darüber hinaus jedoch bedeutet die „unpolitische“ Schiene nur allzu oft eine Offenheit gegenüber rechtem Gedankengut.
Als die offen agierenden Neonazis und Reichskriegsfahnen aus den Fankurven verschwanden, kamen die Ultras in den Kurven auf; es wird ihnen als Verdienst angerechnet. Dabei ist der Zusammenhang gar nicht so deutlich: Das Erstarken der Ultrakultur fällt in den Zeitraum, in dem die extreme Rechte in Deutschland ihren Strategiewechsel vollzog. Die tumbe Naziglatze war verpönt und hatte ausgedient. Es galt, junge Menschen für rechten Lifestyle zu begeistern. Das Konzept der Autonomen Nationalisten entpuppte sich dabei als äußerst kompatibel mit der jungen deutschen Ultrakultur. Die gefühlte Einheitlichkeit der Fans im Protest konnte den politischen Konflikt unter den Ultras nur ähnlich notdürftig verschleiern wie das Schlagwort „unpolitisch“. Im Januar gab die linksorientierte Gruppe „Aachen Ultras“ (ACU) ihren Rückzug aus dem Stadion bekannt.
Seinen Anfang nahm der Aachener Konflikt im Sommer 2010. Eine kleine Gruppe hatte sich wegen unterschiedlicher Auffassungen von Ultrà von der Gruppe ACU abgespalten und binnen kurzer Zeit diverse Jungmitglieder der ACU um sich geschart. Die „Karlsbande Ultras“ (KBU) waren geboren. Dabei spielten auch politische Themen eine Rolle – so akzeptierten KBU Mitglieder die Neonazis am Aachener Tivoli als Teil der Fanszene, während ACU Nazis strikt ablehnten. Das Versprechen von Party und Gewalt schien vielen jungen Ultras attraktiver als kritisches Denken.
Die Trennung politisierte die Aachen Ultras zwar nochmals, sie führten aber fortan ein Randdasein. Die Karlsbande biederte sich schnell beim Rest der Fanszene an, darunter auch die extrem rechte Hooligangruppe Westwall, mit der es mittlerweile diverse Überschneidungen gibt. Von Doppelmitgliedschaften einzelner Leute über eine gemeinsame Zaunfahne bis zum Kampfsporttraining ist die offiziell „unpolitische“ Karlsbande mit den Nazihools vom Westwall verbandelt. Westwall besteht unter anderem aus Mitgliedern der seit 2012 verbotenen „Kameradschaft Aachener Land“. Mitglieder der „Kameradschaft Alsdorf Eupen“ und weitere Einzelpersonen der extremen Rechten finden sich ebenso in der Aachener Hool-Kombo.
Die Aachen Ultras, die immer wieder auf die Verbindungen zwischen Karlsbande, Westwall und der Aachener Neonaziszene hinwiesen, galten am Tivoli schnell als Nestbeschmutzer und „szenespaltende Sambatruppe“. Von der Stadionöffentlichkeit und dem Verein wurde die politische Dimension des Aachener Fankonflikts stets heruntergespielt. Gerne wurde er zur Auseinandersetzung zweier gleichsam schuldiger Gruppierungen gemacht. Wenn politische Aspekte in die Beurteilung des Konflikts mit einflossen, war die Agitation der ACU das Problem, nie jedoch die rassistischen Einstellungen bei Teilen der Aachener Fanszene. Ähnlich sah das dem Vernehmen nach sogar der Fanbeauftragte. Der mangelnde Rückhalt sorgte letztlich dafür, dass die Gruppe ihr Engagement im Stadion eingestellt hat.
In Braunschweig versucht die Gruppe „Ultras Braunschweig 2001“ (UB01) nach vier Jahren Exildasein bei Wasser- und Handballspielen der Braunschweiger Eintracht wieder erste Schritte ins Fußballstadion. Der Konflikt in Braunschweig ist dem Aachener sehr ähnlich. Hier wurden Mitglieder aus der Gruppe UB geworfen, die eine neue Gruppe gründeten und rasch größer als die alte wurde. Auch hier wurden die Überbleibsel der alten Gruppe nach der Spaltung stärker (links) politisiert, während der Großteil der Braunschweiger Ultras sich in der „unpolitischen“ „Cattiva Brunsviga“ wiederfand. Die Gruppe Cattiva pflegt gute Kontakte zur Braunschweiger Hooliganszene, unter anderem der „Kategorie Braunschweig“ und den „Fetten Schweinen Braunschweig/Hungerhaken“ – ihrerseits Neonazis und mit der extremen Rechten verbandelt. Eine Broschüre der „Initiative gegen rechte Hooligan-Strukturen“ zeigt die Verbindungen der Braunschweiger Hooligan- und Neonazi-Szene. (Download: nonazisbs. blogsport.de).
Am Wochenende der Veröffentlichung dieser Broschüre besuchten UB01 gemeinsam mit anderen Ultras, Antifas und Journalist_innen das Heimspiel von Eintracht Braunschweig gegen VfL Bochum. Obwohl die Gruppe in die Nordkurve ging, also weit weg vom Braunschweiger „Szenebereich“, kam es zu Durchbruchversuchen von Kategorie Braunschweig und anderen Hooligans. Die Gruppe musste unter Polizeischutz mit einem Shuttlebus aus dem Stadion gebracht werden.
An viele Elemente von „Ultrà“ kann extrem rechte Ideologie gut anknüpfen, gerade bei politisch noch nicht gefestigten Jugendlichen. Das macht die „unpolitischen“ Gruppen so gefährlich und linke Gruppen so notwendig. Wenn sich, wie in Aachen, junge Menschen zum Programm der „Unpolitischen“, dem zwanglosen Gesaufe, Pöbeleien und ein bisschen Gewalt stärker hingezogen fühlen, kommen sie in Berührung mit rechtem Lifestyle. Das fängt bei Musik von den Onkelz und Frei.Wild im Auswärtsbus an und kann zum Wiesensparring mit der Kameradschaft Aachener Land führen.
Die Isolierung von Neonazis und extremen Rechten durch die Mehrheit der Fans ist notwendig, doch die meisten folgen der verinnerlichten Extremismustheorie. Sie nehmen vor allem die offene Agitation der „Linksextremisten“ als Problem wahr. Die Rekrutierung von Nachwuchs durch Rassisten und extreme Rechte geschieht meist im Verborgenen. Hinzu kommt ein verbreiteter Alltagsrassismus der Mehrheitsgesellschaft. Beides lässt extrem rechte Ideologie in den Augen der Masse zur Privatsache werden. Dadurch fehlt linken Gruppen die so wichtige Unterstützung. Dies und nicht die Pyrotechnik ist derzeit wohl die größte Gefahr in den Stadien derRepublik.
*Update 05.03.2013 – 19:07: Ursprünglich schrieb ich Inferno Cottbus sei die einzige offen rechte Ultràgruppierung in Deutschland. Das stimmt jedoch nur halb. Es gibt keine Stellungnahme der Gruppe, in der sie sich als politisch rechts äußern. Andererseits machen sie jedoch aus ihrer Einstellung keinen großen Heel, wie eine kurze Google Suche offenbart. Neben ihnen agieren auch die NS Boys (der Name ist kein Zufall, wenngleich er offiziell “nur” für “New Society” steht) aus Chemnitz durchaus offen rechts. Sie wenden sich sogar explizit in einer Stellungnahme gegen “Linksextremismus” im Stadion und ziehen daraus die Konsequenz selbst auch politisch handeln zu müssen. Wie im Text ersichtlich sind das nicht die einzigen Gruppen mit Neonazis in den Reihen und Verankerung in Neonazi-Strukturen, aber wohl die zwei herausragend offen auftretenden.