In ollen Lumpen gen Moderne

Ich muss zugeben, ich bin ein bisschen enttäuscht. Beinahe mit Genugtuung habe ich die Fragezeichen in den Fressen dummdeutscher Ultras mir vorgestellt, da dieses doch sonst immer so kritische Sankt Pauli ja nun gar nichts zum Red Bull Boykott gesagt hat. Nehmen die etwa nicht teil? Natürlich nicht! Der Sankt Pauli Styleguide braucht eigentlich nur eine Seite, auf der steht: was Fußballdeutschland macht, dat lass man besser nach!

Die Auseinandersetzung mit dem Phänomen Rasenballsport ist müßig. Moderner Fußball bringt diverse unangenehme Erscheinungen mit sich. Versitzplatzung, Werbebeschallung, immense Bierpreise und abwegige Ablösesummen sind das eine, Rasenheizung, One-Touch-Football (nicht bei uns, aber bei RB vielleicht) und „Fußballfans gegen Homophobie“ sind das andere. Moderner Fußball ist genauso wenig das absolute böse, wie ein Heilsversprechen. Das größte Ärgernis heutiger Fußballveranstaltungen ist aber der Protest des gemeinen Michels gegen das, was er als modernen Fußball oder dessen Auswirkungen zu erkennen meint. Dabei ist nach Dietmar Hopp das neue gemeinsame Feindbild in Form von „RasenBallsport“ Leipzig schnell gefunden. In ollen Lumpen gen Moderne weiterlesen

Davidwachenangriff: Neue Erkenntnisse durch renommierten Wissenschaftler

*** SATIRE ***

Mittlerweile heißt es aus LKA-Kreisen bekanntlich, für den vermeintlichen Angriff auf die Davidwache am 28.12.2013 soll Ultrà Sankt Pauli verantwortlich gewesen sein.

Wir haben hingegen erfahren, dass es sich bei den Rufenden um Anti-Gefahrengebiets-Protestler gehandelt haben soll. Forscher haben am 28.12.2013 Risse im Raum-Zeit-Kontinuum beobachtet. Die Rufe „USP! USP!“ haben demnach so nie stattgefunden. Stattdessen habe ein Tross Super-Kreativer „Klo-bürs-tee! Klo-bürs-tee!“ gerufen. Davidwachenangriff: Neue Erkenntnisse durch renommierten Wissenschaftler weiterlesen

Antirazzista: Spendenstopp!

Die AG USP-Antirazzista bittet um Verbreitung folgenden Aufrufs:

Kleiderspenden – stopp

Wir von USP antirazzista möchten uns ganz herzlich – sicherlich auch im Namen aller Menschen aus dem Flüchtlingslager in Nostdorf/Horst – für die zahlreichen und regelmäßigen Spenden in dieser Saison bedanken!!
Ebenso gilt unser Dank dem Fanladen St. Pauli und allen, die an der Verbreitung des Spendenaufrufs mitgewirkt haben!

Für die vor der Tür stehende Sommerpause können erst mal keine Spenden angenommen werden, aber der nächste Herbst, der nächste Winter kommt und es wird Menschen nicht weit von Hamburg geben, die mit Sandalen und T-Shirt kalten Temperaturen ausgesetzt sind!

Wunderkerzen? Kannste knicken!

Diese Mitteilung wurde heute auf die Homepage des FC Sankt Pauli gestellt und unsere geschätzten Kolleg*innen vom Magischen FC kritisieren zurecht, dass die Verantwortlichen hier mal wieder in allerschlimmster Duckmäusermanier und mit vorauseilendem Gehorsam agieren. Non established ist das freilich nicht, aber die Damen und Herren werden schon wissen, wie man Markenpflege betreibt, sind ja Profis. Nur von einem, so scheint es verstehen sie weniger als nichts: Fußballfans.

Liebe Fans des FC St. Pauli,

bei den vergangenen beiden Heimspielen kam es in unterschiedlichen Stadionbereichen zu intensivem Gebrauch von Wunderkerzen. Die Feuerwehr Hamburg kritisierte dies und wies auf die erhöhte Gefahr durch entflammbare Stoffe wie Fahnen, etc. hin. Auch der Deutsche Fußball Bund machte dies in einem Schreiben an uns deutlich und erklärte, dass es sich auch bei Wunderkerzen um Pyrotechnik handelt. Dies könne bei missbräuchlichem Einsatz zu Schäden führen. Das Spiel gegen Paderborn am Montag steht dementsprechend unter Beobachtung.

Wir möchten also dringend darum bitten, keine Pyrotechnik mit ins Stadion zu nehmen – also auch keine Wunderkerzen – um Gefährdungen vorzubeugen und dem Verein vor Schaden in Form von Strafen zu bewahren. Beteiligt Euch lieber alle an der geplanten Choreographie zum Thema „Homophobie beim Fußball“, zu der am Sonnabendmorgen (30.3.) weitere Infos folgen. (FC St. Pauli)

Warum wird der Alerta Action Day erwähnt (Danke) und nicht die tolle Sponsorenaktion?

Dem Vernehmen nach plant Captain Morgan eine Sponsorenaktion bei der Knicklichter verteilt werden sollen. Man muss sich schon im Allgemeinen fragen, ob da niemandem die Idee kommt, dass das den Fans nicht unbedingt gefallen dürfte? Ich erinnere mich noch gut an die JHV vor einigen Monaten. An das Beteuern, bei fanrelevanten Fragen „Experten“ dazuzuholen. Was, wenn nicht fanrelevant, ist eine Aktion, bei der de facto Choreomaterial durch einen Sponsor verteilt wird? Wurde der Fanladen gefragt? Wurde das in die Fanszene zurückgekoppelt? Gab es ein Mitspracherecht? Ich weiß es nicht, kann es mir aber nur schwer vorstellen (lasse mich aber gerne aufklären).

So werden am Ostermontag alle, die nicht „Nerv nicht!“ sagen (also mehr als genug), einen Flyer und ein Knicklicht bekommen. Freilich entsteht daraus keine koordinierte Choreo, dass man solche Utensilien aber um und bei Einlauf einsetzt, dass dürfte mittlerweile gelernt sein. Da ist es doch ein glücklicher Zufall, dass ausgerechnet zu diesem Spiel noch mal drum gebeten wird die bösen, gefährlichen Wunderkerzen zu Hause zu lassen. Es wäre doch schade, wenn das bunte Knicklichterbild durch nervig funkelnde Wunderkerzen getrübt wird. Der Sponsor freut sich und alle halten sich brav an die Regeln, wie es unser Spießerpräsidium sich wünscht.

Doch nicht genug an Benefit, wenn ihr, liebe Vereinsverantwortlichen, noch Nebelmaschinen aufstellt, dann wirkt das vielleicht wie eine echte Pyroshow und wir können endlich aufhören von der Legalisierung zu reden. Just kidding!

Nehmt keine Knicklichter, bringt im Zweifel Wunderkerzen mit und unterstützt die Choreo gegen Homophobie! Alerta!

Auch gut: Publikative.org zum Thema

Tot geglaubt und doch vorhanden

Dieser Text erschien ursprünglich im transmitter 0313, der Programmzeitschrift des Freien Sender Kombinats Hamburg.

Nazis in den Fußballstadien

Ultras sind seit Monaten ein medialer Dauerbrenner. Als Ende letzten Jahres ein mittlerweile abgemildert verab- schiedetes Sicherheitskonzept des Ligaverbands diskutiert wurde, formierte sich schnell ein breiter Protest. Unter dem Motto „12:12 – Ohne Stimme keine Stimmung“ tat sich ein Großteil der Ultras und anderer Fans in Deutschland zusammen. Nur wenige Gruppierungen nahmen unter Verweis auf die dort gebildete Querfront nicht oder nur eingeschränkt teil. Die Protest- aktion war ein Erfolg und es waren auch die Fans, die zur Versachlichung der medialen Debatte um Gewalt, Randale, Pyrotechnik und sichere Stadien beitrugen.

„Ultrà“ ist ein Import aus Italien und gilt in Deutschland mittlerweile als größte Jugendkultur. Doch während sich in Italien der politische Straßenkampf ins Stadion verlagerte, gilt für die meisten deutschen Ultragruppen Politik als nicht mit dem Fußball vereinbar. Die wenigsten Ultragruppen in Deutschland positionieren sich politisch. Ausnahmen stellen beispielsweise Ultrà Sankt Pauli oder Filmstadtinferno Babelsberg als linke Gruppen, Inferno Cottbus als einzige offen rechte Gruppe*. Dabei ist der Einsatz gegen Kommerzialisierung und „für den Erhalt der Fankultur“ durchaus politisch. Darüber hinaus jedoch bedeutet die „unpolitische“ Schiene nur allzu oft eine Offenheit gegenüber rechtem Gedankengut.

Als die offen agierenden Neonazis und Reichskriegsfahnen aus den Fankurven verschwanden, kamen die Ultras in den Kurven auf; es wird ihnen als Verdienst angerechnet. Dabei ist der Zusammenhang gar nicht so deutlich: Das Erstarken der Ultrakultur fällt in den Zeitraum, in dem die extreme Rechte in Deutschland ihren Strategiewechsel vollzog. Die tumbe Naziglatze war verpönt und hatte ausgedient. Es galt, junge Menschen für rechten Lifestyle zu begeistern. Das Konzept der Autonomen Nationalisten entpuppte sich dabei als äußerst kompatibel mit der jungen deutschen Ultrakultur. Die gefühlte Einheitlichkeit der Fans im Protest konnte den politischen Konflikt unter den Ultras nur ähnlich notdürftig verschleiern wie das Schlagwort „unpolitisch“. Im Januar gab die linksorientierte Gruppe „Aachen Ultras“ (ACU) ihren Rückzug aus dem Stadion bekannt.

Seinen Anfang nahm der Aachener Konflikt im Sommer 2010. Eine kleine Gruppe hatte sich wegen unterschiedlicher Auffassungen von Ultrà von der Gruppe ACU abgespalten und binnen kurzer Zeit diverse Jungmitglieder der ACU um sich geschart. Die „Karlsbande Ultras“ (KBU) waren geboren. Dabei spielten auch politische Themen eine Rolle – so akzeptierten KBU Mitglieder die Neonazis am Aachener Tivoli als Teil der Fanszene, während ACU Nazis strikt ablehnten. Das Versprechen von Party und Gewalt schien vielen jungen Ultras attraktiver als kritisches Denken.

Die Trennung politisierte die Aachen Ultras zwar nochmals, sie führten aber fortan ein Randdasein. Die Karlsbande biederte sich schnell beim Rest der Fanszene an, darunter auch die extrem rechte Hooligangruppe Westwall, mit der es mittlerweile diverse Überschneidungen gibt. Von Doppelmitgliedschaften einzelner Leute über eine gemeinsame Zaunfahne bis zum Kampfsporttraining ist die offiziell „unpolitische“ Karlsbande mit den Nazihools vom Westwall verbandelt. Westwall besteht unter anderem aus Mitgliedern der seit 2012 verbotenen „Kameradschaft Aachener Land“. Mitglieder der „Kameradschaft Alsdorf Eupen“ und weitere Einzelpersonen der extremen Rechten finden sich ebenso in der Aachener Hool-Kombo.

Die Aachen Ultras, die immer wieder auf die Verbindungen zwischen Karlsbande, Westwall und der Aachener Neonaziszene hinwiesen, galten am Tivoli schnell als Nestbeschmutzer und „szenespaltende Sambatruppe“. Von der Stadionöffentlichkeit und dem Verein wurde die politische Dimension des Aachener Fankonflikts stets heruntergespielt. Gerne wurde er zur Auseinandersetzung zweier gleichsam schuldiger Gruppierungen gemacht. Wenn politische Aspekte in die Beurteilung des Konflikts mit einflossen, war die Agitation der ACU das Problem, nie jedoch die rassistischen Einstellungen bei Teilen der Aachener Fanszene. Ähnlich sah das dem Vernehmen nach sogar der Fanbeauftragte. Der mangelnde Rückhalt sorgte letztlich dafür, dass die Gruppe ihr Engagement im Stadion eingestellt hat.

In Braunschweig versucht die Gruppe „Ultras Braunschweig 2001“ (UB01) nach vier Jahren Exildasein bei Wasser- und Handballspielen der Braunschweiger Eintracht wieder erste Schritte ins Fußballstadion. Der Konflikt in Braunschweig ist dem Aachener sehr ähnlich. Hier wurden Mitglieder aus der Gruppe UB geworfen, die eine neue Gruppe gründeten und rasch größer als die alte wurde. Auch hier wurden die Überbleibsel der alten Gruppe nach der Spaltung stärker (links) politisiert, während der Großteil der Braunschweiger Ultras sich in der „unpolitischen“ „Cattiva Brunsviga“ wiederfand. Die Gruppe Cattiva pflegt gute Kontakte zur Braunschweiger Hooliganszene, unter anderem der „Kategorie Braunschweig“ und den „Fetten Schweinen Braunschweig/Hungerhaken“ – ihrerseits Neonazis und mit der extremen Rechten verbandelt. Eine Broschüre der „Initiative gegen rechte Hooligan-Strukturen“ zeigt die Verbindungen der Braunschweiger Hooligan- und Neonazi-Szene. (Download: nonazisbs. blogsport.de).

Am Wochenende der Veröffentlichung dieser Broschüre besuchten UB01 gemeinsam mit anderen Ultras, Antifas und Journalist_innen das Heimspiel von Eintracht Braunschweig gegen VfL Bochum. Obwohl die Gruppe in die Nordkurve ging, also weit weg vom Braunschweiger „Szenebereich“, kam es zu Durchbruchversuchen von Kategorie Braunschweig und anderen Hooligans. Die Gruppe musste unter Polizeischutz mit einem Shuttlebus aus dem Stadion gebracht werden.

An viele Elemente von „Ultrà“ kann extrem rechte Ideologie gut anknüpfen, gerade bei politisch noch nicht gefestigten Jugendlichen. Das macht die „unpolitischen“ Gruppen so gefährlich und linke Gruppen so notwendig. Wenn sich, wie in Aachen, junge Menschen zum Programm der „Unpolitischen“, dem zwanglosen Gesaufe, Pöbeleien und ein bisschen Gewalt stärker hingezogen fühlen, kommen sie in Berührung mit rechtem Lifestyle. Das fängt bei Musik von den Onkelz und Frei.Wild im Auswärtsbus an und kann zum Wiesensparring mit der Kameradschaft Aachener Land führen.

Die Isolierung von Neonazis und extremen Rechten durch die Mehrheit der Fans ist notwendig, doch die meisten folgen der verinnerlichten Extremismustheorie. Sie nehmen vor allem die offene Agitation der „Linksextremisten“ als Problem wahr. Die Rekrutierung von Nachwuchs durch Rassisten und extreme Rechte geschieht meist im Verborgenen. Hinzu kommt ein verbreiteter Alltagsrassismus der Mehrheitsgesellschaft. Beides lässt extrem rechte Ideologie in den Augen der Masse zur Privatsache werden. Dadurch fehlt linken Gruppen die so wichtige Unterstützung. Dies und nicht die Pyrotechnik ist derzeit wohl die größte Gefahr in den Stadien derRepublik.

*Update 05.03.2013 – 19:07: Ursprünglich schrieb ich Inferno Cottbus sei die einzige offen rechte Ultràgruppierung in Deutschland. Das stimmt jedoch nur halb. Es gibt keine Stellungnahme der Gruppe, in der sie sich als politisch rechts äußern. Andererseits machen sie jedoch aus ihrer Einstellung keinen großen Heel, wie eine kurze Google Suche offenbart. Neben ihnen agieren auch die NS Boys (der Name ist kein Zufall, wenngleich er offiziell “nur” für “New Society” steht) aus Chemnitz durchaus offen rechts. Sie wenden sich sogar explizit in einer Stellungnahme gegen “Linksextremismus” im Stadion und ziehen daraus die Konsequenz selbst auch politisch handeln zu müssen. Wie im Text ersichtlich sind das nicht die einzigen Gruppen mit Neonazis in den Reihen und Verankerung in Neonazi-Strukturen, aber wohl die zwei herausragend offen auftretenden.

Rave for Riot. Soliparty in der Roten Flora

Am 9. März gilt es wieder Solidarität zu feiern. Neben Partizan Minsk, für die die Skinheads im Linken Laden zum Solikonzert bitten brauchen auch Hamburger Antfiaschist_innen wieder Unterstützung. Antifa geht leider nicht immer ohne Ärger – sei es mit Nazis oder dem Staat. Dieses mal sind es Prozesskosten, die Solidarität nötig machen. Lässt sich aber je angenehm verbinden mit einer schicken Floraparty und leckerem Line-Up: Auf zum Solirave in die Rote Flora!

a6flyer

Gegen Nazis kann man auf vielen Ebenen protestieren, nicht immer bewegt sich der Protest im engen gesetzlichen Rahmen und nicht immer bleibt das Engagement unbestraft. Meistens sind wir schlauer, als die es sind, aber manchmal endet eine Aktion vor Gericht und das kostet viel Nerven, Zeit und Geld. Wir wollen uns solidarisch zeigen und bitten euch auf’s Parkett! Begleitet von den Rotzigen Beatz, dem Electro Mob St. Pauli, Pelle Buys und vielen weiteren DJs stampfen wir dem Morgen entgegen, als würde es diesen nicht mehr geben.
Wir bringen also richtige Musik in die falschen Verhältnisse und laden zum Tanz in der Roten Flora , um 23 Uhr geht’s los!

Be careful with each other so you can be dangerous together!

Das Lineup zum reinschnuppern:

Pelle Buys [you know] Pelle Buys on official.fm

M.Baskind [Rotzige Beatz] M.Baskind on Soundcloud

herrhoppe [Rotzige Beatz] herrhoppe on Soundcloud

Mokt Blied [HedoBar] Mokt Blied on Soundcloud

Hocker [EM:SP & fr. gorbatschowa] Hocker on Mixcloud

arktik.OS [EM:SP & MusikZimmer159] arktik.OS on Soundcloud

Doc Strange [EM:SP]

Else Else on Soundcloud

Andi Valent

shlomit [hategermany] shlomit on Soundcloud

Fritz Holzhauer

via basch fanzine | facebook

Basch für Alle! Basch für lau!

Und alle so “YEAH!”

Gestern Nachmittag hatte die Unruhe der letzten Tage ein Ende, die Basch #25 ist eingetroffen. 25.000 Stück, für quasi jeden braun-weissen Stadiongänger ein Exemplar, verteilt an den Eingängen und auf den Sitzen im gesamten Stadion. Jetzt schon mal ein Dank an alle, die bei Herstellung und vor allem der Verteilung helfen. Besonderer Dank geht an Jules (juleswenzel.de) für das tolle Cover.
Bis Sonntag, endlich startet die Rückrunde und die Cottbusser Krebse werden abgekocht!

basch25

 

via Basch-Fanzine

Hier auch noch mal der Ankündigungstext zu dieser unfassbar tollen Aktion:

Hallo St. Pau­li-​Fans,

für unser klei­nes Ju­bi­lä­um zur 25. Aus­ga­be der BASCH möch­ten wir nicht das Stan­dard­pro­gramm ab­spu­len. Zum Heim­spiel gegen En­er­gie Cott­bus er­scheint die BASCH daher nicht wie ge­wohnt in 900er-​Auf­la­ge, son­dern als Son­der­aus­ga­be in der atem­be­rau­ben­den Auf­la­ge von 25.​000 Ex­em­pla­ren. Sie wird über­all im Sta­di­on kos­ten­los ver­teilt, sowie im Vor­feld auf allen Sitz­plät­zen aus­ge­legt, da wir uns ganz be­wusst an alle St. Pau­lia­ne­rin­nen und St. Pau­lia­ner im Sta­di­on wen­den möch­ten. Es wurde uns oft na­he­ge­legt, mehr und vor allem grö­ße­ren Krei­se von uns und un­se­rer Rea­li­tät zu er­zäh­len, was wir nur zu gerne wahr­neh­men. Die #25 be­leuch­tet die Welt der Ul­tras von Sankt Pauli und möch­te allen In­ter­es­sier­ten aus an­de­ren Sta­di­on­be­rei­chen einen Ein­blick in die braun-​weiß-​ro­te Süd­kur­ve bie­ten.

Wir freu­en uns ein­mal das ganze Sta­di­on mit­neh­men zu kön­nen und damit all denen näher zu kom­men, die nor­ma­ler­wei­se zu­min­dest in­halt­lich nicht von uns er­reicht wer­den.

SANKT PAULI – DEIN HERZ SIND DEINE FANS – UND ES SCHLÄGT!

Coerenti, liberi, ribelli. ZIZZA LIBERO!

Die Mädels und Jungs von USP bitten zum Solidaritätstanz und das Lichterkarussell lässt sich natürlich nicht lumpen zu diesem wichtigen Anlass die Werbetrommel zu rühren. Konkret geht es um den Genossen Zizza aus Venedig, der nach Stress mit Nazis im Knast sitzt. Doch bevor Musik in die Glieder fährt, gibt es ein bisschen Input für die grauen Zellen: Aufklärung in Sachen Linke Politik bei Ultras von Eintracht Braunschweig. Pflichttermin!!

Nach dem Fest ist vor dem Fest, und zwischen den Tagen macht das Feiern besonders viel Spaß! Der Anlass zu dieser doch recht spontanen Soli-Party bietet allerdings weniger Grund zum Freude.

Wie ihr bestimmt schon in der Basch gelesen habt, haben unsere Freunde von VeneziaMestre schlimme Probleme mit Faschos & Justiz. Nach einer Auseinandersetzung mit rechten Ultras der Gruppe „Vecchi Ultrà“ im November sitzt unser Freund Zizza nun schon mehrere Wochen im Knast. Die Zustände im Gefängnis sind schlimm und die Kosten für den bevorstehenden Prozess werden hoch sein! Nun liegt es an uns Solidarität zu zeigen und Geld zu sammeln und genau dafür bietet dieser Abend die perfekte Basis!

Passend zum Kontext der Party wird es vorab eine Infoveranstaltung über Linke Ultras bei Eintracht Braunschweig geben. Der Vortrag wird von den „Ultras Braunschweig“ gehalten und beginnt um 19:30 Uhr. Anschließend wird die Electro-Pop Band E123 ein Konzert geben, danach wird es reichlich Musik vom Teller geben, es dürfte für jedes Holzbein etwas dabei sein!

E123 (Live, Electro-punk)
Bumper M.
(Reggae)
Stoecker Stereo (HipHop)
Si.Kurd (Techhouse)
TBC..

In aller Kürze:
28.12.2012
19:30
Knust
5€ + Soli
Keine Ausreden!

Update 28.12.2012
Das ganze wird etwas erfreulicher:

Wir haben Grund zu feiern!
Zizza wurde heute vorläufig aus der Haft entlassen und kann den Jahreswechsel bei seiner Familie verbringen. Natürlich ist es weiterhin wichtig Geld zu generieren um den anstehenden Prozess zu finanzieren.

Um noch länger mit euch tanzen zu können, haben wir kurzfristig noch Hocker vom Electro Mob Sankt Pauli verpflichtet. Früh nach Hause muss morgen jedenfalls niemand, getanzt wird bis der Bäcker aufmacht!

Bis nachher im Knust

Wahre Fans? Wahrhaft schwachsinnig!

von Hugo Kaufmann und Tom Machir

Den Ikens, Wenigs, Rosenfelds, Dierengas, Friedrichs, Neumanns, Schünemanns, Wendts, Jekys, Kuschelpunkers, Sparschälers etc. dieser Welt gewidmet – Krause, Wöckener, ihr seid ganz ok 😉

Kaum ist das Sicherheitspapier verabschiedet, kaum hat die öffentliche  Meinung scheinbar erkannt, die Fans seien keine unkritische, dumpfe Masse, scheint es vielen ein Anliegen zu sein die Heterogenität der Besucher in  den Stadien zu betonen. Unglücklicherweise jedoch wird der erst jüngst eingeschlagene Weg der sachlichen Debatte in diesem Zuge postwendend verlassen. Dabei wird zum Beispiel von „wahren Fans“ gesprochen. Die Mainzer Fangruppe „Meenzer Metzger“ spricht in einem offenen Schreiben an einen Protagonisten des neu entdeckten Themas, Harald Strutz, von einem Keil der zwischen die Fans getrieben würde und selbst im nicht gänzlich unkritischen Text des Abendblattschreibers Matthias Iken finden sich Elemente der Wahr-Falsch-These, wie wir die  Kategorisierung von Fans in richtige und eben nicht so richtige mal nennen möchten. Das Bemerkenswerte an dieser These ist, das der erfolgenden Kategorisierung offensichtlich keinerlei belastbare Kriterien zugrunde liegen. Die Autoren dieser bestenfalls glossenjournalistischen Beiträge bewegen sich damit auf unterstem Stammtischniveau. Grund genug die Debatte um die Fans, Stadionerlebnis und Gewalt zu ihrer jungen Seriösität zurückzuführen. Zeit einen Blick auf die Stufen und Plastikschalen deutscher Stadien zu werfen und dabei auch die Selbstkritik nicht zu kurz kommen zu lassen.

Vorab gilt es festzustellen, dass die Unterscheidung in gute und schlechte, wahre und falsche Fans grundsätzlich wenig zielführend ist. Offensichtlich entsteht sie jedoch aus dem Gefühl, es gäbe so etwas wie qualitativ zu wertende Unterschiede zwischen Fans. Wird über Ultras berichtet, ist nicht selten die Rede davon, dass sie sich als die wahren Fans sähen, oder es gar seien. Diese Behauptung muss ja beinahe schon in einem Abwehrreflex all jener münden, die sich nicht als Ultras definieren und sich durch derartige Thesen in ihrer „Fanwürde“ verletzt sehen. Die Behauptung als solche ist aber so schon nicht haltbar. Gerade bei älteren Ultras, so ist es zumindest unsere Erfahrung, gibt es eine solche Haltung nicht. Am ehesten noch gibt es eine Erwartung für das eigene ungewöhnlich hohe Engagement eine gewisse Form von Respekt zu erfahren – nur stellt das keine Wertung von irgendetwas dar. Manch (junger?) Ultrà mag sich vielleicht auch für einen besseren Fan halten, das jedoch ist einerseits als Freiheit der Jugend zu verbuchen und sollte andererseits von einer pluralistischen Stadiongesellschaft ausgehalten werden können. Wohl wissend, dass sich das ungestüme Verhalten ohnehin in der Regel „herauswächst“.

Statt entsprechender Gelassenheit fußt bei manchem Fan und Journalisten ein halbes Weltbild auf dieser unzutreffenden Annahme. Das angenommene Besserfan-Dasein der Ultras wird diesen daraufhin unisono abgesprochen und stattdessen auf die Restmenge der Stadionbesucher umgemünzt. Distinktion at its best. Nun sind es wieder die Ultras, die den Frieden stören und wir sind wieder bei den 99% friedlicher Fans, denen die ewig meckernden und randalierenden Ultras ohne Einsicht gegenüber stehen. Dabei ist es schon erstaunlich, wie ambivalent und kontextabhängig die Wahrnehmung dieser Subkultur ist.

Wir möchten das nicht mal auf Ultras beschränken, zumindest am Millerntor wird es den Realitäten nicht gerecht. Hier engagieren sich diverse Fans im und um den Verein. Es gibt einen hohen Organisationsgrad, auch jenseits des „Gesangsteppichs“ mit verhältnismäßig langer Geschichte. Schon lange bevor mit USP eine neue Generation von Fans sich vor 10 Jahren anschickte, den Support im Stadion wieder zu beleben (ja, der war weitestgehend tot – sagen auch viele die mit der Supportform nichts anfangen können), waren Fans organisiert und brachten ihre Meinungen ein. Sogar Pyro soll es schon weit vor den ersten Anfängen der Ultrà-Kultur am Millerntor gegeben haben.

Im nunmehr verabschiedeten Sicherheitspaket der DFL gibt es unter anderem einen Punkt, der die Vereinsführungen anhält den Austausch mit den eigenen Fans zu suchen. Hier stellt sich grundsätzlich die Legitimationsfrage. Lange hat das aktuelle Präsidium gehadert, den Ständigen Fanausschuss als Gremium zu akzeptieren, dass die Fanszene repräsentieren kann und auch jetzt gibt es wieder Gedankenspiele einen Fanbeirat einzurichten. Wie ein legitimes Gremium aussehen kann und soll, dazu gibt es freilich wenig substantielle Ideen. Unser Präsidium ist legitimiert für unseren Verein zu handeln, da wir es gewählt haben. Durch den zurückgezogenen Abwahlantrag gegen einen Vizepräsidenten ist unser Präsidium als Ganzes zur Amtshalbzeit ein weiteres Mal legitimiert worden, so man den Antrag als „Vertrauensfrage von unten“ sieht. Meinungen dadurch sei vieles kaputt gegangen sind unseres Erachtens nicht haltbar. Stattdessen kann man die Vorgänge als „reinigendes Gewitter“ werten, aus dem der Verein in seiner Gesamtheit gestärkt   hervorgegeht – wenn denn daraus auch die richtigen Schlüsse gezogen werden.

In Demokratien legitimieren sich Regierungen im Spannungsfeld von Effizienz (Output-Legitimität) und Inklusion (Input-Legitimität). Großbritannien galt lange Zeit zu Recht als das klassische Paradebeispiel für eine Mehrheitsdemokratie, deren Regierungen sich via Effizienz legitimieren. Deutschland oder Österreich hingegen sind eher konsensuale Demokratien. Legitimation wird hier stärker über Inklusion und Partizipation erreicht, als über Effizienz.

Littmann war ein Präsident, der seine Legitimität über die Effizienz bezogen hat. Anstatt möglichst alle Meinungen einzuholen, war er ein Macher und ließ sich an seinen Taten messen. Er hatte Freunde und Feinde, Fürsprecher und Gegner, das liegt in der Natur der Sache. Als erster Präsident des FC Sankt Pauli seit Jahren hat er es aber geschafft, ein Stadionbauprojekt anzustoßen, das Realität werden sollte. Das legitimierte ihn – neben der Wahl versteht sich. Das jetzige Präsidium des FCSP ist da gegenteilig einzuordnen. Es hat keinen „starken Mann“ in erster Reihe stehen. Präsident Orth wird gerne profillos genannt. Mag sein, dass das stimmt. Was in jedem Fall stimmt, ist dass dieses Präsidium die Partizipation und die Inklusion braucht. Es muss seine Vereinsmitglieder anhören, sie mitnehmen. Das Präsidium versteht sich als Team und es tut gut daran, das Team nicht nur mit 5 Spielern auflaufen zu lassen, sondern Verein und Umeld mitzunehmen. Nicht zuletzt deswegen ist es so interessant, wie die Kommunikation zwischen Basis und Führungsetage funktioniert.

Die Fragen, die sich also stellen sind, wie kann eine Fanvertretung legitimiert sein und inwiefern muss sie es überhaupt? Wie können, sollen und dürfen Fans ihre Interessen artikulieren und wie sind sie im Bild, in dem das Präsidium als Regierung gedacht wird einzuordnen?

Ein Aspekt, warum heute überhaupt Konflikte auch innerhalb der Vereine und zwischen Vereinsführungen und Fans entstehen ist in einem grundsätzlichen Wandel zu begründen. Früher galten Vereine hauptsächlich aktiven und ehemaligen Sportlern. Die Clubführung handelte normalerweise weitestgehend autonom. Die Fans, so überhaupt vorhanden, standen klar außerhalb des Vereins und hatten kaum eine Stimme. Heute sind Vereine gewachsen. Sie sind, gerade im Profifußball, mittlere bis große Wirtschaftsunternehmen, mancherorts noch auf Vereinsbasis, anderenorts als „komplette“ Kapitalgesellschaften. Dort, wo es den Verein noch als einen solchen gibt, stellen Fans zumeist die Mehrheit der Vereinsmitglieder. Da der Verein die Gesamtheit aller Mitglieder repräsentiert, sind Faninteressen somit automatisch auch Vereinsinteressen und Fans sind daher berechtigt und in der Lage, ihre Stimme zum Wohle des Vereins zu artikulieren. Die Zuschauerstruktur in den Stadien ist nicht mehr so proletarisch geprägt, wie in den 1980ern. Stattdessen hat sich der Fußball vom „Volkssport“ zum „Gesellschaftssport“ gewandelt. Viele Mitglieder und Fans sind hoch qualifiziert und es aus ihren Fangruppierungen gewohnt, Prozesse selbst zu gestalten. In Teilbereichen organisieren (und analysieren) einfache Fans und Mitglieder heute besser als Vereinsführungen mit hauptamtlichem Unterbau. Hieraus leitet sich ein höherer Wille zur Partizipation und eine geschärftes Problembewusstsein ab, das auch zu Unwohlsein bei vermeintlich oder tatsächlich vorhandenen Unzulänglichkeiten der Clubs und Verbände führt.

USP Aufruf zur Mitgliederversammlung. (Quelle: USP)

Zumindest im Fall Sankt Pauli spielt natürlich auch die historische Komponente in die Kultur von Fanorganisation hinein. Aus Hafenstraßenbesetzerzeiten sind es Fans am Millerntor traditionell gewohnt nichts geschenkt zu bekommen und mit wenig Mitteln möglichst viel zu erreichen. Aus dieser Do-It-Yourself-Kultur bildeten sich einige Organisationstalente heraus. Auch die Ultràbewegung ist stark vom „DIY“-Ansatz geprägt, was insofern auch als eine Ursache des Partizipationswillen gedeutet werden könnte.

Traditionell ist eine Beteiligung der Mitglieder an der Führung des Vereins nur über die  – normalerweise jährlichen  – Mitgliederversammlungen vorgesehen. Hier können Vereinsorgane wie Präsidium und Aufsichtsrat gewählt und abbestellt, außerdem der Vereinsführung bindende Aufträge erteilt werden. Eine Beschränkung der Inklusion des Mitgliederwillens auf diese Möglichkeiten erscheint aber immer weniger angemessen zu sein. Für eine so relativ selten stattfindende Veranstaltung sind die Geschwindigkeit des Wandels, die Vielzahl und Vielfältigkeit der innerhalb eines Jahres auftretenden Herausforderungen zu hoch. Auch sind viele Themen so komplex, dass eine ausreichend sorgfältige Diskussion den Rahmen einer Versammlung sprengt.

Damit kommt einfachen Mitgliedern und Fans auch außerhalb der Mitgliederversammlungen  keine Bittstellerrolle zu. Ganz im Gegenteil: die Vereinsführung sollte die Partizipation der Mitglieder und tlw. auch des weiteren Umfelds an der Erarbeitung und Entscheidung von Themen fördern, sind sie doch auf den Input von Fans angewiesen. In der öffentlichen Wahrnehmung wird dieses Verhältnis leider gerne verdreht.

Unabhängig von einer Vereinsmitgliedschaft sind Fans immer und in erster Linie Fans und stellen damit für den Verein das dar, was die Gesellschaft für den Staat ist. Sie sind von Entscheidungen betroffen und sie halten den Verein mit ihrem Kapital und natürlich ihrer Hingabe am Leben.

Zwischen Staat und Gesellschaft sollen Interessenverbände vermitteln. Die Führungsetage eines Fußballvereins braucht wie die Regierung eines Staates die Expertise und die Informationen aus der Gesellschaft um überhaupt angemessen handlungsfähig zu sein. Ferner wird die Gesellschaft über Interessensvertretungen in die Entscheidungsprozesse eingebunden. Natürlich sind im Staat längst nicht alle in der Gesellschaft vertretenen Interessen organisiert und nicht alle Interessenvertretungen finden gleichen Zugang zur Politik. Dennoch darf gelten, dass je mehr Interessen angehört werden, desto legitimierter ist die Politik von Seiten der Gesellschaft. Dabei ist es beinahe paradox, dass durch dieses Mehr an Teilhabe die Demokratie in der Wahrnehmung geschwächt wird. Die Transparenz nämlich sinkt durch diese Inklusion. Die Aggregation von Interessen widerspricht dem Grundsatz einer liberalen Demokratie („One Man, one Vote“), denn die Interessenvertretungen freilich sind nicht immer durch Wahlen legitimiert. Sie haben jedoch Ressourcen, wie die vertretenen Mitglieder im Rücken. Daraus resultiert ein nicht gänzlich aufzulösendes Legitimationsdilemma, das lediglich durch möglichst große Transparenz und offenen Interessenvertretungen reduziert werden kann. Grundsätzlich ist es erstmal gut, wenn aus der Gesellschaft Interessen in die Politik getragen werden und die Entscheidungsträger so aus ihrer Informationsblase herausgerissen werden. Beim Fußball verhält sich das nicht anders.

Dass Ultras und andere aktive Fans sich organisieren und ihre Interessen einbringen ist also völlig legitim und sogar wünschenswert. Beim FC St. Pauli ist das Legitimitätsdilemma darüber hinaus bei weitem nicht so groß, wie es im Staatsbeispiel sein kann. Es ist selbsterklärend, dass unser Präsidium nicht für jeden Furz 19 Millionen angebliche Sympathisanten befragen kann, die mal irgendwann gesagt haben, dass sie den FC Sankt Pauli ja ganz töfte fänden. Wer sich aber zumindest durch unregelmäßige Stadionbesuche einen Fan nennt, hat alle Mittel und Wege seine Stimme in die Waagschale zu werfen. Die Wege beim FC Sankt Pauli sind sogar so kurz, dass alle dem Präsidium Emails schreiben können, um ihre Meinung kund zu tun. Erstaunlicherweise sind die, die das tun, in der Regel an einer Hand abzuzählen.

Im Allgemeinen können sich ALLE Fans organisieren zumal das mit fast keinen Hürden verbunden ist. Es braucht 5 Gleichgesinnte und insgesamt 30 Euro Jahresbeitrag um einen Fanclub zu gründen der den Fanclubsprecherrat wählt. Hier findet direkte demokratische Legitimierung der eigenen Interessenvertretung statt. Mit dem FCSR steht allen Fanclubs ein zuverlässiger Ansprechpartner zur Verfügung. Es ist also nicht schwer sich zu organisieren und durchaus von Vorteil. Organisierte Fans sind aber (wir wiederholen uns, weil wir es müssen) keine besseren Fans als der Sympathisant, der noch nie am Millerntor war – der Einsatz für den Verein bleibt jedem überlassen und daraus leitet sich keine Wertigkeit ab – aber sie sind besser informiert, besser vernetzt und im Zweifel auch eher von negativen Entwicklungen betroffen. Und ja sie tragen einen erheblichen Teil zum Stadionerlebnis (ob sicher oder nicht) bei. Sie sind dabei genauso Bestandteil wie der Sitzplatzfan (und sitzen und organisiert sein schließt sich nicht aus, wie beim FCSP nicht nur die „Oldtras“ und die „Desorganisierten“ beweisen), der lediglich mit seinem Fanschal in das Stadion kommt, nur ist ehrlicherweise letzterer eventuell einen Tick leichter zu ersetzen – das will aber ja niemand!

Logo des Fanclubsprecherrats (Quelle: FCSR)

Durch ihr Wissen und ihren Erfahrungshorizont, durch ihre lebendige Diskussionskultur und auch ihre Heterogenität, sind Fanstrukturen wie der StFA, der in toto eine ganze Menge regelmäßiger Stadionbesucher (Heim wie Auswärts) und Vereinsmitglieder repräsentiert, durchaus legitime und wichtige Ansprechpartner für die Vereinsführung. Ein Fanbeirat, wie er von unserem Präsidenten angeregt wurde, sollte entsprechend nicht von oben installiert werden. Wenn der Bedarf gesehen wird sollte er aus der Mitte der Fans entwickelt werden. Die Kanzlerin bestimmt ja auch nicht den DGB-Vorsitzenden. Dass also ein Votum eines Gremiums, dass eine große Menge von Fans und Mitgliedern vertritt mehr Gewicht hat, als eine Einzelmeinung liegt in der Natur der Sache. Ein solches Gremium muss nicht die Meinung aller vertreten, kann es auch gar nicht. Das Schöne an einer pluralistischen Gesellschaft ist doch die Vielfalt, auch die der Meinungen und Interessen. Die Herausforderung für unser Präsidium ist es, möglichst vielen dieser Interessen gerecht zu werden. Wenn es aber nur die Verfechter einer „Interessenrichtung“ schaffen sich und ihre Anliegen zu organisieren, dann ist es weder hilfreich noch zeugt es von sonderlich großem Demokratieverständnis, diesen dann den Status eines vollwertigen Mitglieds der Subgesellschaft abzusprechen. Es mag ja sein, dass die aktive Fanszene (wie auch immer man sie fassen mag) in der Minderheit ist, aber es ist nicht ihre Schuld, dass große Teile der restlichen Fans sich und ihre Interessen nicht artikulieren und organisieren können oder wollen. Es ist dann auch unangemessen und undemokratisch, der „schweigenden Masse“ eine bestimmte, homogene Meinung zuzusprechen, wie es gerne von Vereinsführungen und Verbänden zur Begründung der Legitimation ihrer Entscheidungen getan wird. Wer sich nicht wahrnehmbar artikuliert, enthält sich seiner Stimme.

Noch ein Mal: niemand ist besserer oder schlechterer Fan. Niemand schreibt jemandem vor, wie Fansein auszuleben sei. Nur darf sich auch niemand beschweren, dass sich interessierte Fans zusammenschließen und dadurch ein größeres Pfund in der Hand haben. Wo bleibt die Gründung der deutschlandweiten Liga der außergewöhnlichen Klatschpappenfans gegen Pyrotechnik oder so was? Niemand würde sich dagegen wehren, im Gegenteil das wäre total erfreulich.

Nur zeugt es eben von schlechtem Stil, wenn der eigene Frust, die eigenen Komplexe und die Paranoia auf eine Gruppe projiziert werden. Andere Fans sind weder weniger echt noch unter einen generellen Kriminalitätsverdacht zu stellen. „Wer nichts zu verbergen hat“-Rhetorik  sollte sich eigentlich mittlerweile selbst als Unterkomplex enttarnen. Es ist doch schon erstaunlich, dass gerade das bürgerliche Spektrum seine eigene Herrschaftsform ganz offensichtlich nicht verstanden hat. Bezeichnend jedoch, dass diejenigen, die sich demokratisch organisieren und verhalten, aus der Gesellschaft ausgeschlossen werden sollen.

Die Demokratie ist mitnichten perfekt. Sie ist wohl besser als jede Diktatur, aber sie hat ihre Schwächen und sie produziert ihre Ungerechtigkeiten. Die Revolution ist derzeit aber nicht in Sichtweite und so hat man sich wohl oder übel erst mal mit ihr zu arrangieren. Aktive Fans und Ultras spielen ihre Rolle in der Demokratie besser als mancher Innenminister, der in den 1970ern mal ne Mark für den Stehplatzbereich bei Bayern Hof bezahlt hat aber ganz offensichtlich gar keine Ahnung vom Thema seiner Wahl hat, mancher Polizeigewerkschaftler, der als Scharfmacher der Nation eine ruhigere Debatte fordert oder mancher Journalist, der sich ernsthaft darüber wundert, dass eine Vereinsführung das Votum seiner Mitgliederversammlung respektiert. Es stünde all jenen doch sehr gut zu Gesicht, sich ein Beispiel an diesem Demokratieverständnis zu nehmen. Das ganze Gejammer und Gewimmer um wahre Fans ist nicht weniger als ein Zeugnis eines mangelhaften Demokratieverständnisses. Vielleicht ist es geprägt vom politischen Programm des Neoliberalismus, in dem in Extremismustheorie, Leistungswahn und „Sozialschmarotzer“-Denunziation eine Absage an den Pluralismus ihren Ausdruck finden.

Gemeinsam Laut: Fußballfans

Beim FC Sankt Pauli mag die Organisation besser funktionieren als anderswo. Ein Rummenigge wird vermutlich nie einen Fan als Gesprächspartner auf Augenhöhe akzeptieren. Hier liegt es an den Fans sich weiter zu organisieren, sich zu koordinieren und für ihre Interessen einzustehen. Wenngleich es genug Probleme in den Fanszenen und mit Fans gibt, hier seien nur die Kurven genannt, in denen Nazis geduldet oder gar hofiert werden, es hat sich doch gezeigt, dass Fußballfans heute in der Lage sind sich zu organisieren und willens sind an demokratischen Prozessen zu partizipieren. Wer einen solchen Organisationsgrad für sich nicht will, wer es vielleicht gerade mal schafft alle vier Jahre sein Präsidium zu wählen, wenn überhaupt, der sollte sich nicht darüber beschweren, dass seine Stimme nicht gehört wird. Denn eins sollten doch gerade Fußballfans praktisch seit jeher wissen, gemeinsam sind sie lauter!

Mitgliederversammlung des FC Sankt Pauli im Jahr 2012

Am 26.11.2012 zieht es uns wieder ins CCH um in stundenlangem Gähnwettbewerb die Geschicke unseres Vereins zu lenken, bei viel zu hohen Getränkepreisen und schlechter Bockwurst. Sei es drum, geschissen sei auf die Längen, auf die Preise, auf das Asbest in den Wänden. Diese Veranstaltung ist wichtig und es kann eigentlich keine Ausreden geben, dem fern zu bleiben. Gestern wurden die Anträge veröffentlicht, daher empfielt sich eine kurze Übersicht.

Anträge

1) Der erste Antrag rekurriert auf einen Artikel dieses Blogs, der zu den Meistgelesenen zählt. Dass sich nun ein JHV Antrag daraus speist, unterstreicht nur einmal mehr, welche Wellen dieser – zugegeben leicht polemische – Text und sein Hintergrund geschlagen hat. Zurecht! Mitunter könnte es an dieser Stelle das erste mal hoch her gehen. Sollte dem so sein, so ist das als komödiantische Zwischeneinlage zu verbuchen. Popcorn nicht vergessen!

Antrag: Die Mitgliederversammlung möge beschließen, die beiden auf dem Südkurvenvorplatz ausgelegten Danksagungs-Pflastersteine für Torsten Vierkant und Wolfgang Helbing zu entfernen.

Begründung: Die Pflastersteine sind keine durch die Mitgliederversammlung beschlossene Ehrung oder andersartige Ehrung durch den FC St. Pauli, wurden aber dennoch mit der Aufschrift „Der FC St. Pauli dankt …“ auf einem öffentlichen Platz ausgelegt. … Es handelt sich um eine „Ehrung“ für Verdienste für den Verein, die unter anderem im Rahmen eines Angestelltenverhältnisses erbracht wurden. … durch die unter dem Namen „Stolpersteine bekanntgewordene Ehrung von Opfern des NS-Regimes und die hierfür verlegten Gedenksteine vermitteln diese „Ehrungspflastersteine“ … ein Gefühl der Respektlosigkeit und Überhöhung.

Lichterkarussell Wahlempfehlung: Dem Antrag ist stattzugeben.

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2) Im zweiten Antrag geht es um die Erhöhung der zur Verfügung gestellten Plätze für Rollstuhlfahrer_innen. Man sollte meinen, einem Verein wie dem FC Sankt Pauli lägen Rollstuhlfahrer_innen soweit am Herzen, dass die Mindestanforderungen des Stadionhandbuchs erfüllt würden. Gerade wir, so war ich immer der Meinung haben ohnehin eine hohe Quote von Menschen mit (körperlichen) Behinderungen in unseren Reihen, eben weil wir uns gegen Diskriminierungen engagieren. Der Antrag geht nun nicht mal so weit, die Mindestforderungen des DFL Stadionhandbuches zu fordern, sondern hebt lediglich auf die der UEFA ab, die doch weit darunter liegen. Die Anpassung der Kapazität ist ein wichtiges und unterstützenswertes Anliegen.

Antrag: Die Mitgliederversammlung möge beschließen, dass das Präsidium sicherstellt, persönlich oder durch Ausübung der Gesellschafterrechte des Vereins in der Millerntorstadionbetriebsgesellschaft (MSB), dass nach Fertigstellung des Stadions, bzw. zu Beginn der Nutzung der neuen Nordtribüne eine Kapazität von mind. 180 Rollstuhlfahrerplätzen/sog. Läuferplätzen außerhalb von „VIP-Plätzen“ (Loge/Businessseats) samt Infrastruktur (Parkplätze/Toiletten/Rolli zugängliche Kioske) vorhanden sind. Dabei ist zu beachten, dass mind. 120 dieser Plätze Rollstuhlfahrern vorbehalten werden sollten (2/3). Von einer Abgrenzung der Rollstuhlfahrer in Heim- und Auswärtsfans ist nach Möglichkeit abzusehen.

Begründung: Das Millerntorstadion verfügt aktuell über 48 Rollstuhlfahrerplätze und ungefähr die gleiche Menge an sog. Läuferplätzen. Gemäß Stadionhandbuch (…) der Deutschen Fußball Liga (DFL) ist die Musterversammlungsstättenverordnung (…) § 10 zu beachten. Gemäß diesem Paragraphen ist eine Kapazität von 1% für körperlich behinderte Fans vorzuhalten, was bei einer geschätzten Endkapazität von 30.000 Zuschauerplätzen einer Kapazität von 300 Plätzen entspräche. Da jedoch anscheinend diese Regelung keine Beachtung gefunden hat, ist auch den Einreichenden dieses Antrags klar, dass das Erreichen dieser Kapazität für den FC St. Pauli respektive die MSB schlicht utopisch ist. Da jedoch der FC St. Pauli und seine Fans über die Stadtgrenzen Hamburgs hinweg für ein hohes soziales Engagement und gegen eine Ausgrenzung von Menschen aufgrund ihrer körperlichen Gegebenheiten stehen, betrachten die Einreichenden es als unabdingbar, zumindest die Richtzahl des UEFA-Stadionhandbuches zu erreichen. In diesem heißt es …, dass Rollstuhlfahrern ab einer Kapazität von 20.000 Zuschauerplätzen eine Kapazität von 150 Plätzen zzgl. 3 Plätzen je zusätzlicher 1000 Plätze zu gewähren ist. Dies bedeutet …, dass mindestens 180 … Plätze für Rollstuhlfahrer bzw. „Läufer“ vorhanden sind – eine Quote von 0,6 % der Gesamtkapazität. Nach Rücksprache (in Gremienarbeit) mit den Betroffenen bzw. dem Behindertenbeauftragten des FC St. Pauli, sehen die Einreichenden es als zwingend notwendig an, diese Anzahl an Plätzen vorzuhalten. Wir bitten daher die Mitgliederversammlung, diesen Antrag anzunehmen, im Sinne des gemeinschaftlichen Stadionerlebnisses aller Fans …

Lichterkarussell Wahlempfehlung:  Dem Antrag ist stattzugeben.

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3) Es folgt der erste wirklich kontroverse Antrag, sollten nicht schon die Pflastersteine die Halle zum Kochen gebracht haben, wird dieser Antrag es ganz sicher tun. Die Vorraussetzungen dieses Antrages könnten strukturell schlechter kaum sein, braucht es doch einer 3/4 Mehrheit um ein Präsidiumsmitglied oder das gesamte Präsidium abzuberufen. Doch wie steht es um die Chancen, dass eine solche Mehrheit auf der Versammlung erreicht würde? Das ist wahrlich schwer zu beurteilen. Fest steht, dass gerade Gernot Stenger sich den Unmut der aktiven und organisierten Fanszene zugezogen hat. Dabei geht es nicht nur, aber nicht zu kleinen Teilen, um die Rolle Gernot Stengers in der Kommission zur Ausarbeitung des umstrittenen DFL-Papiers „Sicheres Stadionerlebnis“. Andere Punkte wären sein zu geringes/lange ausbleibendes Engagement gegen die Polizeiwache / für das Museum, sowie eine moralingetränkte Grundhaltung bei Entscheidungen die oftmals völlig entgegen der Interessen von Fans ausfallen. Gerade auf das DFL Papier und die damit verbundenen Zusammenhänge stützt sich die Begründung dieses Antrags. Stenger wird darin vorgeworfen, nicht nur an den Maßnahmen mitgearbeitet zu haben, sondern diese als unterschriftsfähig bezeichnet zu haben. Außerdem habe Gernot Stenger gegenüber Fanladen und Fanvertretern diesbezüglich die Unwahrheit gesagt. In einer heute Abend erschienenen Stellungnahme zu diesem Antrag streitet Stenger beide Vorwürfe ab. Es ist für uns an dieser Stelle nicht nachvollziehbar, wie die Debatte um das Papier im Detail ablief. Es scheint jedoch ratsam, daran zu erinnern, dass wir mit Stengers Wortgewandtheit, die er aus seiner Erfahrung als Rechtsanwalt zieht, nicht selten unsere Erfahrungen machen mussten. Lässt Stenger also folgendes verlautbaren: „Dabei ging es um eine Besprechung mit dem Ständigen Fanausschuss, in der ich nach im „Kicker“ veröffentlichten Thesen – als Zusammenfassung der zentralen Maßnahmen des Diskussionspapieres – gefragt wurde, welche ich bis dato nicht kannte. Ich antwortete daher wahrheitsgemäß, dass mir diese Thesen nicht vorgelegen haben […].“ So heißt  das mitnichten, dass er nicht gelogen habe. Es liegt hier durchaus im Rahmen des Möglichen, dass die Worte so bewusst gewählt werden, dass legte man sie auf die Goldwage der Vorwurf des Lügens nicht haltbar ist, bei allgemeiner Betrachtung aber sehr wohl haltbar sein könnte. Klarheit kann letztlich nur der STFA und der AR herstellen.

Stellt sich die Frage, ob man Gernot Stenger abberufen sollte, oder nicht. Es fällt schwer hier eine klare Ansage zu machen. Es ist unklar, wie der Rest des Präsidiums auf eine mögliche Abwahl reagiert. Auch ist es schwer auszumachen, wie sich der Verlust Stengers auf die Arbeit des Präsidiums auswirkt. Grundsätzlich muss man sagen, dass es wünschenswert wäre, das gesamte Präsidium ginge. Gerade angesichts dessen, dass es keinen Antrag gibt, der das allgemeine weitere Vorgehen mit dem Präsidium begleiten lässt, macht mindestens das kommende Jahr zur Zerreißprobe für Verein, Fans, Mitglieder und Vorstand. Eine Einschätzung freilich, die maßgeblich auf den Erfahrungen der letzten Wochen fußt.

Antrag: Beantragung der Abberufung des Vizepräsidenten Gernot Stenger gemäß § 13 Abs. 6 der Satzung

Begründung: Gernot Stenger ist im Präsidium unter anderem zuständig für Fanbelange und Faninteressen. Er handelt jedoch … nicht im Sinne der Fans, sondern … gegen deren Interessen. So war er an der Erarbeitung eines „Sicherheitspapiers“ beteiligt, welches erhebliche Verschärfungen der Bedingungen für Fans bedeuten würde. Die dort vorgeschlagenen Maßnahmen wurden jedoch von ihm nicht nur mit erarbeitet, sondern von Herrn Stenger auch ausdrücklich als unterschriftsfähig bezeichnet. Zudem hat Herr Stenger bezüglich der geplanten Maßnahmen gegenüber dem Fanladen und Fanvertretern wissentlich die Unwahrheit gesagt. Ein solches Verhalten widerspricht nicht nur den Interessen vieler Fans, sondern … auch den Leitlinien unseres Vereins und ist daher in einer leitenden Funktion im Verein nicht tolerabel

Lichterkarussell Wahlempfehlung:  Der Antrag birgt großes Konfliktpotential. Eine abschließende Empfehlung kann hier nicht ausgesprochen werden. Die Chancen, dass die nötige 3/4 Mehrheit erreicht wird, erscheinen gering. In Erwägung diese Einschätzung trifft zu, bietet sich ein Stattgeben des Antrags als „Schuss vor den Bug“ an.

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4) Bei Viagogo gibt es bereits Karten für den FC Sankt Pauli zu erwerben. Beim HSV führte das zu einem großen Krach. Für uns sollte eine Absage an diese und ähnliche Plattformen eine Selbstverständlichkeit sein. Wer soziale Verantwortung auf seine Fahnen schreibt, wer glaubwürdig gegen den Schwarzmarkt kämpfen will (was war gleich das Hauptargument für elektronische Einlasskontrollen?!), der kann nicht einen Zweitvermarkter wie Viagogo Tickets für exorbitante Preise verhökern lassen. Bin gespannt auf die Kommentare von Seiten des Vorstands und der Geschäftsführung zu diesem Antrag. Die Wahlempfehlung fällt jedoch wieder eindeutig aus.

Antrag: Die Versammlung möge beschließen, einen Verkauf von Ticketkontingenten, auch nicht verkaufter Restkontingente, durch einen Zweitvermarkter zu untersagen. Der Verein muss sicherstellen, dass die Tickets für sämtliche Liga und Pokalspiele nationaler und internationaler Wettbewerbe zum Originalpreis zzgl. der üblichen Vorverkaufsgebühren den Mitgliedern und Fans zugänglich gemacht werden.

Begründung: Der Verein stand und steht … für Gleichberechtigung und soziale Verantwortung. Der Zwischenverkauf an einen Zweitvermarkter bedeutet nach bisheriger Erfahrung … eine unverhältnismäßige Verteuerung der zur Verfügung stehenden Tickets. Wir … sind der Meinung, dass dies nicht im Sinne der Mitglieder und Fans sein würde. Wir sollten daher der jetzigen und den zukünftigen Vereinsführungen … ein klares Votum geben, dieses wertvolle Gut zu schützen.

Lichterkarussell Wahlempfehlung: Dem Antrag ist stattzugeben. 

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5) An Stelle Fünf steht ein Antrag zum umstrittenen DFL-Papier „Sicheres Stadionerlebnis“. Auch beim Lichterkarussell, hat Tom Machir dazu einen mehr als lesenswerten Text geschrieben. Die Argumente gegen das Papier sind so vielfältig, wie einleuchtend. Das Thema bei Fußballfans derzeit so Präsent, wie kaum ein anderes. Der Antrag zielt darauf ab, das aktuelle Papier, aber auch möglicherweise kommende Papiere und einzelne im Papier genannte Maßnahmen zu verhindern, außer sie sind mit Fanvertreter_innen etc. erarbeitet. Durch die Einschränkung wird nicht nur eine Tür offen gehalten, sie gibt auch klar den Weg vor, der zu gehen ist, sollte es (und davon ist auszugehen) Bestrebungen geben ein neues DFL Papier zu entwerfen. Ohne Fans, hat der FC Sankt Pauli die Tür geschlossen zu halten. Ein gut formulierter und runder Antrag. Auf die mündlich erfolgende Begründung darf man erfahrungsgemäß gespannt sein.

Antrag: Die Versammlung möge beschließen:
Das Präsidium wird beauftragt, das unter dem Titel „Sicheres Stadionerlebnis“ bekannt gewordene Maßnahmenpaket der DFL bei allen künftigen Abstimmungen abzulehnen. Dies gilt ebenso für alle eventuell einzeln zur Abstimmung stehenden, in der Präsentation genannten Maßnahmen. Das Präsidium wird weiterhin beauftragt, auch künftige Maßnahmen und –pakete, welche eine Verschärfung von Kontrollen, Sicherheitsauflagen o.ä. beinhalten, bei Abstimmungen bei DFL und DFB abzulehnen. Auszunehmen sind Maßnahmen, welche gemeinsam mit Fanvertretern, Fanprojekt und zuständigen Vereinsmitarbeitern erarbeitet und beschlossen wurden.

Begründung: Erfolgt mündlich auf der Versammlung

Lichterkarussell Wahlempfehlung: Dem Antrag ist stattzugeben. 

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6) Ein Antrag, der so einleuchtend ist, dass er eigentlich keiner weiteren Ausführung bedarf: Wir haben genug Logen und teure Plätze, kein Schritt weiter. Vor allem zielt dieser Antrag wohl auf die Nordpolloge ab, die an gewohnter Stelle im Favela-Look den ganz besonders spröden Schicki-Micki-Werber-Charme am Millerntor versprühen soll. Die Bewertung der Nordpolloge ist grundsätzlich stets von Ambivalenz geprägt gewesen. Einerseits passte sie besser zum alten Millerntor, als die Doppelstocklogen der Haupttribüne, andererseits eröffnete sie weitere teure Plätze jenseits der etablierten Hochpreisblöcke auf Süd- und Haupttribüne. Dazu kamen seinerzeit die Querelen um die Positionierung. So wurde unter anderem dem Fanladen gesagt, es gebe dort keinen Platz für deren Container, kurze Zeit später stand das neue Edeldomizil mit Bierbahn. Letztlich ertragen wurde die Loge unter der Prämisse, dass es sich mit dem Abriss der alten Gegengerade auch mit der Loge erledigt habe. Dass diese nun wieder zur Diskussion steht macht nachfolgenden Antrag wohl zwingend nötig.

Weiteres Themenfeld ist – und da brachte mich erst ein Freund drauf – die Frage, ob dieser Antrag die Bestrebungen, die Business Seats auf der Süd loszuwerden konterkariert. Ich habe darüber kurz sinniert und bin zum Schluss gekommen, dass dem nicht so ist. Wir werden diese Business Seats nicht über das Verschieben auf andere Tribünen los. Dafür fehlt dort nicht nur die Infrastruktur, sondern auch der Platz. Das Kind ist in den Brunnen gefallen, als der Bau der Haupttribüne vorgezogen wurde und damit das Finanzierungsmodell auf ein kreditbasiertes umgestellt wurde. Seit dem liegt es dort und ein rettendes Seil scheint nicht in Sicht. Hierzu werden Verhandlungen verschiedener Akteure vonnöten sein. Sollten derartige Verhandlungen scheitern, bliebe noch der Weg über einen JHV Antrag zum Rückbau. Dies wäre wohl tatsächlich mit Problemen bei der Kredittilgung verbunden, was pessismistisch gesehen durchaus zum Lizenzentzug führen könnte (worst case). Dieses Finanzierungsmanöver, das den FCSP über Jahre hinweg an „Sachzwänge“ bindet, bleibt der größte dem Präsidium zu machende Vorwurf. Eine kolossale Fehlentscheidung!

Antrag: Die Jahreshauptversammlung … möge beschließen, dass keine weiteren Logen, logenartigen Plätze, Business Seats, oder andere, als hochpreisig und exklusiv anzusehende Plätze vorübergehend oder dauerhaft im Millerntorstadion eingerichtet werden sollen, außer den bereits auf Südkurve und Haupttribüne Bestehenden. Präsidium und Aufsichtsrat werden beauftragt, die Umsetztung dieses Punktes in der laufenden Geschäftsführung sowie bei der Gestaltung und dem Abschluss von Verträgen sicher zu stellen und dazu ggf. auch Gesellschafterrechte in Tochtergesellschaften zu nutzen und auf eine entsprechende laufende Geschäftsführung in diesen hinzuwirken.

Begründung: Das Millerntorstadion verfügt bereits über eine mehr als ausreichende Anzahl von Business Seats und Logen auf Südkurve und Haupttribüne, so dass die Gegengerade und Nordkurve klassische Tribünen bleiben und als solche frei von derartig exklusiven Plätzen sein sollen. … im Bereich der Nordkurve bzw. zwischen Nordkurve und Gegengerade besteht bereits ein Platzproblem, das zu langen Wartezeiten beim Ein- und Auslass sowie einer Überfüllung des Versorgungsraums führt. Im Bereich der Nordkurve stehen aufgrund der Baumaßnahmen bereits jetzt nur eingeschränkt Versorgungseinheiten und sanitäre Einrichtungen zur Verfügung, letztere befinden sich teilweise aktuell in dem Bereich zwischen Gegengerade und Nordkurve. Dieser Bereich ist daher für die Einrichtung weiterer Plätze ungeeignet.

Lichterkarussell Wahlempfehlung: Dem Antrag ist stattzugeben. 

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7) Ein Antrag der für eine Raucherpause prädestiniert ist. So sinnvoll das Anliegen der Antragstellerin ist, so gering ist die Tragweite dieses Antrags. Er wird eine Information ausspucken, sollte er angenommen werden. Yeah!

By the way: Die Begründung hätte man auch kürzer fassen können, aber da bin ich wohl genau der falsche, der das anprangert. 😀

Antrag: …beantrage ich eine Aufschlüsselung der, dem Kartencenter bei dem Versand von Karten für die Heim- und Auswärtsspiele tatsächlich entstehenden Kosten, bzw. eine Information über die Verwendung von eventuell in diesem Bereich erwirtschafteter Gewinne.

Begründung: Für den Versand von online oder telefonisch bestellten Karten erhebt das Kartencenter eine Versandkostenpauschale von 4€ (… Allgemeine Geschäftsbedingungen für den Erwerb und die Verwendung von Eintrittskarten des FC St. Pauli … Punkt 3). Inhaber von Auswärtsdauerkarten zahlen zu Beginn der Saison eine Pauschale von 30€. Verschickt werden die Karten als Standardbrief (0,55€) der Deutschen Post und sind somit unversichert. Überschlägt man die Kosten für Porto, Umschlag und Arbeitsaufwand scheint ein Erreichen der gezahlten 4€ pro Versand unwahrscheinlich. Im Fall der Auswärtsdauerkarten erfolgt der Versand der Karten in mehreren Blöcken. Der Versand der Karten für die ersten neuen Auswärtsspiele der Saison erfolgte in drei Lieferungen. Es ist demnach davon auszugehen, dass für die ganze Saison 2012/2013 etwa 6 – 7 Sendungen nötig werden. Selbst bei Berücksichtigung der für die Einzelkarten erhobenen Versandkostenpauschale von 4€ wird hier ein Restbetrag bleiben. Sowohl für regelmäßige Auswärtsfahrer (ob mit oder ohne Auswärtsdauerkarte) als auch für Heimspielbesucher ohne Dauerkarte, die nicht die Möglichkeit haben, die Karten am Schalter … abzuholen entstehen durch die … Versandkostenpauschale zusätzliche Kosten in nicht unerheblicher Höhe. Einzeln  bestellte Auswärtskarten werden um etwa ¼ des Kaufpreises verteuert und auch bei Heimspielkarten, die in der Regel für zwei oder drei Spiele gleichzeitig bestellt werden können, entstehen zusätzliche Kosten im Höhe des Wertes von zwei oder drei Stehplatzkarten pro Saison.  … außer Frage, dass der Versand von Karten Geld kostet, jedoch scheint es fraglich, dass der Betrag von 4€ durch den unversicherten Versand als Standardbrief aufgezehrt wird. … fordere ich hiermit den FC St. Pauli auf, die Zusammensetzung der Kosten für die Versandkostenpauschale sowie die Verwendung der überschüssigen Gelder offenzulegen.

Lichterkarussell Wahlempfehlung: Dem Antrag kann ohne weiteres stattgegeben werden.  Oder rauchen.

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8) Das Präsidium kommt mit ihrem beinahe schon obligatorischen Antrag zum Schluss. Es geht, wie sollte es anders sein, um die Polizeiwache. Manch einer spottete auf Facebook, der Antrag sei mit Absicht so gestellt, dass man ihm nicht zustimmen könne. Andere widerum wollten nicht so weit gehen dem Präsidium auch nur den Hauch von taktischer Rafinesse zu unterstellen. Ganz gleich, wie es nun ist oder nicht, es erscheint wichtig sich anzugucken, worauf dieser Antrag hinaus will. Behandelt werden zwei Dinge, nämlich erstens, die Verwaltungskostenpauschale und zweitens, die Ticketpreise. Beides sollen Instrumente sein, den Bau einer externen Polizeiwache, also den Neubau der Domwache zu finanzieren. Wir wollen hier nun nicht darauf abheben, dass so etwas ja eigentlich von öffentlichen Geldern finanziert werden sollte, der Fall ist hinlänglich diskutiert.

Für die Verwaltungskostenpauschale wurde schon auf der AFM JHV in diesem Jahr der Weg geebnet. Eine Abstimmung bei der ich mich enthalten habe, weil ich schon befürchtete, dass es nicht nur (oder gar nicht) um die Finanzierung des Museums gehen würde, sondern um die Finanzierung der Polizeiwache. Die Erhöhung der Pauschale bedeutet, dass der Zweck der Mitgliedsbeiträge so umgestellt wird, dass die Finanzierung der Wache daraus teilweise gedeckt werden kann. Die Mitgliedsbeiträge werden dadurch nicht erhöht, es kommt nur ein kleinerer Teil (im Fall der AFM) bei den Jugendspielern an und ein größerer (vorher nichts) bei der Polizei.

Update: Die Mitgliedsbeiträge sollen nicht direkt die Wache finanzieren, das wäre normalerweise auch rechtlich problematisch, sondern eine Miete der für das Museum zu nutzenden Fläche in der Gegengerade, die die wegfallende Miete der Polizei ersetzt. Hier refinanziert also der Verein (weitestgehend) nur für ein Museum sowieso angefallene Kosten und verschiebt diese Gelder aus dem Verein in die MSB, die sonst eine Deckungslücke hätte.

Über die Ticketpreise ist wenig zu sagen. Weder im Antrag, noch in der Begründung wird expliziert, um welchen Betrag die Tickets erhöht werden sollen. Dies wäre auf der Versammlung zu erfragen.

Grundsätzlich war der Antrag erwartbar, nach allen Statements, die vor allem Michael Meeske in den Medien in den letzten Tagen verlautbaren ließ. Bauchschmerzen dürfte dieser Antrag dennoch bereiten, denn es sind zwar genug Mitglieder und Fans bereit, bei einer Finanzierung des Museums zu unterstützen, den Polizisten eine Wache finanzieren, das möchte fürwahr niemand. Zumal hier für den FC St. Pauli ein gutes Geschäft liegt. Über Mieteinnahmen wird die von Fans finanzierte Wache refinanziert. Nur bekommen nicht die Fans das Geld zurück, sondern der Verein, der sich derzeit nicht im Stande sieht die Polizeiwache zu finanzieren. Hier stecken wir also in einem Dilemma. Entweder du baust den Bullen die Wache, oder sie ziehen in dein Stadion.

Antrag: Der FC St. Pauli ist bestrebt, ein Museum im Stadion zu errichten. Die Verlegung der Stadion- und Domwache in das Umfeld des Stadions, würde in der Gegentribüne … Räumlichkeiten schaffen, die …. zur Errichtung eines Museums genutzt werden könnten. Die Realisierung einer … externen Polizeiwache erfordert neben einem generellen Engagement des Vereins auch die Bereitstellung zusätzlicher Flächen der FHH und … eine entsprechende Finanzierung, wobei beides zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht final geklärt ist. Die in dem Antrag genannte Refinanzierung beinhaltet allerdings noch keine mit der konkreten Einrichtung eines Museums verbundenen Kosten, sondern beschränkt sich lediglich auf die räumliche Unterbringung.
Antrag: … beantragen, vorbehaltlich einer positiven Klärung dieser Punkte, die dann benötigte Refinanzierung von bis zu EUR 150.000 pro Jahr bei einer Laufzeit von 10 Jahren, über eine Erhöhung der Verwaltungskostenpauschale um EUR 43.300 sowie eine entsprechende Ticketpreisanpassung in Höhe des Differenzbetrages umzulegen. Die genaue Höhe und die exakte Verteilung werden dann mit den relevanten Gremien abgestimmt, sobald eine verbindliche Kalkulation vorliegt.

Begründung: Aufgrund seiner umfassenden wirtschaftlichen Verpflichtungen, welche aus dem Umbau des Stadions sowie des Trainingszentrums resultieren, ist es dem Verein nicht möglich durch eine Umschichtung seines Budgets eine derartige Investition zu refinanzieren. Aufgrund der breiten Zustimmung für ein Museum gehen die Antragsteller aber davon aus, dass eine derartige Verteilung der Belastung der einzelnen Betroffenen auf dem Weg zu einem clubeigenen Museum innerhalb des Stadions darstellt. Die konkrete Erhöhung der Verwaltungskostenpauschale um EUR 43.300 entspricht dabei einer Steigerung von (gegenwärtig) ca. 20 Cent pro Mitglied und Monat. Die genannte Summe von EUR 43.300 ergibt sich aus der angedachten Miethöhe für die Stadion- und Domwache.

Lichterkarussell Wahlempfehlung: Vorbehalte gegenüber dem Antrag sind mehr als verständlich.  Eine Wahlempfehlung kann an dieser Stelle nicht ausgesprochen werden. Setzt euch mit den Vor- und Nachteilen, sowie den Konsequenzen auseinander und fällt eine Entscheidung – oder enthaltet euch. Bedenkt, dass bei Ablehnung des Antrags eine externe Lösung der Polizeiwachenproblematik mit größter Wahrscheinlichkeit nicht erfolgen wird.

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Satzungsänderungsanträge

1) In diesem Satzungsänderungsantrag des Aufsichtsrat, geht es darum, dass dem Aufsichtsrat der Finanzplan früher als bisher vorgelegt wird, damit der Aufsichtsrat seine Prüfaufsicht angemessen wahrnehmen kann. Dieser Antrag stärkt den Aufsichtsrat gegenüber dem Präsidium auf sinnvolle weise.

Antrag: § 20 (Aufgaben des Aufsichtsrats), Abs. 2, 4. Satz:
Alt:
… Er beschließt zu Beginn eines jeden Geschäftsjahres über den vom Präsidium vorzulegenden Finanzplan.

Neu:
… Er beschließt vor Beginn der Kaderplanung des Lizenzspielbereichs für die folgende Saison über die vom Präsidium vorzulegenden Eckpunkte eines Finanzplans. Er beschließt vor Einreichung der Unterlagen für den Lizenzantrag beim Verband über den Finanzplan. …

Begründung: In der bisherigen Praxis wird dem Aufsichtsrat der Finanzplan erst relativ kurzfristig vor der Einreichung der Lizensierungsunterlagen vorgelegt. Dies geschieht gleichzeitig mit der Vorlage des Zwischenabschlusses zum 31.12. des voran gegangenen Kalenderjahres. Dem Aufsichtsrat ist es so kaum möglich die Planungen substanziell zu überprüfen und die darin enthaltenen Prognosen einzuschätzen und kritisch zu bewerten. Eine Korrektur der Annahmen und damit der Planungen ist allein aufgrund des Zeitdrucks im Hinblick auf den letzten Termin für die Einreichung der Lizensierungsunterlagen schon gar nicht möglich. Deshalb benötigt der Aufsichtsrat zur Ausübung seiner Kontrollpflichten eine frühzeitige Information über die planerischen Annahmen und die daraus abgeleiteten Eckpunkte. Nur so ist ggf. eine frühzeitige Intervention und eine entsprechende Korrektur der Planungen möglich.

Lichterkarussell Wahlempfehlung: Dem Antrag ist stattzugeben. 

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2) Bezüglich dieses Antrags möchte ich die Worte der letzten Basch Ausgabe zitieren, wo ein Ähnlicher Text, wie dieser entstand, nur dass er sich lediglich bei den Satzungsänderungsanträgen am expliziten Antrag abgearbeitet hat. Im Falle dieses Antrags sind die Worte präzise gewählt und die Entscheidungsrelevanten Facetten vollständig benannt:

„Der zwei­te Sat­zungs­än­de­rungs­an­trag des Auf­sichts­ra­tes ist etwas pre­kä­rer. Hier geht es darum, dem Auf­sichts­rat ein Zu­stim­mungs­recht bei Ein­stel­lung und Ent­las­sung lei­ten­der An­ge­stell­ter (Chef­trai­ner, Sport­chef, Ge­schäfts­füh­rer) ein­zu­räu­men. Dies ist in­so­fern „schwie­rig“, als dass dem Auf­sichts­rat somit ef­fek­tiv ein Ein­fluss auf den sport­li­chen Be­reich zu Teil käme. Die ori­gi­nä­re Funk­ti­on des Auf­sichts­ra­tes ist aber le­dig­lich die der wirt­schaft­li­chen Prü­fung. Hier genau wird ar­gu­men­ta­tiv vom Auf­sichts­rat an­ge­setzt. In der Be­grün­dung des An­trags heißt es: „In der Ver­gan­gen­heit ist es wie­der­holt vor­ge­kom­men, dass der Auf­sichts­rat erst un­mit­tel­bar vor der be­ab­sich­tig­ten Ent­las­sung eines Chef­trai­ners in­for­miert wurde. Dabei wurde eine Zu­stim­mungs­er­for­der­nis vom Prä­si­di­um nicht ge­se­hen. Al­ler­dings sind die mit­tel­ba­ren wirt­schaft­li­chen Kon­se­quen­zen einer Ent­las­sung (Auf­he­bungs­ver­trag, Neu­ein­stel­lung eines Nach­fol­gers) dann in aller Regel sehr wohl zu­stim­mungs­pflich­tig.“ Jüngs­ter und wohl ent­schei­den­der Be­zugs­punkt ist wohl die Posse um die Ent­las­sung Schu­berts und die Ver­pflich­tung Front­zecks. An die­ser Stel­le bin ich mir tat­säch­lich un­si­cher. Ich teile zwar die Ein­schät­zung des fi­nan­zi­el­len Be­zugs, der einer Auf­sicht be­dürf­te, eine fak­ti­sche Ent­schei­dungs­macht aber soll­te dem Auf­sichts­rat ei­gent­lich nicht zu­kom­men. Ich ten­die­re aber dazu, auch die­sem An­trag statt­zu­ge­ben, da ich der­zeit jede Re­gle­men­tie­rung un­se­res Prä­si­di­ums be­für­wor­te. Zu be­den­ken ist dabei aber, dass das der­zei­ti­ge Per­so­nal nicht für immer ge­ge­ben ist. Nicht immer wird der Auf­sichts­rat wei­test­ge­hend cool, das Prä­si­di­um wei­test­ge­hend schei­ße sein. Es kann auch mal genau an­ders herum sein, theo­re­tisch zu­min­dest. Hier wäre dann ein Macht­he­bel auf Sei­ten des Auf­sichts­ra­tes ein­ge­baut, der da ei­gent­lich nicht hin­ge­hört. Schwie­rig. Macht euch da auch mal eure Ge­dan­ken und wägt klug ab.“

Antrag: § 22 (Zuständigkeit des Präsidiums), Abs. 3:

Das Präsidium bedarf der vorherigen Zustimmung des Aufsichtsrats für den Abschluss folgender Geschäfte:

Ziffer d) Alt:
Abschluss von Arbeits- und Dienstverträgen, soweit diese den Verin zur jährlichen Zahlung von mehr als 40.000,– Euro verpflichten

Ziffer d) Neu:
Abschluss von Arbeits- und Dienstverträgen, soweit diese den Verin zur jährlichen Zahlung von mehr als 40.000,– Euro verpflichten. (Ergänzung:) Bei Neueinstellungen leitender Angestellter (Cheftrainer Fußball, Geschäftsführer) ist dem Aufsichtsrat vor der Endauswahl eine Kandidatenliste zur Genehmigung vorzulegen.

Neueinfügung der Ziffer h):
h) Freistellung oder Entlassung eines leitenden Angestellten (Cheftrainer Fußball, Geschäftsführer), wobei die beabsichtigte Freistellung oder Entlassung dem Aufsichtsrat so rechtzeitig mitzuteilen ist, dass er die Möglichkeit hat, dem betroffenen leitenden Angestellten noch Gehör zu gewähren.

Begründung: Begründung für beide Punkte:
In der Vergangenheit ist es wiederholt vorgekommen, dass der Aufsichtsrat erst unmittelbar vor der beabsichtigten Entlassung eines Cheftrainers informiert wurde. Dabei wurde eine Zustimmungserfordernis vom Präsidium nicht gesehen. Allerdings sind die mittelbaren wirtschaftlichen Konsequenzen einer Entlassung (Aufhebungsvertrag, Neueinstellung eines Nachfolgers) dann in aller Regel sehr wohl zustimmungspflichtig. Der Aufsichtsrat wird auf diese Weise unter Zugzwang gesetzt und hat nicht mehr die Möglichkeit, seiner Aufsichtspflicht nach bestem Wissen und Gewissen nachzukommen. Ähnliches gilt bei der Neueinstellung eines Cheftrainers oder Geschäftsführers. Wenn dem Aufsichtsrat ein ausgehandelter Vertrag am Tag der internen Vorstellung des ausgewählten Kandidaten vorgelegt wird, besteht für den Aufsichtsrat keine Möglichkeit mehr, flankierend einzugreifen, ohne den Prozess komplett zu stoppen und dem Verein Schaden zuzufügen. Deshalb hält der Aufsichtsrat es für notwendig, bereits die Shortlist der in der Endauswahl befindlichen Kandidaten zur Genehmigung vorgelegt zu bekommen. Denn nur auf diese Weise erhält der Aufsichtsrat die Möglichkeit, wirtschaftliche oder inhaltliche Limits zu setzen, ohne den Auswahlprozess grundsätzlich zu torpedieren.

Lichterkarussell Wahlempfehlung: Dem Antrag kann durchaus stattgegeben werden.  Enthaltungen oder ablehnende Meinungen sind aber durchaus verständlich. Im Sinne einer Kontrolle unseres mitunter frei drehenden Präsidiums erscheint eine Annahme des Antrags sinnvoll. Nichtsdestoweniger darf dieser Antrag nicht in Vergessenheit geraten – unter anderer Machtkonstellation im Verein kann hiermit großer Schaden angerichtet werden. Im Zweifel muss in der Zukunft ein diese Änderung zurücknehmender Antrag gestellt werden.

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3) Ein unspektakulärer, wie verständlicher Antrag. Der Wahlausschuss möchte gerne in seiner Zahl erweitertert werden, da die Zahl der Abteilungen in den letzten Jahren gestiegen ist. Der Antrag birgt keinerlei Konfliktpotential.

Antrag: § 17 Wahlausschuss, Abs. 1:

Alt:
Der Wahlausschuss besteht aus fünf Mitgliedern, die von der Mitgliederversammlung gewählt werden. …

Neu:
Der Wahlausschuss besteht aus sechs Mitgliedern, die von der Mitgliederversammlung gewählt werden. …

 

Begründung: Seit der Installation des Wahlausschusses im Jahr 2001 hat sich die Anzahl der … durch den Wahlausschuss zu leitenden Wahlen durch die Neugründungen der Abteilungen Boxen, Dart, Marathon, Radsport, Tischkicker, Tor- und Goalball, sowie Triathlon deutlich erhöht. Der Wahlausschuss bittet die Mitglieder … um die Zustimmung, den erhöhten Arbeitsaufwand durch ein sechstes Wahlausschussmitglied abdecken zu dürfen. … erfolgt die nächste Neuwahl des Wahlausschusses auf der nächsten ordentlichen Mitgliederversammlung im Herbst 2013.

Lichterkarussell Wahlempfehlung: Dem Antrag ist stattzugeben. 

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4) Der einzige Antrag, der etwas komplizierter daher kommt. Hier geht es um den konsolidierten Jahresabschluss. Letztlich wird hiermit eine aus der Professionalisierung (dutzende Gesellschaften etc pp) folgende Konsequenz (konsolidierter Jahresabschluss) in die Satzung eingefügt werden. Wir sehen hier keinerlei Probleme – lassen uns aber gerne eines besseren belehren (dann bitte Kommentar schreiben).

Antrag: § 5 Geschäftsjahr, Jahresabschluss:

Ziffer 2 – alt:
2. Das Präsidium hat einen Jahresabschluss und einen Lagebericht nach handelsrechtlichen Grundsätzen aufzustellen. Jahresbericht und Lagebericht sind von einem Wirtschaftsprüfer oder einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft zu prüfen.

Ziffer 2, 3, 4 – neu:
2. Das Präsidium hat einen Jahresabschluss und einen Lagebericht nach handelsrechtlichen Grundsätzen aufzustellen. Jahresabschluss ( alt: „Jahresbericht“) und Lagebericht sind von einem Wirtschaftsprüfer oder einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft zu prüfen.

(Ergänzung):
3. Das Präsidium hat darüber hinaus einen konsolidierten Jahresabschluss des Vereins und seiner Tochtergesellschaften (Unternehmensgruppe des FC St. Pauli) nach handelsrechtlichen Grundsätzen aufzustellen, sofern und soweit sich nicht aufgrund nationaler oder internationaler Regelungen – insbesondere des Deutschen Fußball-Bund e.V. (DFB), des Die Liga – Fußballverband e. V. (Ligaverband), der DFL Deutsche Fußball Liga GmbH, der UEFA oder ähnlichen Institutionen oder Verbänden des nationalen oder internationalen Lizenzspielbetriebs – ergibt, dass der konsolidierte Jahresabschluss nach anderen Rechnungslegungsgrundsätzen aufzustellen ist.

(Ergänzung):
4. Für den Fall, dass die Aufstellung eines konsolidierten Jahresabschlusses des Vereins und seiner Tochtergesellschaften im Sinne der Ziffer 3 weder nach nationalen noch nach internationalen Regelungen – insbesondere des Deutschen Fußball-Bund e.V. (DFB), des Die Liga – Fußballverband e. V. (Ligaverband), der DFL Deutsche Fußball Liga GmbH, der UEFA oder ähnlichen Institutionen oder Verbänden des nationalen oder internationalen Lizenzspielbetriebs – erforderlich ist, kann die Mitgliederversammlung mit einfacher Mehrheit beschließen, dass kein konsolidierter Jahresabschluss aufzustellen ist.

§ 14 Einberufung der Mitgliederversammlung:

Ziffer 7 – alt:
7. Eine erläuterte Bilanz, eine Gewinn- und Verlustrechnung sowie der Lagebericht des Vereins müssen zwei Wochen vor der ordentlichen Mitgliederversammlung für alle Mitglieder zugänglich auf der Geschäftsstelle des Vereins ausliegen und dürfen von den Mitgliedern gegen Vorlage des Mitgliedsausweises und eines Personaldokuments (Personalausweis/Reisepass) auf der Geschäftsstelle eingesehen werden. Auf Wunsch eines Mitglieds werden diese oben genannten Unterlagen auf seine Kosten zugesandt.

Ziffer 7 – neu:
7. Eine erläuterte Bilanz, eine Gewinn- und Verlustrechnung sowie der Lagebericht des Vereins müssen zwei Wochen vor der ordentlichen Mitgliederversammlung für alle Mitglieder zugänglich auf der Geschäftsstelle des Vereins ausliegen und dürfen von den Mitgliedern gegen Vorlage des Mitgliedsausweises und eines Personaldokuments (Personalausweis/Reisepass) auf der Geschäftsstelle eingesehen werden. (Ergänzung) Gleiches gilt für den konsolidierten Jahresabschluss im Sinne des § 5 Ziffer 3, sofern ein solcher aufgestellt wurde. Auf Wunsch eines Mitglieds werden diese oben genannten Unterlagen auf seine Kosten zugesandt.

Begründung: Der FC St. Pauli von 1910 e. V. hat erstmalig für das Geschäftsjahr 2011/2012 auf Basis der Regelungen der Lizensierungsordnung der DFL Deutsche Fußball Liga GmbH in Verbindung mit dem UEFA-Reglement zur Klublizensierung und zum finanziellen Fairplay einen Konzernabschluss gemäß Handelsgesetzbuch (HGB) aufgestellt, der den Mitgliedern in der für den Einzelabschluss des Vereins gängigen Weise zugänglich gemacht wird. Der vorliegende Änderungsantrag soll diese Praxis bzgl. des konsolidierten Jahresabschlusses in der Satzung durch Einfügung von § 5 Ziffer 3 und einer Ergänzung von § 14 Ziffer 7 verankern. Der neu eingefügte § 5 Ziffer 4 soll den – derzeit nicht absehbaren – Fall einer möglicherweise notwendigen Neubewertung des Kosten-Nutzen-Verhältnisses der Aufstellung eines konsolidierten Jahresabschlusses durch die Mitgliederversammlung berücksichtigen (z.B. bei deutlich gesunkener Komplexität der Unternehmensstruktur).

Lichterkarussell Wahlempfehlung: Dem Antrag ist stattzugeben. 

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Zusammenfassender Ausblick auf die JHV

Am 26.11.2012 steht uns ein langer Montag Abend bevor, dagegen ist dieser Text noch gar nichts. Das Konfliktpotential ist mit der Veröffentlichung der Anträge nochmals gesteigert worden. Nachdem am Montag Abend auf drei Tribünen deutliche Kritik an Gernot Stenger auf Tapetenbahnen transportierten, steht dieser mit dem Antrag zu seiner Abberufung nun mit dem Rücken zur Wand, was nicht zuletzt durch die bisweilen reaktionär-bissige Stellungnahme seinerseits untermauert wird.

Wenn Metalust um des Vereinsfriedens willen dem gesamten Präsidium den Rücktritt nahelegt, entbehrt das nicht einer gewissen Berechtigung. Die Fronten zwischen Vereinsführung und Fans/Mitgliedern (die Darstellung in zwei homogene Lager ist natürlich arg verkürzt) scheinen nunmehr gänzlich verhärtet. Hatte man schon nach der letzten Jahreshauptversammlung das Gefühl vorhandene Konflikte beinahe künstlich ignoriert zu haben (exemplarisch hierfür der zurückgezogene Baustopp-Antrag oder die Uneinigkeit bei den Fans bezüglich der Business Seats), scheint der Verein ein weiteres Jahr ohne Konsequenzen in der Führungsetage nicht ohne den großen Knall überstehen.

Das Sicherheitspapier bleibt damit tonangebender Einfluss für die diesjährige JHV. Aber auch andere Themenkomplexe, etwa Zuständigkeiten des Aufsichtsrates bieten Diskussionsstoff.

Wir dürfen uns auf eine spannende, aufreibende, lange, anstrengende und vor allem richtungsweisende Jahreshauptversammlung freuen, bei der durchaus in gewissem Umfang die Fetzen fliegen können.

Ist zwar ein Montag und Montag is‘ Kotze, aber da muss man einfach hin!

Teure Treue? Strafen und Adressaten

Grund für die Sanktionierung waren der verspätete Anpfiff im Spiel gegen Dynamo Dresden, der durch Kassenrollenwürfe verursacht worden war. Eine an sich schöne Choreografie in der Südkurve wurde im Mittelblock leider zu spät gestartet, so dass die Ordner im Torraum mit der Beseitigung des Papiers nicht rechtzeitig fertig wurden. Erschwert wurde dies dadurch, dass auch nach dem „Hauptwurf“ immer wieder einzelne Papierrollen auf den Rasen flogen und die Ordner diese beseitigen mussten.

Ein weiterer nun sanktionierter Zwischenfall war das Abbrennen von Pyrotechnik beim DFB-Pokal-Spiel in Stuttgart. Die Verzögerung beim Heimspiel wurde mit 4.000 Euro und die Pyrotechnik in Stuttgart mit 3.000 Euro gehandelt und beides mit schlussendlich 6.000 Euro zusammengefasst.

Seit Anfang 2011 hat der FC St. Pauli Strafen in Höhe von 89.000 Euro zahlen müssen. Hinzu kam ein Einnahmeverlust in Höhe von rund 400.000 Euro, weil der Club, nach dem Becherwurf und dem nachfolgenden Spielabbruch in der Bundesligapartie gegen Schalke 04, das erste Heimspiel der letzten Saison in Lübeck austragen musste.
(Quelle: FCSTPAULI.COM)

Die Taliban der Fans haben wieder zugeschlagen. Gerade die den Terrororganisationen ETA, IRA, RAF, etc. nahestehenden Fans des FC St. Pauli haben wieder einen hinterlistigen Anschlag auf die Ordnung im Land der Ordnung gewagt und (leider) erfolgreich durchgeführt. Mit mehreren tausend Luftschlangen versuchten sie sich im Wettstreit mit den Fans des langjährigen Rivalen Dynamo Dresden, wer denn nun weniger dumme Fans hat (Ziel ist es, dass alle gleichzeitig werfen, je geringer der Durchschnitts-IQ der Fans, desto größer die zeitliche Streuung des Wurfzeitpunkts). Ohne derartig dummen Wettkämpfen eine Plattform bieten zu wollen, kann man wohl sagen, dass die Sankt Pauli Fans in diesem Fall die Nase vorn hatten. Gedämpft wird der Sieg freilich durch das schon lange zuvor erfolgte Eingeständnis des Dresdener Kurvenvaters „Lehmi“, dass man das mit den Kassenrollen „noch nich‘ ganz so“ habe. Nun jedoch genug des Hofierens dieser unwürdigen Kultur des Schindluders, was dem FC Sankt Pauli und uns als Sankt Pauli Fans entsprechend ebenso wichtig ist mitzuteilen, ist, dass dieses weiße Geflatter ein wirklich teurer Spaß ist, weil das nämlich den Anpfiff verzögert hat. Teurer sogar, als dieses olle Pyro. Ist aber beides teuer. 4.000 + 3.000 = 7.000. 7.000 – 1.000 (Kombirabatt) = 6.000 Euro Strafe heißt das für den magischen FC in der Logik des großen DFB.


Foto: USP

Genug des Sarkasmus. Dass dem DFB der Eingriff ins Spiel ein unheiliger Dorn im Auge ist und in seiner Logik hart zu bestrafen ist, wissen wir nicht zuletzt seit dem Spielabbruch gegen Schalke nach dem Becherwurf. Alles, was innerhalb der 90 Minuten bzw. dem für das Fußballspiel vorgesehenen Zeitfenster passiert und gerade die Geschehnisse, welche das Spiel als solches Betreffen, erhalten vom DFB gesonderte Aufmerksamkeit. Daher ist (in Verbandslogik) 1x Spielunterbrechung auch schlimmer als 20x „Affenlaute“ o.ä. Das ist eine Logik, die so unverhältnismäßig wie berechenbar ist. Dumm aber einzuschätzen. Dass nun der Preis der Choreo um eine Strafe von 4.000 (darf ich den Kombirabatt da mit einrechnen?) Euro steigt, ist unglücklich, aber doch an sich kein großer Beinbruch.

Dass sich der FC Sankt Pauli nicht zu schade fühlt, nicht nur über die Strafe und das unnötige Akzeptieren dieser (ich weiß, es wurde mannigfach bemüht, trotzdem: Was denn „non established“?!) zu berichten, sondern erstens, das Stadion- bzw. Choreoverhalten der Südkurve zu beurteilen („erschwert wurde dies …“) und damit seinerseits die Fans zu einem „sauberen Fußball“ im Sinne des DFB aufzufordern und zweitens, nochmal die Summe der Strafen seit dem Becherwurf aufzurechnen, was völlig gaga ist. Nicht nur dass da Äpfel und Birnen in das selbe Körbchen geworfen werden (Geldstrafen und Einnahmeverluste als folge von Strafen), sondern dass das Schalkespiel oder Anfang 2011 mitnichten einen Wendepunkt im Fanverhalten, sondern ein völlig wahllos gewählten Zeitpunkt darstellen. Allenfalls noch einen Wendepunkt in der Bestrafungspraxis des DFB. Dann aber sollte eine solche Mitteilung nicht diesen ekelhaften „Bessert euch“-Subtext transportieren.

Auf dem Baschblog hieß es vor kurzem hinsichtlich der Stellungnahme des Präsidiums zum Sicherheitspapier der DFL: „Ver­ei­ne, ihre Fans und Mit­glie­der be­fin­den sich in einem Kon­flikt mit DFB und DFL, die ent­ge­gen der Ver­eins­in­ter­es­sen und mit Hilfe einer vor­ge­scho­be­nen Si­cher­heits­de­bat­te, das „Pro­dukt Fuß­ball“ to­tal­ver­mark­ten wol­len.“ Das gilt auch bei Strafen. Der Feind des Vereins ist der Verband, dessen intransparente und bisweilen willkürliche Bestrafungspraxis die Vereine vor Probleme stellt. Trotzdem wird sich in diesen Fragen stets gen Fans gewannt, die zu normalisieren seien. Die Vereine machen sich auf diese Weise zum Erfüllungsgehilfen eines Apparates, der rechtsstaatlichen Ansprüchen nicht vollumfänglich gerecht wird.

Der richtige Weg wäre es gewesen, die Strafen abzulehnen – das ist nicht geschehen. Das Präsidium des FC Sankt Pauli bleibt so fanfreundlich wie der Montag Abend.