Sie haben sich ein Denkmal gebaut

und jeder Vollidiot weiß, dass das die Liebe versaut.

Es wird gebaut am Millerntor. Stets herrscht geschäftiges Treiben auf der Ostseite des Spielfelds, Bauarbeiter tummeln sich zwischen den schweren Betonteilen, LKW und schweres Gerät fahren zur Baustelle und von ihr weg. Mitten in diesem Treiben steht meistens wichtig unbeschäftigt Torsten Vierkant, „Stadionprojektmanager“, den viele als „geselligen Typen“ beschreiben würden. Von seiner Seite nicht wegzudenken ist Wolfgang Helbing, „Stadionchef“ und zweiter Geschäftsführer der Millerntorbetriebsgesellschaft. Beide begleiten den Neubau des Millerntors als Duo von Anfang an in jenen Schlüsselpositionen und haben dabei den einen oder anderen Bock geschossen, wie aus internen Kreisen zu vernehmen ist. Sie, die auch gerne mal den Thor Steinar tragenden Bild-Schmierfinken Thomas Dierenga in ihr „Separee 40“, für das nur sie einen Schlüssel haben, einladen (BILD LINK!!) scheinen, aller Kritik zum Trotze, die Wichtigkeit ihrer Personen für den Verein und sein Stadion enorm hoch einzustufen.

Bereits 2007 bei Fertigstellung der Südtribüne wurden in exponierter Lage vor dem Eingang der Geschäftsstelle jene zwei Stolpersteine platziert:

Helbing
„Der FC St. Pauli dankt Wolfgang Helbing“

Vierkant
„Der FC St. Pauli dankt Torsten Vierkant“

Es ist nicht wirklich klar, inwiefern diese Steinchen abgesprochen waren, an die große Glocke wurde das aber nicht gehängt. Diverse Gerüchte besagen, und deren Richtigkeit scheint nicht unwahrscheinlich, dass diese Danksagung auf Initiative der beiden Gedankten geschah, was man getrost als vermessen bezeichnen und empfinden kann.

Nun da die Haupttribüne steht und die Ecke zur Süd geschlossen ist, hat sich ein weiteres Mosaik – im wahrsten Sinne des Wortes – im großen Denkmal der beiden „Stadionschöpfer“ eingefügt. Besser: die beiden haben es offenbar einfügen lassen. Schon länger (ca. 3 Wochen) vorhanden, aber erst jetzt wirklich aufgefallen, ist im Mosaikbild an der KiTa in der Ecke zwischen Haupttribüne und Südkurve ein Schriftzug mit den Namen Torsten Vierkant und Wolfgang Helbing integriert.

Kita
Weitere „Danksagung“

Was aber nun so schlimm daran sei, mag man fragen. Zwei geltungsbedürftige Hornochsen verewigen sich dezent für ihre geleistete Arbeit beim Bau unseres schönen neuen Stadions. Kann man so sehen, bestimmt. Diese Sichtweise scheint aber bei genauerer Betrachtung, beständig weniger Sinn zu ergeben. Davon ab, dass nicht einmal Corny Littmann auf eine derart explizite Benennung auf „seinem“ Denkmal bestanden hat, war es vor allem der Kompetenzbereich der Herrschaften Vierkant und Helbing, in dem, im Zuge der Stadionrekonstruktion, kleine, mittlere und große Fehler gemacht wurden.

Zuerst lohnt sich ein Blick darauf, wer Wolfgang Helbing und Torsten Vierkant überhaupt sind, denn allein das lässt schon Rückschlüsse hinsichtlich der Kompetenzfrage zu. Helbing war seinerzeit Vize-Präsident unseres Vereins unter Weisner, als der magische FC haarscharf an der Insolvenz vorbeigeschrammt ist; Vierkant ist gelernter Stellwerker. Was also befähigt einen Insolvenzritter zur zweiten Geschäftsführer-Position einer großen GmbH und was einen, der Weichen im Bahnverkehr stellen kann, die Weichen für das wichtigste Bauvorhaben der Vereinsgeschichte zu stellen?

Und so wundert es bei diesen „Qualifikationen“ nicht, dass z.B. der Catering-Fahrstuhl der Südkurve in den Räumlichkeiten einer Toilette endet. Wir erinnern uns auch alle an die obskure Sitiuation, als beim letzten Heimspiel der Gegengerade, Vierkants völlig fehlerhafte Infopolitik, bezüglich des Verkaufs der alten Sitzschalen, für Verwirrung sorgte oder, als er vor dem Testkick gegen Schalke vergaß die Rasenheizung einzuschalten und dieser abgesagt werden musste. Aus gewöhnlich gut unterrichteten Kreisen ist verstärkt zu hören, dass die Überdimensionierung der geplanten und unerwünschten Polizeiwache in der Gegengerade vor allem auf den Mist dieser beiden gewachsen ist – sie sind wohl auch die einzigen, die noch immer kein Problem in der Existenz der Wache sehen können oder wollen. Ebenso wird mangelhafte Kommunikation und Verzögerungstaktik bemängelt. Allgemein scheinen besonders Fanbelange ein Dorn in den Augen von Vierkant und Helbing zu sein.

Intern sorgt das Duo und vor allem Vierkant immer wieder für Kopfzerbrechen. So war es Torsten Vierkant, der den Spielertunnel, dessen Verlängerung nach dem Becherwurf DFB-Auflage war, eigenhändig während eines Spiels wieder zusammengeschoben hat. Ferner hat er sich diversen Anordnungen von Vereinsoberen, sowohl gewählten als auch angestellten, widersetzt. Helbing für seinen Teil „hasst“ laut Aussage eines Hamburger Journalisten „alle Fans“. Im Duo, so hört man, verweigern sie die Zusammenarbeit mit der AG Stadionbau. Ihre Schlüsselpositionen diesbezüglich seien nochmals ins Gedächtnis gerufen. Die Tatsache, dass die beiden sich ihren eigenen Altherren-Salon in die Haupttribüne haben bauen lassen, zu dem nur sie Zutritt haben, unterstreicht einmal mehr, wie wichtig sich diese beiden für unseren Verein halten, obgleich sie die Ideale des Clubs alle Nase lang mit Füßen zu treten scheinen.

All das sind wahrlich keine Ruhmesblätter, aber zu großen Teilen eben auch Gerüchte, die hier nicht weiter belegt werden können. Selbst wenn keines der Gerüchte stimmte, stehen die Fakten bereits für so viel Inkompetenz, dass ein Denkmal um diese beiden Personen, wie es Stück für Stück, Tribüne für Tribüne ins Millerntorstadion wächst, keine Rechtfertigung erhalten kann. Die Fehler von Vierkant und Helbing reihen sich ein in eine ganze Latte von Problemen unter unserem aktuellen Präsidium, die über den Begriff „Missgeschick“ weit hinausgehen. Und so wird es mit Sicherheit eine interessante JHV im Winter geben.

Es wird gebaut am Millerntor. Die Denkmäler, die sich zwei Personen selbst errichten sind Zeugen des faden Beigeschmacks des neuen Stadions.

Veröffentlicht von

Hugo Kaufmann

Geboren nahe einem Bauernhof in Norddeutschland wuchs Hugo in ländlicher Idylle auf. Von der Ruhe genervt zog er mit Anfang 20 in die weite Welt hinaus, getrieben von dem Ziel fortan an jeder etwas größeren Revolution teilzunehmen. Letztlich strandete er in Hamburg, wo der FC Sankt Pauli sein Revolutionsersatz wurde. Er glaubt weiter an das schöne Leben in der klassen- und herrschaftslosen Gesellschaft, weiß aber, mit Sankt Pauli wird das nicht erreicht. Es folgte die Flucht in digitale Welten, wo er das Lichterkarussell im alkoholisierten Überschwang “erfand”. Fehlende Ahnung wird seither mit exzessivem Fremdwortgebrauch zu kaschieren versucht. Halbwegs gebildete Menschen durchschauen das natürlich sofort. Motto: “Auch wenn alle meiner Meinung sind, können alle unrecht haben.”