Phrasologie

Auch nach dem grottigsten Kick ist man für FCSTPAULI.COM in der Mixed Zone auf Stimmenfang unterwegs und was sollste als Fußballer auch sagen, wenn du gerade zum wiederholten male hinter den in dich gesteckten Erwartungen zurückgeblieben bist? Der Griff in die Phrasenkiste erscheint als Notwendigkeit:

„Es wäre einfach mal wichtig in Führung zu gehen“, schlaumeiert Marc Rzatkowski ins Mikrofon, „[w]enn man aber die Chancen, die man hat nicht macht, verliert man so ein Spiel.“ erklärt Startorjäger Christopher Nöthe (2 von 4 Saisontoren per Elfmeter). Das wusste eine Woche zuvor auch Abwehrdings Sobiech: „Wenn du vier hundertprozentige Torchancen hast, dann muss der Ball irgendwann mal reingehen“. Passiert das nicht könnte das eventuell daran liegen, dass die Offensivabteilung an Ungefährlichkeit kaum noch zu überbieten ist. Der kroatische Sturmbarde Ante Budimir köpft so liebevoll sanft auf den Tormann, dass es schon eine Beleidigung für den Begriff ‚Torschuss‘ ist. Gleiches gilt natürlich für die Kullerbälle eines Dennis Daube, wenn er die Pille denn mal wenigstens grob in Richtung der 3 weißen Alustangen brachte und nicht meilenweit daneben oder drüber bolzte. Standardsituationen seien Standards, weil man sie trainieren könne – nicht so offensichtlich beim „etwas anderen Verein“ (Urheber unbekannt). Die filigranen Zauberfüße der Herren Maier und Rzatkowski bringen seit Wochen weder Ecken noch Freistöße von unseren Stümperstürmern verwertbar vor’s Tor, geschweige denn einen direkten Freistoß auf’s Tor.

Aber natürlich gibt es aus dem „Freudenhaus der Liga“ (Urheber unbekannt) auch positives zu vermelden: „So wie die Mannschaft aufgetreten ist hat sie aber gezeigt, dass sie lebt“, weiß (Eigen-)Torschütze Sören Gonther. Na dann ist ja alles gut, die Vitalfunktionen sind stabil. Fällt es unter „Sand in den Kopf stecken“ (Lothar Matthäus), festzustellen, dass Siege einzufahren schwer wird, wenn man sogar diese Löwen Mannschaft nicht zu knacken vermag? Im Abstiegskampf musst du gewinnen („alles andere ist primär“ (Hans Krankl)). Wer aber unsere Tore schießen soll, die für diese Siege erforderlich sind, die Erklärung bleibt uns die gesamte Truppe von Sportdirektor bis Zeugwart schuldig. Natürlich haben wir „Scheiße am Fuß“ (Andy Brehme) und zum fehlenden Glück kommt wöchentlich „auch noch Pech dazu“ (Jürgen Wegmann). Für eine gewisse Zeit konnte man eventuell hoffen die Bedrohlichkeit unserer Lage würde „von den Medien hochsterilisiert“ (Bruno Labbadia), doch wenn die Mannschaft nicht bald etwas mehr leistet, als lediglich am Leben zu sein, atmen wir bald Drittligaluft. Welche Phrasendrescher den Gang mitgingen bleibt freilich abzuwarten.

„Ich habe fertig!“ (Giovanni Trapattoni)

Solidarität mit Refugees: Das Gegenteil von ‚gut‘ ist ‚gut gemeint‘

von @probablyzuerich (Gastautor) und Hugo Kaufmann

Während in Harvestehude der Bau einer Geflüchtetenunterkunft vorerst auf Eis liegt, nachdem einige Anwohner*innen geklagt haben und in diversen deutschen Städten nach wie vor, getrieben von einer diffusen Mischung aus Abstiegsängsten, Rassismus und Nationalismus, teilweise zig-tausende Menschen auf die Straßen gehen, wenn nicht gar schlimmer hetzen und attackieren, kann der Stern von einem Beispiel berichten, in dem eine kleine Gemeinde mit Geflüchteten gänzlich anders umgeht:

„Des sant auch Menschen, bloß a bisserl schwarz“

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