Basch für Alle! Basch für lau!

Und alle so “YEAH!”

Gestern Nachmittag hatte die Unruhe der letzten Tage ein Ende, die Basch #25 ist eingetroffen. 25.000 Stück, für quasi jeden braun-weissen Stadiongänger ein Exemplar, verteilt an den Eingängen und auf den Sitzen im gesamten Stadion. Jetzt schon mal ein Dank an alle, die bei Herstellung und vor allem der Verteilung helfen. Besonderer Dank geht an Jules (juleswenzel.de) für das tolle Cover.
Bis Sonntag, endlich startet die Rückrunde und die Cottbusser Krebse werden abgekocht!

basch25

 

via Basch-Fanzine

Hier auch noch mal der Ankündigungstext zu dieser unfassbar tollen Aktion:

Hallo St. Pau­li-​Fans,

für unser klei­nes Ju­bi­lä­um zur 25. Aus­ga­be der BASCH möch­ten wir nicht das Stan­dard­pro­gramm ab­spu­len. Zum Heim­spiel gegen En­er­gie Cott­bus er­scheint die BASCH daher nicht wie ge­wohnt in 900er-​Auf­la­ge, son­dern als Son­der­aus­ga­be in der atem­be­rau­ben­den Auf­la­ge von 25.​000 Ex­em­pla­ren. Sie wird über­all im Sta­di­on kos­ten­los ver­teilt, sowie im Vor­feld auf allen Sitz­plät­zen aus­ge­legt, da wir uns ganz be­wusst an alle St. Pau­lia­ne­rin­nen und St. Pau­lia­ner im Sta­di­on wen­den möch­ten. Es wurde uns oft na­he­ge­legt, mehr und vor allem grö­ße­ren Krei­se von uns und un­se­rer Rea­li­tät zu er­zäh­len, was wir nur zu gerne wahr­neh­men. Die #25 be­leuch­tet die Welt der Ul­tras von Sankt Pauli und möch­te allen In­ter­es­sier­ten aus an­de­ren Sta­di­on­be­rei­chen einen Ein­blick in die braun-​weiß-​ro­te Süd­kur­ve bie­ten.

Wir freu­en uns ein­mal das ganze Sta­di­on mit­neh­men zu kön­nen und damit all denen näher zu kom­men, die nor­ma­ler­wei­se zu­min­dest in­halt­lich nicht von uns er­reicht wer­den.

SANKT PAULI – DEIN HERZ SIND DEINE FANS – UND ES SCHLÄGT!

Mehr Wasser im Arm, als im Gurkenglas!

Foto: USP
Foto: USP

Am Sonntag pilgern wir endlich wieder ans Millerntor. Die neue Gegengerade steht und die Vorfreude steigt. Die Voraussetzungen dafür, die Gurkentruppe aus Cottbus zurück in das Loch zu brüllen, aus dem sie gekrochen sein werden, könnten kaum besser sein.

Trotz der Stadionverbote, die nunmehr ausgesprochen wurden, kann der eine oder andere deutliche Ruf in Richtung der Gäste aus der Zone nicht schaden.

Wir sind Sankt Pauli!

Mitgliedsbeiträge und Polizeistaat

„Auf der Jahreshauptversammlung des Clubs hatte die Mitgliedermehrheit Ende November einem Präsidiumsantrag zugestimmt, nach dem die Vereinsbeiträge für die über 17.000 Mitglieder pro Monat um gut 20 Cent steigen und auch die Ticketpreise ab der kommenden Saison erhöht werden, um daraus die Wache zu finanzieren.“ (taz.de)

Erstmal ist davon auszugehen, hier handelt es sich, zumindest bezüglich der Mitgliedsbeiträge, um ein Missverständnis der taz. Im Antrag auf der JHV wurde die Verwaltungskostenpauschale erhöht. Es handelt sich dabei um einen quasi buchhalterischen Posten. Die Mitgliedsbeiträge in den Abteilungen sind nach Abteilungssatzungen den jeweiligen Abteilungszwecken zuzuführen.

Mit dem Errichten einer externen Wache würde erstmal durch die entgangene Polizeimiete ein Finanzierungsloch in der Gegengerade entstehen, das es zu stopfen gilt. Wir haben daher beschlossen, dass die Verwaltungskostenpauschale erhöht wird. Darüber werden den Abteilungszwecken fremde Kosten gedeckt. Der Mitgliedsbeitrag erhöht sich dadurch nicht automatisch, lediglich der Anteil der nicht dem jeweiligen Abteilungszweck zukommt wird größer, bei gleichbleibenden Beiträgen wird eben das zweckgerichtete Geld geringer. Eine Erhöhung der Mitgliedsbeiträge liegt im Zuständigkeitsbereich der Abteilungen.

Mit dem erhöhten Verwaltungskostenanteil soll die Miete für die Museumsfläche gedeckt werden, die Wache wird dadurch also nur äußerst indirekt finanziert. Anders verhält es sich mit den Ticketpreisen. Diese sollen tatsächlich zur Generierung von Finanzmitteln zum Bau einer externen Wache eingesetzt werden. Das war aber auf der Versammlung klar, wurde dort auf Nachfrage nochmals von Michael Meeske bestätigt und darf nun nicht allzusehr überraschen. Der Antrag war zwar schwammig formuliert, die Auswirkungen erwartbar. Wenn es in der taz nun heißt, die externe Wache würde teurer, dann war es ja sogar aus ökonomischer Vereinssicht genau richtig, den Antrag so zu stellen.

Natürlich ist es kritisch zu sehen, dass Fans des FCSP der Hamburger Polizei eine Wache finanzieren, was soll es daran auch positives zu sehen geben. Letztlich ist es ein Freikaufen aus einem etwas größeren Übel. Nach all den Erfahrungen, die Fußballfans im Allgemeinen mit der Polizei machen ist es natürlich eigentlich blanker Hohn, dass ausgerechnet jene nun direkt für bessere Infrastruktur bei der Polizei sorgen müssen. Auch gedenkt natürlich niemand, sollte sich der Wachenbau durch Mieteinnahmen amortisieren, den Fans den „Kredit“ zurückzugeben. Es ist unser Dankesgeschenk für Jolly-Überfall, Schweinske-Cup und all die anderen schönen Partys, die wir mit reaktionären Mittelstandskids in grün und blau feiern durften.

Grundsätzlich sollte der Bau einer Polizeiwache der öffentlichen Hand obligen. Windige Absprachen zwischen Expräsi Littmann und Stadtvertretern, sowie verworrene DFL Richtlinien führen nun zu einem Aushöhlen des Aufgabenbereichs der öffentlichen Hand. Der Bau einer Polizeiwache wird privatisiert, Wendt und Neumann tanzen vor Freude den Ententanz und wir müssen versuchen uns das ganze Elend damit schönzureden, dass wir unser Stadion in weit geringerem Maße mit der Polizei teilen, als ursprünglich gedacht.

Mitgliederversammlung des FC Sankt Pauli im Jahr 2012

Am 26.11.2012 zieht es uns wieder ins CCH um in stundenlangem Gähnwettbewerb die Geschicke unseres Vereins zu lenken, bei viel zu hohen Getränkepreisen und schlechter Bockwurst. Sei es drum, geschissen sei auf die Längen, auf die Preise, auf das Asbest in den Wänden. Diese Veranstaltung ist wichtig und es kann eigentlich keine Ausreden geben, dem fern zu bleiben. Gestern wurden die Anträge veröffentlicht, daher empfielt sich eine kurze Übersicht.

Anträge

1) Der erste Antrag rekurriert auf einen Artikel dieses Blogs, der zu den Meistgelesenen zählt. Dass sich nun ein JHV Antrag daraus speist, unterstreicht nur einmal mehr, welche Wellen dieser – zugegeben leicht polemische – Text und sein Hintergrund geschlagen hat. Zurecht! Mitunter könnte es an dieser Stelle das erste mal hoch her gehen. Sollte dem so sein, so ist das als komödiantische Zwischeneinlage zu verbuchen. Popcorn nicht vergessen!

Antrag: Die Mitgliederversammlung möge beschließen, die beiden auf dem Südkurvenvorplatz ausgelegten Danksagungs-Pflastersteine für Torsten Vierkant und Wolfgang Helbing zu entfernen.

Begründung: Die Pflastersteine sind keine durch die Mitgliederversammlung beschlossene Ehrung oder andersartige Ehrung durch den FC St. Pauli, wurden aber dennoch mit der Aufschrift „Der FC St. Pauli dankt …“ auf einem öffentlichen Platz ausgelegt. … Es handelt sich um eine „Ehrung“ für Verdienste für den Verein, die unter anderem im Rahmen eines Angestelltenverhältnisses erbracht wurden. … durch die unter dem Namen „Stolpersteine bekanntgewordene Ehrung von Opfern des NS-Regimes und die hierfür verlegten Gedenksteine vermitteln diese „Ehrungspflastersteine“ … ein Gefühl der Respektlosigkeit und Überhöhung.

Lichterkarussell Wahlempfehlung: Dem Antrag ist stattzugeben.

***

2) Im zweiten Antrag geht es um die Erhöhung der zur Verfügung gestellten Plätze für Rollstuhlfahrer_innen. Man sollte meinen, einem Verein wie dem FC Sankt Pauli lägen Rollstuhlfahrer_innen soweit am Herzen, dass die Mindestanforderungen des Stadionhandbuchs erfüllt würden. Gerade wir, so war ich immer der Meinung haben ohnehin eine hohe Quote von Menschen mit (körperlichen) Behinderungen in unseren Reihen, eben weil wir uns gegen Diskriminierungen engagieren. Der Antrag geht nun nicht mal so weit, die Mindestforderungen des DFL Stadionhandbuches zu fordern, sondern hebt lediglich auf die der UEFA ab, die doch weit darunter liegen. Die Anpassung der Kapazität ist ein wichtiges und unterstützenswertes Anliegen.

Antrag: Die Mitgliederversammlung möge beschließen, dass das Präsidium sicherstellt, persönlich oder durch Ausübung der Gesellschafterrechte des Vereins in der Millerntorstadionbetriebsgesellschaft (MSB), dass nach Fertigstellung des Stadions, bzw. zu Beginn der Nutzung der neuen Nordtribüne eine Kapazität von mind. 180 Rollstuhlfahrerplätzen/sog. Läuferplätzen außerhalb von „VIP-Plätzen“ (Loge/Businessseats) samt Infrastruktur (Parkplätze/Toiletten/Rolli zugängliche Kioske) vorhanden sind. Dabei ist zu beachten, dass mind. 120 dieser Plätze Rollstuhlfahrern vorbehalten werden sollten (2/3). Von einer Abgrenzung der Rollstuhlfahrer in Heim- und Auswärtsfans ist nach Möglichkeit abzusehen.

Begründung: Das Millerntorstadion verfügt aktuell über 48 Rollstuhlfahrerplätze und ungefähr die gleiche Menge an sog. Läuferplätzen. Gemäß Stadionhandbuch (…) der Deutschen Fußball Liga (DFL) ist die Musterversammlungsstättenverordnung (…) § 10 zu beachten. Gemäß diesem Paragraphen ist eine Kapazität von 1% für körperlich behinderte Fans vorzuhalten, was bei einer geschätzten Endkapazität von 30.000 Zuschauerplätzen einer Kapazität von 300 Plätzen entspräche. Da jedoch anscheinend diese Regelung keine Beachtung gefunden hat, ist auch den Einreichenden dieses Antrags klar, dass das Erreichen dieser Kapazität für den FC St. Pauli respektive die MSB schlicht utopisch ist. Da jedoch der FC St. Pauli und seine Fans über die Stadtgrenzen Hamburgs hinweg für ein hohes soziales Engagement und gegen eine Ausgrenzung von Menschen aufgrund ihrer körperlichen Gegebenheiten stehen, betrachten die Einreichenden es als unabdingbar, zumindest die Richtzahl des UEFA-Stadionhandbuches zu erreichen. In diesem heißt es …, dass Rollstuhlfahrern ab einer Kapazität von 20.000 Zuschauerplätzen eine Kapazität von 150 Plätzen zzgl. 3 Plätzen je zusätzlicher 1000 Plätze zu gewähren ist. Dies bedeutet …, dass mindestens 180 … Plätze für Rollstuhlfahrer bzw. „Läufer“ vorhanden sind – eine Quote von 0,6 % der Gesamtkapazität. Nach Rücksprache (in Gremienarbeit) mit den Betroffenen bzw. dem Behindertenbeauftragten des FC St. Pauli, sehen die Einreichenden es als zwingend notwendig an, diese Anzahl an Plätzen vorzuhalten. Wir bitten daher die Mitgliederversammlung, diesen Antrag anzunehmen, im Sinne des gemeinschaftlichen Stadionerlebnisses aller Fans …

Lichterkarussell Wahlempfehlung:  Dem Antrag ist stattzugeben.

***

3) Es folgt der erste wirklich kontroverse Antrag, sollten nicht schon die Pflastersteine die Halle zum Kochen gebracht haben, wird dieser Antrag es ganz sicher tun. Die Vorraussetzungen dieses Antrages könnten strukturell schlechter kaum sein, braucht es doch einer 3/4 Mehrheit um ein Präsidiumsmitglied oder das gesamte Präsidium abzuberufen. Doch wie steht es um die Chancen, dass eine solche Mehrheit auf der Versammlung erreicht würde? Das ist wahrlich schwer zu beurteilen. Fest steht, dass gerade Gernot Stenger sich den Unmut der aktiven und organisierten Fanszene zugezogen hat. Dabei geht es nicht nur, aber nicht zu kleinen Teilen, um die Rolle Gernot Stengers in der Kommission zur Ausarbeitung des umstrittenen DFL-Papiers „Sicheres Stadionerlebnis“. Andere Punkte wären sein zu geringes/lange ausbleibendes Engagement gegen die Polizeiwache / für das Museum, sowie eine moralingetränkte Grundhaltung bei Entscheidungen die oftmals völlig entgegen der Interessen von Fans ausfallen. Gerade auf das DFL Papier und die damit verbundenen Zusammenhänge stützt sich die Begründung dieses Antrags. Stenger wird darin vorgeworfen, nicht nur an den Maßnahmen mitgearbeitet zu haben, sondern diese als unterschriftsfähig bezeichnet zu haben. Außerdem habe Gernot Stenger gegenüber Fanladen und Fanvertretern diesbezüglich die Unwahrheit gesagt. In einer heute Abend erschienenen Stellungnahme zu diesem Antrag streitet Stenger beide Vorwürfe ab. Es ist für uns an dieser Stelle nicht nachvollziehbar, wie die Debatte um das Papier im Detail ablief. Es scheint jedoch ratsam, daran zu erinnern, dass wir mit Stengers Wortgewandtheit, die er aus seiner Erfahrung als Rechtsanwalt zieht, nicht selten unsere Erfahrungen machen mussten. Lässt Stenger also folgendes verlautbaren: „Dabei ging es um eine Besprechung mit dem Ständigen Fanausschuss, in der ich nach im „Kicker“ veröffentlichten Thesen – als Zusammenfassung der zentralen Maßnahmen des Diskussionspapieres – gefragt wurde, welche ich bis dato nicht kannte. Ich antwortete daher wahrheitsgemäß, dass mir diese Thesen nicht vorgelegen haben […].“ So heißt  das mitnichten, dass er nicht gelogen habe. Es liegt hier durchaus im Rahmen des Möglichen, dass die Worte so bewusst gewählt werden, dass legte man sie auf die Goldwage der Vorwurf des Lügens nicht haltbar ist, bei allgemeiner Betrachtung aber sehr wohl haltbar sein könnte. Klarheit kann letztlich nur der STFA und der AR herstellen.

Stellt sich die Frage, ob man Gernot Stenger abberufen sollte, oder nicht. Es fällt schwer hier eine klare Ansage zu machen. Es ist unklar, wie der Rest des Präsidiums auf eine mögliche Abwahl reagiert. Auch ist es schwer auszumachen, wie sich der Verlust Stengers auf die Arbeit des Präsidiums auswirkt. Grundsätzlich muss man sagen, dass es wünschenswert wäre, das gesamte Präsidium ginge. Gerade angesichts dessen, dass es keinen Antrag gibt, der das allgemeine weitere Vorgehen mit dem Präsidium begleiten lässt, macht mindestens das kommende Jahr zur Zerreißprobe für Verein, Fans, Mitglieder und Vorstand. Eine Einschätzung freilich, die maßgeblich auf den Erfahrungen der letzten Wochen fußt.

Antrag: Beantragung der Abberufung des Vizepräsidenten Gernot Stenger gemäß § 13 Abs. 6 der Satzung

Begründung: Gernot Stenger ist im Präsidium unter anderem zuständig für Fanbelange und Faninteressen. Er handelt jedoch … nicht im Sinne der Fans, sondern … gegen deren Interessen. So war er an der Erarbeitung eines „Sicherheitspapiers“ beteiligt, welches erhebliche Verschärfungen der Bedingungen für Fans bedeuten würde. Die dort vorgeschlagenen Maßnahmen wurden jedoch von ihm nicht nur mit erarbeitet, sondern von Herrn Stenger auch ausdrücklich als unterschriftsfähig bezeichnet. Zudem hat Herr Stenger bezüglich der geplanten Maßnahmen gegenüber dem Fanladen und Fanvertretern wissentlich die Unwahrheit gesagt. Ein solches Verhalten widerspricht nicht nur den Interessen vieler Fans, sondern … auch den Leitlinien unseres Vereins und ist daher in einer leitenden Funktion im Verein nicht tolerabel

Lichterkarussell Wahlempfehlung:  Der Antrag birgt großes Konfliktpotential. Eine abschließende Empfehlung kann hier nicht ausgesprochen werden. Die Chancen, dass die nötige 3/4 Mehrheit erreicht wird, erscheinen gering. In Erwägung diese Einschätzung trifft zu, bietet sich ein Stattgeben des Antrags als „Schuss vor den Bug“ an.

***

4) Bei Viagogo gibt es bereits Karten für den FC Sankt Pauli zu erwerben. Beim HSV führte das zu einem großen Krach. Für uns sollte eine Absage an diese und ähnliche Plattformen eine Selbstverständlichkeit sein. Wer soziale Verantwortung auf seine Fahnen schreibt, wer glaubwürdig gegen den Schwarzmarkt kämpfen will (was war gleich das Hauptargument für elektronische Einlasskontrollen?!), der kann nicht einen Zweitvermarkter wie Viagogo Tickets für exorbitante Preise verhökern lassen. Bin gespannt auf die Kommentare von Seiten des Vorstands und der Geschäftsführung zu diesem Antrag. Die Wahlempfehlung fällt jedoch wieder eindeutig aus.

Antrag: Die Versammlung möge beschließen, einen Verkauf von Ticketkontingenten, auch nicht verkaufter Restkontingente, durch einen Zweitvermarkter zu untersagen. Der Verein muss sicherstellen, dass die Tickets für sämtliche Liga und Pokalspiele nationaler und internationaler Wettbewerbe zum Originalpreis zzgl. der üblichen Vorverkaufsgebühren den Mitgliedern und Fans zugänglich gemacht werden.

Begründung: Der Verein stand und steht … für Gleichberechtigung und soziale Verantwortung. Der Zwischenverkauf an einen Zweitvermarkter bedeutet nach bisheriger Erfahrung … eine unverhältnismäßige Verteuerung der zur Verfügung stehenden Tickets. Wir … sind der Meinung, dass dies nicht im Sinne der Mitglieder und Fans sein würde. Wir sollten daher der jetzigen und den zukünftigen Vereinsführungen … ein klares Votum geben, dieses wertvolle Gut zu schützen.

Lichterkarussell Wahlempfehlung: Dem Antrag ist stattzugeben. 

***

5) An Stelle Fünf steht ein Antrag zum umstrittenen DFL-Papier „Sicheres Stadionerlebnis“. Auch beim Lichterkarussell, hat Tom Machir dazu einen mehr als lesenswerten Text geschrieben. Die Argumente gegen das Papier sind so vielfältig, wie einleuchtend. Das Thema bei Fußballfans derzeit so Präsent, wie kaum ein anderes. Der Antrag zielt darauf ab, das aktuelle Papier, aber auch möglicherweise kommende Papiere und einzelne im Papier genannte Maßnahmen zu verhindern, außer sie sind mit Fanvertreter_innen etc. erarbeitet. Durch die Einschränkung wird nicht nur eine Tür offen gehalten, sie gibt auch klar den Weg vor, der zu gehen ist, sollte es (und davon ist auszugehen) Bestrebungen geben ein neues DFL Papier zu entwerfen. Ohne Fans, hat der FC Sankt Pauli die Tür geschlossen zu halten. Ein gut formulierter und runder Antrag. Auf die mündlich erfolgende Begründung darf man erfahrungsgemäß gespannt sein.

Antrag: Die Versammlung möge beschließen:
Das Präsidium wird beauftragt, das unter dem Titel „Sicheres Stadionerlebnis“ bekannt gewordene Maßnahmenpaket der DFL bei allen künftigen Abstimmungen abzulehnen. Dies gilt ebenso für alle eventuell einzeln zur Abstimmung stehenden, in der Präsentation genannten Maßnahmen. Das Präsidium wird weiterhin beauftragt, auch künftige Maßnahmen und –pakete, welche eine Verschärfung von Kontrollen, Sicherheitsauflagen o.ä. beinhalten, bei Abstimmungen bei DFL und DFB abzulehnen. Auszunehmen sind Maßnahmen, welche gemeinsam mit Fanvertretern, Fanprojekt und zuständigen Vereinsmitarbeitern erarbeitet und beschlossen wurden.

Begründung: Erfolgt mündlich auf der Versammlung

Lichterkarussell Wahlempfehlung: Dem Antrag ist stattzugeben. 

***

6) Ein Antrag, der so einleuchtend ist, dass er eigentlich keiner weiteren Ausführung bedarf: Wir haben genug Logen und teure Plätze, kein Schritt weiter. Vor allem zielt dieser Antrag wohl auf die Nordpolloge ab, die an gewohnter Stelle im Favela-Look den ganz besonders spröden Schicki-Micki-Werber-Charme am Millerntor versprühen soll. Die Bewertung der Nordpolloge ist grundsätzlich stets von Ambivalenz geprägt gewesen. Einerseits passte sie besser zum alten Millerntor, als die Doppelstocklogen der Haupttribüne, andererseits eröffnete sie weitere teure Plätze jenseits der etablierten Hochpreisblöcke auf Süd- und Haupttribüne. Dazu kamen seinerzeit die Querelen um die Positionierung. So wurde unter anderem dem Fanladen gesagt, es gebe dort keinen Platz für deren Container, kurze Zeit später stand das neue Edeldomizil mit Bierbahn. Letztlich ertragen wurde die Loge unter der Prämisse, dass es sich mit dem Abriss der alten Gegengerade auch mit der Loge erledigt habe. Dass diese nun wieder zur Diskussion steht macht nachfolgenden Antrag wohl zwingend nötig.

Weiteres Themenfeld ist – und da brachte mich erst ein Freund drauf – die Frage, ob dieser Antrag die Bestrebungen, die Business Seats auf der Süd loszuwerden konterkariert. Ich habe darüber kurz sinniert und bin zum Schluss gekommen, dass dem nicht so ist. Wir werden diese Business Seats nicht über das Verschieben auf andere Tribünen los. Dafür fehlt dort nicht nur die Infrastruktur, sondern auch der Platz. Das Kind ist in den Brunnen gefallen, als der Bau der Haupttribüne vorgezogen wurde und damit das Finanzierungsmodell auf ein kreditbasiertes umgestellt wurde. Seit dem liegt es dort und ein rettendes Seil scheint nicht in Sicht. Hierzu werden Verhandlungen verschiedener Akteure vonnöten sein. Sollten derartige Verhandlungen scheitern, bliebe noch der Weg über einen JHV Antrag zum Rückbau. Dies wäre wohl tatsächlich mit Problemen bei der Kredittilgung verbunden, was pessismistisch gesehen durchaus zum Lizenzentzug führen könnte (worst case). Dieses Finanzierungsmanöver, das den FCSP über Jahre hinweg an „Sachzwänge“ bindet, bleibt der größte dem Präsidium zu machende Vorwurf. Eine kolossale Fehlentscheidung!

Antrag: Die Jahreshauptversammlung … möge beschließen, dass keine weiteren Logen, logenartigen Plätze, Business Seats, oder andere, als hochpreisig und exklusiv anzusehende Plätze vorübergehend oder dauerhaft im Millerntorstadion eingerichtet werden sollen, außer den bereits auf Südkurve und Haupttribüne Bestehenden. Präsidium und Aufsichtsrat werden beauftragt, die Umsetztung dieses Punktes in der laufenden Geschäftsführung sowie bei der Gestaltung und dem Abschluss von Verträgen sicher zu stellen und dazu ggf. auch Gesellschafterrechte in Tochtergesellschaften zu nutzen und auf eine entsprechende laufende Geschäftsführung in diesen hinzuwirken.

Begründung: Das Millerntorstadion verfügt bereits über eine mehr als ausreichende Anzahl von Business Seats und Logen auf Südkurve und Haupttribüne, so dass die Gegengerade und Nordkurve klassische Tribünen bleiben und als solche frei von derartig exklusiven Plätzen sein sollen. … im Bereich der Nordkurve bzw. zwischen Nordkurve und Gegengerade besteht bereits ein Platzproblem, das zu langen Wartezeiten beim Ein- und Auslass sowie einer Überfüllung des Versorgungsraums führt. Im Bereich der Nordkurve stehen aufgrund der Baumaßnahmen bereits jetzt nur eingeschränkt Versorgungseinheiten und sanitäre Einrichtungen zur Verfügung, letztere befinden sich teilweise aktuell in dem Bereich zwischen Gegengerade und Nordkurve. Dieser Bereich ist daher für die Einrichtung weiterer Plätze ungeeignet.

Lichterkarussell Wahlempfehlung: Dem Antrag ist stattzugeben. 

***

7) Ein Antrag der für eine Raucherpause prädestiniert ist. So sinnvoll das Anliegen der Antragstellerin ist, so gering ist die Tragweite dieses Antrags. Er wird eine Information ausspucken, sollte er angenommen werden. Yeah!

By the way: Die Begründung hätte man auch kürzer fassen können, aber da bin ich wohl genau der falsche, der das anprangert. 😀

Antrag: …beantrage ich eine Aufschlüsselung der, dem Kartencenter bei dem Versand von Karten für die Heim- und Auswärtsspiele tatsächlich entstehenden Kosten, bzw. eine Information über die Verwendung von eventuell in diesem Bereich erwirtschafteter Gewinne.

Begründung: Für den Versand von online oder telefonisch bestellten Karten erhebt das Kartencenter eine Versandkostenpauschale von 4€ (… Allgemeine Geschäftsbedingungen für den Erwerb und die Verwendung von Eintrittskarten des FC St. Pauli … Punkt 3). Inhaber von Auswärtsdauerkarten zahlen zu Beginn der Saison eine Pauschale von 30€. Verschickt werden die Karten als Standardbrief (0,55€) der Deutschen Post und sind somit unversichert. Überschlägt man die Kosten für Porto, Umschlag und Arbeitsaufwand scheint ein Erreichen der gezahlten 4€ pro Versand unwahrscheinlich. Im Fall der Auswärtsdauerkarten erfolgt der Versand der Karten in mehreren Blöcken. Der Versand der Karten für die ersten neuen Auswärtsspiele der Saison erfolgte in drei Lieferungen. Es ist demnach davon auszugehen, dass für die ganze Saison 2012/2013 etwa 6 – 7 Sendungen nötig werden. Selbst bei Berücksichtigung der für die Einzelkarten erhobenen Versandkostenpauschale von 4€ wird hier ein Restbetrag bleiben. Sowohl für regelmäßige Auswärtsfahrer (ob mit oder ohne Auswärtsdauerkarte) als auch für Heimspielbesucher ohne Dauerkarte, die nicht die Möglichkeit haben, die Karten am Schalter … abzuholen entstehen durch die … Versandkostenpauschale zusätzliche Kosten in nicht unerheblicher Höhe. Einzeln  bestellte Auswärtskarten werden um etwa ¼ des Kaufpreises verteuert und auch bei Heimspielkarten, die in der Regel für zwei oder drei Spiele gleichzeitig bestellt werden können, entstehen zusätzliche Kosten im Höhe des Wertes von zwei oder drei Stehplatzkarten pro Saison.  … außer Frage, dass der Versand von Karten Geld kostet, jedoch scheint es fraglich, dass der Betrag von 4€ durch den unversicherten Versand als Standardbrief aufgezehrt wird. … fordere ich hiermit den FC St. Pauli auf, die Zusammensetzung der Kosten für die Versandkostenpauschale sowie die Verwendung der überschüssigen Gelder offenzulegen.

Lichterkarussell Wahlempfehlung: Dem Antrag kann ohne weiteres stattgegeben werden.  Oder rauchen.

***

8) Das Präsidium kommt mit ihrem beinahe schon obligatorischen Antrag zum Schluss. Es geht, wie sollte es anders sein, um die Polizeiwache. Manch einer spottete auf Facebook, der Antrag sei mit Absicht so gestellt, dass man ihm nicht zustimmen könne. Andere widerum wollten nicht so weit gehen dem Präsidium auch nur den Hauch von taktischer Rafinesse zu unterstellen. Ganz gleich, wie es nun ist oder nicht, es erscheint wichtig sich anzugucken, worauf dieser Antrag hinaus will. Behandelt werden zwei Dinge, nämlich erstens, die Verwaltungskostenpauschale und zweitens, die Ticketpreise. Beides sollen Instrumente sein, den Bau einer externen Polizeiwache, also den Neubau der Domwache zu finanzieren. Wir wollen hier nun nicht darauf abheben, dass so etwas ja eigentlich von öffentlichen Geldern finanziert werden sollte, der Fall ist hinlänglich diskutiert.

Für die Verwaltungskostenpauschale wurde schon auf der AFM JHV in diesem Jahr der Weg geebnet. Eine Abstimmung bei der ich mich enthalten habe, weil ich schon befürchtete, dass es nicht nur (oder gar nicht) um die Finanzierung des Museums gehen würde, sondern um die Finanzierung der Polizeiwache. Die Erhöhung der Pauschale bedeutet, dass der Zweck der Mitgliedsbeiträge so umgestellt wird, dass die Finanzierung der Wache daraus teilweise gedeckt werden kann. Die Mitgliedsbeiträge werden dadurch nicht erhöht, es kommt nur ein kleinerer Teil (im Fall der AFM) bei den Jugendspielern an und ein größerer (vorher nichts) bei der Polizei.

Update: Die Mitgliedsbeiträge sollen nicht direkt die Wache finanzieren, das wäre normalerweise auch rechtlich problematisch, sondern eine Miete der für das Museum zu nutzenden Fläche in der Gegengerade, die die wegfallende Miete der Polizei ersetzt. Hier refinanziert also der Verein (weitestgehend) nur für ein Museum sowieso angefallene Kosten und verschiebt diese Gelder aus dem Verein in die MSB, die sonst eine Deckungslücke hätte.

Über die Ticketpreise ist wenig zu sagen. Weder im Antrag, noch in der Begründung wird expliziert, um welchen Betrag die Tickets erhöht werden sollen. Dies wäre auf der Versammlung zu erfragen.

Grundsätzlich war der Antrag erwartbar, nach allen Statements, die vor allem Michael Meeske in den Medien in den letzten Tagen verlautbaren ließ. Bauchschmerzen dürfte dieser Antrag dennoch bereiten, denn es sind zwar genug Mitglieder und Fans bereit, bei einer Finanzierung des Museums zu unterstützen, den Polizisten eine Wache finanzieren, das möchte fürwahr niemand. Zumal hier für den FC St. Pauli ein gutes Geschäft liegt. Über Mieteinnahmen wird die von Fans finanzierte Wache refinanziert. Nur bekommen nicht die Fans das Geld zurück, sondern der Verein, der sich derzeit nicht im Stande sieht die Polizeiwache zu finanzieren. Hier stecken wir also in einem Dilemma. Entweder du baust den Bullen die Wache, oder sie ziehen in dein Stadion.

Antrag: Der FC St. Pauli ist bestrebt, ein Museum im Stadion zu errichten. Die Verlegung der Stadion- und Domwache in das Umfeld des Stadions, würde in der Gegentribüne … Räumlichkeiten schaffen, die …. zur Errichtung eines Museums genutzt werden könnten. Die Realisierung einer … externen Polizeiwache erfordert neben einem generellen Engagement des Vereins auch die Bereitstellung zusätzlicher Flächen der FHH und … eine entsprechende Finanzierung, wobei beides zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht final geklärt ist. Die in dem Antrag genannte Refinanzierung beinhaltet allerdings noch keine mit der konkreten Einrichtung eines Museums verbundenen Kosten, sondern beschränkt sich lediglich auf die räumliche Unterbringung.
Antrag: … beantragen, vorbehaltlich einer positiven Klärung dieser Punkte, die dann benötigte Refinanzierung von bis zu EUR 150.000 pro Jahr bei einer Laufzeit von 10 Jahren, über eine Erhöhung der Verwaltungskostenpauschale um EUR 43.300 sowie eine entsprechende Ticketpreisanpassung in Höhe des Differenzbetrages umzulegen. Die genaue Höhe und die exakte Verteilung werden dann mit den relevanten Gremien abgestimmt, sobald eine verbindliche Kalkulation vorliegt.

Begründung: Aufgrund seiner umfassenden wirtschaftlichen Verpflichtungen, welche aus dem Umbau des Stadions sowie des Trainingszentrums resultieren, ist es dem Verein nicht möglich durch eine Umschichtung seines Budgets eine derartige Investition zu refinanzieren. Aufgrund der breiten Zustimmung für ein Museum gehen die Antragsteller aber davon aus, dass eine derartige Verteilung der Belastung der einzelnen Betroffenen auf dem Weg zu einem clubeigenen Museum innerhalb des Stadions darstellt. Die konkrete Erhöhung der Verwaltungskostenpauschale um EUR 43.300 entspricht dabei einer Steigerung von (gegenwärtig) ca. 20 Cent pro Mitglied und Monat. Die genannte Summe von EUR 43.300 ergibt sich aus der angedachten Miethöhe für die Stadion- und Domwache.

Lichterkarussell Wahlempfehlung: Vorbehalte gegenüber dem Antrag sind mehr als verständlich.  Eine Wahlempfehlung kann an dieser Stelle nicht ausgesprochen werden. Setzt euch mit den Vor- und Nachteilen, sowie den Konsequenzen auseinander und fällt eine Entscheidung – oder enthaltet euch. Bedenkt, dass bei Ablehnung des Antrags eine externe Lösung der Polizeiwachenproblematik mit größter Wahrscheinlichkeit nicht erfolgen wird.

***

Satzungsänderungsanträge

1) In diesem Satzungsänderungsantrag des Aufsichtsrat, geht es darum, dass dem Aufsichtsrat der Finanzplan früher als bisher vorgelegt wird, damit der Aufsichtsrat seine Prüfaufsicht angemessen wahrnehmen kann. Dieser Antrag stärkt den Aufsichtsrat gegenüber dem Präsidium auf sinnvolle weise.

Antrag: § 20 (Aufgaben des Aufsichtsrats), Abs. 2, 4. Satz:
Alt:
… Er beschließt zu Beginn eines jeden Geschäftsjahres über den vom Präsidium vorzulegenden Finanzplan.

Neu:
… Er beschließt vor Beginn der Kaderplanung des Lizenzspielbereichs für die folgende Saison über die vom Präsidium vorzulegenden Eckpunkte eines Finanzplans. Er beschließt vor Einreichung der Unterlagen für den Lizenzantrag beim Verband über den Finanzplan. …

Begründung: In der bisherigen Praxis wird dem Aufsichtsrat der Finanzplan erst relativ kurzfristig vor der Einreichung der Lizensierungsunterlagen vorgelegt. Dies geschieht gleichzeitig mit der Vorlage des Zwischenabschlusses zum 31.12. des voran gegangenen Kalenderjahres. Dem Aufsichtsrat ist es so kaum möglich die Planungen substanziell zu überprüfen und die darin enthaltenen Prognosen einzuschätzen und kritisch zu bewerten. Eine Korrektur der Annahmen und damit der Planungen ist allein aufgrund des Zeitdrucks im Hinblick auf den letzten Termin für die Einreichung der Lizensierungsunterlagen schon gar nicht möglich. Deshalb benötigt der Aufsichtsrat zur Ausübung seiner Kontrollpflichten eine frühzeitige Information über die planerischen Annahmen und die daraus abgeleiteten Eckpunkte. Nur so ist ggf. eine frühzeitige Intervention und eine entsprechende Korrektur der Planungen möglich.

Lichterkarussell Wahlempfehlung: Dem Antrag ist stattzugeben. 

***

2) Bezüglich dieses Antrags möchte ich die Worte der letzten Basch Ausgabe zitieren, wo ein Ähnlicher Text, wie dieser entstand, nur dass er sich lediglich bei den Satzungsänderungsanträgen am expliziten Antrag abgearbeitet hat. Im Falle dieses Antrags sind die Worte präzise gewählt und die Entscheidungsrelevanten Facetten vollständig benannt:

„Der zwei­te Sat­zungs­än­de­rungs­an­trag des Auf­sichts­ra­tes ist etwas pre­kä­rer. Hier geht es darum, dem Auf­sichts­rat ein Zu­stim­mungs­recht bei Ein­stel­lung und Ent­las­sung lei­ten­der An­ge­stell­ter (Chef­trai­ner, Sport­chef, Ge­schäfts­füh­rer) ein­zu­räu­men. Dies ist in­so­fern „schwie­rig“, als dass dem Auf­sichts­rat somit ef­fek­tiv ein Ein­fluss auf den sport­li­chen Be­reich zu Teil käme. Die ori­gi­nä­re Funk­ti­on des Auf­sichts­ra­tes ist aber le­dig­lich die der wirt­schaft­li­chen Prü­fung. Hier genau wird ar­gu­men­ta­tiv vom Auf­sichts­rat an­ge­setzt. In der Be­grün­dung des An­trags heißt es: „In der Ver­gan­gen­heit ist es wie­der­holt vor­ge­kom­men, dass der Auf­sichts­rat erst un­mit­tel­bar vor der be­ab­sich­tig­ten Ent­las­sung eines Chef­trai­ners in­for­miert wurde. Dabei wurde eine Zu­stim­mungs­er­for­der­nis vom Prä­si­di­um nicht ge­se­hen. Al­ler­dings sind die mit­tel­ba­ren wirt­schaft­li­chen Kon­se­quen­zen einer Ent­las­sung (Auf­he­bungs­ver­trag, Neu­ein­stel­lung eines Nach­fol­gers) dann in aller Regel sehr wohl zu­stim­mungs­pflich­tig.“ Jüngs­ter und wohl ent­schei­den­der Be­zugs­punkt ist wohl die Posse um die Ent­las­sung Schu­berts und die Ver­pflich­tung Front­zecks. An die­ser Stel­le bin ich mir tat­säch­lich un­si­cher. Ich teile zwar die Ein­schät­zung des fi­nan­zi­el­len Be­zugs, der einer Auf­sicht be­dürf­te, eine fak­ti­sche Ent­schei­dungs­macht aber soll­te dem Auf­sichts­rat ei­gent­lich nicht zu­kom­men. Ich ten­die­re aber dazu, auch die­sem An­trag statt­zu­ge­ben, da ich der­zeit jede Re­gle­men­tie­rung un­se­res Prä­si­di­ums be­für­wor­te. Zu be­den­ken ist dabei aber, dass das der­zei­ti­ge Per­so­nal nicht für immer ge­ge­ben ist. Nicht immer wird der Auf­sichts­rat wei­test­ge­hend cool, das Prä­si­di­um wei­test­ge­hend schei­ße sein. Es kann auch mal genau an­ders herum sein, theo­re­tisch zu­min­dest. Hier wäre dann ein Macht­he­bel auf Sei­ten des Auf­sichts­ra­tes ein­ge­baut, der da ei­gent­lich nicht hin­ge­hört. Schwie­rig. Macht euch da auch mal eure Ge­dan­ken und wägt klug ab.“

Antrag: § 22 (Zuständigkeit des Präsidiums), Abs. 3:

Das Präsidium bedarf der vorherigen Zustimmung des Aufsichtsrats für den Abschluss folgender Geschäfte:

Ziffer d) Alt:
Abschluss von Arbeits- und Dienstverträgen, soweit diese den Verin zur jährlichen Zahlung von mehr als 40.000,– Euro verpflichten

Ziffer d) Neu:
Abschluss von Arbeits- und Dienstverträgen, soweit diese den Verin zur jährlichen Zahlung von mehr als 40.000,– Euro verpflichten. (Ergänzung:) Bei Neueinstellungen leitender Angestellter (Cheftrainer Fußball, Geschäftsführer) ist dem Aufsichtsrat vor der Endauswahl eine Kandidatenliste zur Genehmigung vorzulegen.

Neueinfügung der Ziffer h):
h) Freistellung oder Entlassung eines leitenden Angestellten (Cheftrainer Fußball, Geschäftsführer), wobei die beabsichtigte Freistellung oder Entlassung dem Aufsichtsrat so rechtzeitig mitzuteilen ist, dass er die Möglichkeit hat, dem betroffenen leitenden Angestellten noch Gehör zu gewähren.

Begründung: Begründung für beide Punkte:
In der Vergangenheit ist es wiederholt vorgekommen, dass der Aufsichtsrat erst unmittelbar vor der beabsichtigten Entlassung eines Cheftrainers informiert wurde. Dabei wurde eine Zustimmungserfordernis vom Präsidium nicht gesehen. Allerdings sind die mittelbaren wirtschaftlichen Konsequenzen einer Entlassung (Aufhebungsvertrag, Neueinstellung eines Nachfolgers) dann in aller Regel sehr wohl zustimmungspflichtig. Der Aufsichtsrat wird auf diese Weise unter Zugzwang gesetzt und hat nicht mehr die Möglichkeit, seiner Aufsichtspflicht nach bestem Wissen und Gewissen nachzukommen. Ähnliches gilt bei der Neueinstellung eines Cheftrainers oder Geschäftsführers. Wenn dem Aufsichtsrat ein ausgehandelter Vertrag am Tag der internen Vorstellung des ausgewählten Kandidaten vorgelegt wird, besteht für den Aufsichtsrat keine Möglichkeit mehr, flankierend einzugreifen, ohne den Prozess komplett zu stoppen und dem Verein Schaden zuzufügen. Deshalb hält der Aufsichtsrat es für notwendig, bereits die Shortlist der in der Endauswahl befindlichen Kandidaten zur Genehmigung vorgelegt zu bekommen. Denn nur auf diese Weise erhält der Aufsichtsrat die Möglichkeit, wirtschaftliche oder inhaltliche Limits zu setzen, ohne den Auswahlprozess grundsätzlich zu torpedieren.

Lichterkarussell Wahlempfehlung: Dem Antrag kann durchaus stattgegeben werden.  Enthaltungen oder ablehnende Meinungen sind aber durchaus verständlich. Im Sinne einer Kontrolle unseres mitunter frei drehenden Präsidiums erscheint eine Annahme des Antrags sinnvoll. Nichtsdestoweniger darf dieser Antrag nicht in Vergessenheit geraten – unter anderer Machtkonstellation im Verein kann hiermit großer Schaden angerichtet werden. Im Zweifel muss in der Zukunft ein diese Änderung zurücknehmender Antrag gestellt werden.

***

3) Ein unspektakulärer, wie verständlicher Antrag. Der Wahlausschuss möchte gerne in seiner Zahl erweitertert werden, da die Zahl der Abteilungen in den letzten Jahren gestiegen ist. Der Antrag birgt keinerlei Konfliktpotential.

Antrag: § 17 Wahlausschuss, Abs. 1:

Alt:
Der Wahlausschuss besteht aus fünf Mitgliedern, die von der Mitgliederversammlung gewählt werden. …

Neu:
Der Wahlausschuss besteht aus sechs Mitgliedern, die von der Mitgliederversammlung gewählt werden. …

 

Begründung: Seit der Installation des Wahlausschusses im Jahr 2001 hat sich die Anzahl der … durch den Wahlausschuss zu leitenden Wahlen durch die Neugründungen der Abteilungen Boxen, Dart, Marathon, Radsport, Tischkicker, Tor- und Goalball, sowie Triathlon deutlich erhöht. Der Wahlausschuss bittet die Mitglieder … um die Zustimmung, den erhöhten Arbeitsaufwand durch ein sechstes Wahlausschussmitglied abdecken zu dürfen. … erfolgt die nächste Neuwahl des Wahlausschusses auf der nächsten ordentlichen Mitgliederversammlung im Herbst 2013.

Lichterkarussell Wahlempfehlung: Dem Antrag ist stattzugeben. 

***

4) Der einzige Antrag, der etwas komplizierter daher kommt. Hier geht es um den konsolidierten Jahresabschluss. Letztlich wird hiermit eine aus der Professionalisierung (dutzende Gesellschaften etc pp) folgende Konsequenz (konsolidierter Jahresabschluss) in die Satzung eingefügt werden. Wir sehen hier keinerlei Probleme – lassen uns aber gerne eines besseren belehren (dann bitte Kommentar schreiben).

Antrag: § 5 Geschäftsjahr, Jahresabschluss:

Ziffer 2 – alt:
2. Das Präsidium hat einen Jahresabschluss und einen Lagebericht nach handelsrechtlichen Grundsätzen aufzustellen. Jahresbericht und Lagebericht sind von einem Wirtschaftsprüfer oder einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft zu prüfen.

Ziffer 2, 3, 4 – neu:
2. Das Präsidium hat einen Jahresabschluss und einen Lagebericht nach handelsrechtlichen Grundsätzen aufzustellen. Jahresabschluss ( alt: „Jahresbericht“) und Lagebericht sind von einem Wirtschaftsprüfer oder einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft zu prüfen.

(Ergänzung):
3. Das Präsidium hat darüber hinaus einen konsolidierten Jahresabschluss des Vereins und seiner Tochtergesellschaften (Unternehmensgruppe des FC St. Pauli) nach handelsrechtlichen Grundsätzen aufzustellen, sofern und soweit sich nicht aufgrund nationaler oder internationaler Regelungen – insbesondere des Deutschen Fußball-Bund e.V. (DFB), des Die Liga – Fußballverband e. V. (Ligaverband), der DFL Deutsche Fußball Liga GmbH, der UEFA oder ähnlichen Institutionen oder Verbänden des nationalen oder internationalen Lizenzspielbetriebs – ergibt, dass der konsolidierte Jahresabschluss nach anderen Rechnungslegungsgrundsätzen aufzustellen ist.

(Ergänzung):
4. Für den Fall, dass die Aufstellung eines konsolidierten Jahresabschlusses des Vereins und seiner Tochtergesellschaften im Sinne der Ziffer 3 weder nach nationalen noch nach internationalen Regelungen – insbesondere des Deutschen Fußball-Bund e.V. (DFB), des Die Liga – Fußballverband e. V. (Ligaverband), der DFL Deutsche Fußball Liga GmbH, der UEFA oder ähnlichen Institutionen oder Verbänden des nationalen oder internationalen Lizenzspielbetriebs – erforderlich ist, kann die Mitgliederversammlung mit einfacher Mehrheit beschließen, dass kein konsolidierter Jahresabschluss aufzustellen ist.

§ 14 Einberufung der Mitgliederversammlung:

Ziffer 7 – alt:
7. Eine erläuterte Bilanz, eine Gewinn- und Verlustrechnung sowie der Lagebericht des Vereins müssen zwei Wochen vor der ordentlichen Mitgliederversammlung für alle Mitglieder zugänglich auf der Geschäftsstelle des Vereins ausliegen und dürfen von den Mitgliedern gegen Vorlage des Mitgliedsausweises und eines Personaldokuments (Personalausweis/Reisepass) auf der Geschäftsstelle eingesehen werden. Auf Wunsch eines Mitglieds werden diese oben genannten Unterlagen auf seine Kosten zugesandt.

Ziffer 7 – neu:
7. Eine erläuterte Bilanz, eine Gewinn- und Verlustrechnung sowie der Lagebericht des Vereins müssen zwei Wochen vor der ordentlichen Mitgliederversammlung für alle Mitglieder zugänglich auf der Geschäftsstelle des Vereins ausliegen und dürfen von den Mitgliedern gegen Vorlage des Mitgliedsausweises und eines Personaldokuments (Personalausweis/Reisepass) auf der Geschäftsstelle eingesehen werden. (Ergänzung) Gleiches gilt für den konsolidierten Jahresabschluss im Sinne des § 5 Ziffer 3, sofern ein solcher aufgestellt wurde. Auf Wunsch eines Mitglieds werden diese oben genannten Unterlagen auf seine Kosten zugesandt.

Begründung: Der FC St. Pauli von 1910 e. V. hat erstmalig für das Geschäftsjahr 2011/2012 auf Basis der Regelungen der Lizensierungsordnung der DFL Deutsche Fußball Liga GmbH in Verbindung mit dem UEFA-Reglement zur Klublizensierung und zum finanziellen Fairplay einen Konzernabschluss gemäß Handelsgesetzbuch (HGB) aufgestellt, der den Mitgliedern in der für den Einzelabschluss des Vereins gängigen Weise zugänglich gemacht wird. Der vorliegende Änderungsantrag soll diese Praxis bzgl. des konsolidierten Jahresabschlusses in der Satzung durch Einfügung von § 5 Ziffer 3 und einer Ergänzung von § 14 Ziffer 7 verankern. Der neu eingefügte § 5 Ziffer 4 soll den – derzeit nicht absehbaren – Fall einer möglicherweise notwendigen Neubewertung des Kosten-Nutzen-Verhältnisses der Aufstellung eines konsolidierten Jahresabschlusses durch die Mitgliederversammlung berücksichtigen (z.B. bei deutlich gesunkener Komplexität der Unternehmensstruktur).

Lichterkarussell Wahlempfehlung: Dem Antrag ist stattzugeben. 

***

Zusammenfassender Ausblick auf die JHV

Am 26.11.2012 steht uns ein langer Montag Abend bevor, dagegen ist dieser Text noch gar nichts. Das Konfliktpotential ist mit der Veröffentlichung der Anträge nochmals gesteigert worden. Nachdem am Montag Abend auf drei Tribünen deutliche Kritik an Gernot Stenger auf Tapetenbahnen transportierten, steht dieser mit dem Antrag zu seiner Abberufung nun mit dem Rücken zur Wand, was nicht zuletzt durch die bisweilen reaktionär-bissige Stellungnahme seinerseits untermauert wird.

Wenn Metalust um des Vereinsfriedens willen dem gesamten Präsidium den Rücktritt nahelegt, entbehrt das nicht einer gewissen Berechtigung. Die Fronten zwischen Vereinsführung und Fans/Mitgliedern (die Darstellung in zwei homogene Lager ist natürlich arg verkürzt) scheinen nunmehr gänzlich verhärtet. Hatte man schon nach der letzten Jahreshauptversammlung das Gefühl vorhandene Konflikte beinahe künstlich ignoriert zu haben (exemplarisch hierfür der zurückgezogene Baustopp-Antrag oder die Uneinigkeit bei den Fans bezüglich der Business Seats), scheint der Verein ein weiteres Jahr ohne Konsequenzen in der Führungsetage nicht ohne den großen Knall überstehen.

Das Sicherheitspapier bleibt damit tonangebender Einfluss für die diesjährige JHV. Aber auch andere Themenkomplexe, etwa Zuständigkeiten des Aufsichtsrates bieten Diskussionsstoff.

Wir dürfen uns auf eine spannende, aufreibende, lange, anstrengende und vor allem richtungsweisende Jahreshauptversammlung freuen, bei der durchaus in gewissem Umfang die Fetzen fliegen können.

Ist zwar ein Montag und Montag is‘ Kotze, aber da muss man einfach hin!

Infos der AG Stadionbau zusammengefasst

Die Diskussion um die Polizeiwache, das Museum und die damit verbundene Finanzierungs- und Umsetzungsproblematik wurde heute seitens des Vereins weiter angeheizt. Michael Meeske, Geschäftsführer des FCSP, hantierte dabei mit Zahlen, die einer näheren Überprüfung wenig standhalten können. Die AG Stadionbau reagierte darauf im Forum gewohnt kompetent. Um dem Gebot der Übersichtlichkeit nachzukommen und die wichtigen aber verstreuten Informationen einfacher zugänglich zu machen, habe ich sie hier einmal in Absprache mit der AG Stadionbau zusammengefasst.

Ich bin nämlich viel zu faul, da immer wieder Links rauszusuchen… 😉

Infos der AG Stadionbau zusammengefasst weiterlesen

Protestkunst aus dem Fanladen…

Museum statt Polizeiwache - Kunstwerk
Protestkunst für nen Ehrenplatz an der Wand

Immer das gleiche Problem – man geht in den Fanladen, um ein Fanzine zu kaufen und kommt mit leerem Portemonnaie, aber tollen Sachen wieder raus. Wenn schon Servicewüste, dann wenigstens Shoppingparadies. 😉

Ein Museum für Sankt Pauli

FC Sankt Pauli Museum: Eintrittskarte

Die Sozialromantiker haben sich unlängst wieder geregt. Nach ihrer Petition „Uns das Stadion, der Polizei den Dom!“ blasen sie jetzt zum finalen Sturmlauf und wenden sich dabei an jeden einzelnen Sankt Paulianer:

„Bitte! Mobilisiert noch einmal all eure Kräfte, all eure Liebe, euer Wissen um unsere Fanszene und wie unterschiedlich sie manchmal daher kommt! Denn unter den Augen der Staatsmacht haben wir alle keine Chance mehr, etwas anderes zu leben oder es wenigstens zu versuchen. Wir kriegen alles selber hin. Und da wo wir es nicht hinbekommen, da müssen wir eben besser werden. Aber dafür brauchen wir UNS! Nicht Polizei und Kameras.“ (Sozialromantiker: Macht Druck auf unseren Verein!)

Am Freitag wird es eine Veranstaltung im Centro Sociale geben:

Museum statt Goliathwache – Vernetzungs- und Aktionstreffen

Liebe Leute, es wird ernst. Die Verhandlungen zwischen Präsidium und Polizei über eine Domwache in der Gegengeraden befinden sich im Endstadium. Wir wollen aber das Museum! Alle wollen es *eigentlich*. Umso absurder, die größte zusammenhängende Fläche im Stadion der Polizei zur Verfügung zu stellen, die auch einen Standort außerhalb akzeptieren würde.Deswegen rufen wir zu einem großen Treffen auf. Ganz egal, welche Vereinssparte, ob Mitglied oder nicht, ob organisiert oder bis jetzt nur passiv dabei: Wer sich in irgendeiner Form für die Realisierbarkeit des Museums engagieren will, wer Ideen hat oder wer einfach nur die Problematik diskutieren möchte, der hat Freitag, den 14.09.2012, Gelegenheit dazu!
Wo: Centro Sociale
Wann: Freitag, 14.09.2012, um 19 Uhr

Verbreitet diesen Aufruf, kommt zahlreich und bringt eure Bezugsgruppe mit. Natürlich sollen auch Menschen kommen, die nicht auf der GG beheimatet sind. (Link zur Veranstaltung bei Facebook)

Die Ausgliederung der Polizeiwache und die Realisierung des Museums sind zwei spannende Themen, die uns alle betreffen. Es zeigt sich, dass diese beiden Themen durchaus Berührungspunkte haben. An dieser Schnittstelle gilt es nun anzusetzen. Wenn wir noch eine Chance haben dahingehend etwas zu bewegen, dann sollten wir das tun.

Wir werden uns weiter mit den Themen bzw. dem Thema auseinandersetzen. Das hier nun erstmal als Überblick über den aktuellen Status.

Propagandamaterial beim Kiezkieker

Wer es nicht fühlt, kann es nicht verstehen

Ich stehe auf der Gegengeraden, vor mir findet ein Gestocher und Gestümpel statt. Noch weiter vor mir fragt sich der Kerl mit der kurzrasierten Halbglatze ob Tschauner in der Situation nun wirklich hätte rauskommen sollen oder nicht. Was soll’s denke ich mir, in dieser Situation ist doch eh kein Tor gefallen. Immerhin beschäftigt er sich mit dem Spiel und nicht damit, dass sein Kurzer seit einigen Wochen den anderen Kleinen im Kindergarten dauernd mit der Schippe auf den Kopf kloppt – wäre ja auch denkbar. Support liegt der Gruppe Gegengeraden-Daddies vor mir jedenfalls nicht. Geht wohl den meisten hier so.

Was für ein Ausblick von hier oben. Die neue Gegengerade. Ein hässliches Parkhaus mit 10.000 Stehplätzen. Selbst wenn diese gefüllt sein werden, es lässt sich erahnen, die Gegengerade wird eine Stehplatzwand mit der Atmosphäre eines leeren Parkhauses bei Nacht, Stimmungstechnisch. Bei näherem Hinsehen dann doch eher ein riesiges Kaffekränzchen, bzw. hunderte Kaffeekränzchen auf einem Haufen. Natürlich gibt es die Supportwilligen, die ihren englischen old-school Support machen und das ist fett und dem gebührt, gerade in dieser Umgebung aller Respekt. Und natürlich ist das Stimmungstief der Gegengerade keine neue Erkenntnis, doch angesichts des Potentials dieser neuen Tribüne ist es ein mal mehr ein Schlag in die Magengrube, dieses Potential verpuffen zu sehen. Es gibt Leute, mit denen ich sprach, die hoffen, durch die neuen Karten käme supportwilliges Potential und man könne was reißen, aber irgendwie erscheint mir das doch sehr unwahrscheinlich. Bei 1.000 neuen Dauerkarten und ca. 3.000 neuen Einzelkarten erscheint es wahrscheinlicher, dass die neuen Kapazitäten eher von Touristen, die ihr Kiezwochenende abrunden wollen, genutzt wird. Ich kann es ihnen nicht ein mal verdenken, nur supporttechnisch bringt uns das alles nicht weiter.

Zurück zum Rasen: gewonnen, ja. Und wir hatten auch Chancen, aber die Offenbarung, war das, was die Boys in Brown auf den Rasen zauberten, nun wahrlich nicht. Nach fünf Spielen, vier in der Liga und einem im Pokal, ist das Bild, welches die Mannschaft uns Fans darbietet, nicht gerade das beste. Um genauer zu sein, sie präsentieren sich nicht im Ansatz als funktionierende Mannschaft. Bei beiden Siegen, gegen Offenburg im Pokal und nun gegen Sandhausen am Millerntor, lieferte die Mannschaft jeweils kein sonderlich starkes Spiel ab. Die guten Ausgänge waren eher der mangelnden Qualität der Gegner, als der Raffinesse der Kiezkicker geschuldet. In der Hoffnung, dass sich die Mannschaft, zumindest ein bisschen, noch findet, gebe ich mal als erste grobe Saisonprognose einen Mittelfeldplatz auf der Tabelle aus.

Wieder in den Neubaustaub der Gegengeraden, auf der mehr oder weniger zu meiner Überraschung mal wieder aus jedem Quatsch Geld gemacht werden soll. Den Besucher_innen wird dort ein schmucker „Baustellenbesucher“-Schal feil geboten – ich weiß ja nicht…
Der Blick aber, wie gesagt wirklich toll – so hässlich die Tribüne mit ihrem Waschbeton von außen auch aussieht. Geradezu ausstaffiert mit Premiumblick gab es also die Zehnjahreschoreo bzw. besser -choreos von USP zu bestaunen. Zum Spielbeginn eine riesige Blockfahne mit zwei brauntönen und weiß, USP-Wappen säumten das ganze und in der Mitte prangte der bekannte Arbeiter im roten Stern. Das allein schon wunderschön nur reichte das den Ultras zum Feiern ihres zehnjährigen Bestehen am Millerntor noch lange nicht. Als die Blockfahne herunterkam folgten braun-weiß-rote Zettel, sowie braune und weiße Fahnen. Im Mittelblock ergaben Tapetenbahnen das Wappen unseres Vereins und nach einer Drehung selbiger das runde USP Logo. Das alles sind schon mehr als genug Gründe für ein Ausbleiben der Spucke, doch eine Choreo ohne Spruchband ist wie Erdnussbutter und Nutella ohne Brötchen. Auf den Sitzplätzen also in großen Lettern „Ultrà Sankt Pauli..“ und am Zaun „Wer es nicht fühlt kann es nicht verstehen“.

Es soll ja Gestalten geben, die Nordsupport vorgeworfen hätten, sich mit ihrer Choreo vom letzten Heimspiel bei USP angebiedert zu haben. Nur, liebe Menschen, die sich jetzt angesprochen fühlen dürfen, das war kein Anbiedern. Überhaupt ist das Gegenteil von USP hassen nicht anbiedern. Daher an dieser Stelle einen Gruß an Nord-Support, die „da drüben“ mit wenigen Leuten engagiert sind, etwas wirklich Cooles auf die Beine zu stellen (An die das hier lesenden Nordtribünen-Besucher_innen: Schnackt die Leute von Nord-Support an, die freuen sich über interessierte und helfende Hände). Die Choreo war also kein Anbiedern, sondern Ausdruck dessen, dass es dort im Norden Leute gibt, die es fühlen, es also verstehen. Ihr skurrilen Meckerpötte tut das nicht – es können eben nicht alle die süßen Früchte der Leidenschaft kosten. Zurück zum Heimspiel gegen Sandhausen und den Geburtstag von Ultrà Sankt Pauli, wie gesagt gab es eine zweite Choreo zum Beginn der zweiten Halbzeit. Eine große „ULTRAS“ Blockfahne mit Totenkopf in der Mitte. Das ganze in der wunderschönen Farbkombo braun-weiß-rot gehalten und – man merkt ich gerate ins Schwärmen – wiederum gesäumt von braun-weiß-roten Fahnen. Als die Blockfahne runterging folgten bunte Luftballons und ein Meer aus großen Schwenkern.

Für all die Arbeitsstunden, all die Liebe und Leidenschaft, die in das Projekt Zehnjahreschoreo gesteckt wurde, gebührt allen an der Herstellung beteiligten Personen größter Respekt. Was wäre Sankt Pauli ohne euren Einsatz? Ganz nett vielleicht – aber „nett“ ist ja bekanntlich das kleine Geschwisterchen von „scheiße“.

Und da ich jetzt eh auf kein anderes Thema mehr zurückkommen kann, und nur weiter schleimscheißen, beende ich diesen Blogpost mit

DANKE USP!
DIFFIDATI CON NOI!

1:1 DingDong Heimspiel

Endlich wieder Millerntor. Nach der langen, aber glücklicherweise vorhandenen Sommerpause, stand es wieder an, in unsere Heimspielstätte zu pilgern und den Boys in Brown mit Chants und Stakkato die verdiente Unterstützung zukommen zu lassen. In einem äußerst langweiligen Spiel offenbarte sich, dass die Mannschaft sich noch finden muss und, dass die Kaderplanung noch nicht abgeschlossen sein kann. So gab es ein ernüchterndes 1:1 gegen ebenso einfallslose Ingolstädter.

Dem vorangegangen war einiges an Unsicherheit bezüglich der Tickets. Einerseits stand eine Entscheidung über die Vergabemodalitäten der Südkurven-Saisonkarten bis kurz vor Saisonstart aus. USP, Fanladen und FC St. Pauli hatten letztlich ein Vergabesystem über Punkte entwickelt. Bei einer Umfrage konnten Interessierte, aber auch Wechselwillige ihre „St. Pauli Erfahrung“, in Mitgliedschaft, Dauerkarten und Saisonkarten operationalisiert, ausdrücken. Klar, dass es Kritik geben musste, wie von den Öddels der Fanszene dem Fanclub „400:0 DingDong Feierabend“, deren Flyer das Fehlen von Freunden anprangerte. In meinen Augen und nach allem was ich zum Vergabesystem gehört habe ist diese Kritik gänzlich unangemessen. Alleine, wer drei Saisonkarten für die Südkurve hatte, erreichte genug Punkte um wieder eine Saisonkarte zu bekommen. Die darüber hinaus beinahe obligatorische Vereinsmitgliedschaft beschert weitere Punkte. Daher freue ich mich über eine richtig geile Südkurvenzusammensetzung und kann auf ein paar DingDongs weniger auch getrost verzichten.

Dann das Theater um die Gegengeraden-Öffnung. Die Ängste verständlich, Die Kritik an der Kommunikation des Vereins berechtigt, aber im Nachhinein ja alles halb so wild. Die 4.000 Menschen konnten wie versprochen auf die neue Gegengerade.

War irgendwie die Rückeroberung der Gegengerade. Zwei Eingänge sind schon für 4.000 Leute sehr wenig und da die Leute alle früh kamen, kam es doch zu einem ziemlichen Stau. Dieser wurde aber sehr diszipliniert und ohne Gedrängel abgewickelt. (Magischer FC)

Mag sein, dass das eng war, aber zwei Eingänge reichen meines Erachtens völlig aus, man bedenke, dass für die Stehplätze der Südkurve zuzüglich der ordinären Sitzplätze, also auch ca. 4000 Menschen, ebenso nur zwei Eingänge zur Verfügung stehen. Das funktioniert seit grob 4 Jahren relativ problemlos. Letztlich wird die Gegengerade 4 Korrektur: (Danke, astro) 5 Eingänge für 13.000 Fans bieten, das Verhältnis sich also noch verknappen.

Wo hingegen das Interesse an Einlass ins Stadion sichtbar abgenommen hat, sind die Eingänge für die Business Bereiche auf Haupttribüne und Südkurve. Der Zusammenhang ist über die Ligazugehörigkeit zu erklären. Dass die Plätze in der letzten Saison noch besser gefüllt waren, ist mit den Kündigungsfristen der Business Seats zu erklären. 3 Monate vor Saisonende, so meine Informationen, mussten Inhaber_innen von Busieness Seats die Verlängerung ihrer Saisonkarten beantragen. Da stand in der Erstligasaison der Abstieg noch nicht fest. Nur so haben wir uns durch ein Jahr zweite Liga, mit noch halbwegs gefüllten Business Seats, „gemogelt“. Nun im zweiten Jahr ist es dementsprechend deutlich weniger. Hier wären offizielle Zahlen des Vereins interessant und ein entsprechender, unbürokratischer Rückbau von Business Seats wäre im ökonomischen und atmosphärischen Interesse des Vereins wünschenswert.

Bei der Atmosphäre ist noch ein Blick auf die neue Gegengerade angebracht. Das bisher Fertiggestellte lässt erahnen, dass die neuen Gegengerade imposant wirken wird – sie tut dies auch jetzt schon. Trotzdem war der Blick auf den neuen Betonklotz mit trüben Gefühlen verbunden. Vom Dom ist kaum noch etwas zu sehen. Nach Fertigstellung der Nordkurve, wird auch der Bunker verschwunden sein. Elementare Bestandteile des Charmes unseres Stadions verschwinden peu a peu. Schade, aber wohl leider notwendig. Hoffen wir, dass diese atmosphärischen Einbußen durch größere Lautstärke, einem neu erwachenden „Roar“, kurzum „The Hell of Sankt Pauli“ zumindest teilkompensiert werden können.

Vor dem Anpfiff gab es einen ganz besonders ergreifenden Moment für einen ganz besonderen Sankt Paulianer. Der Tod von Günter Peine verdiente nicht nur die respektable Geste von USP, wie schon beim Auswärtsspiel in Aue, war ebenso verdient und angemessen, wie die besondere Schweigeminute, in der Günter Peine via Videowall eines seiner Gedichte vortragen konnte. RIP.

Gänzlich anders unerfreulich ist, dass es wieder vermehrt Stadionverbote im Sankt Paulianischen Umfeld gibt. Hierzu soll gar nicht viel an Worten aufgebracht werden, sondern nur kurz auf die Worte von USP zu dem Thema verwiesen werden. Die Verbannten mit uns!

Eine schöne Geste gab es dann von Nordsupport zum 10. Geburtstag von Ultrà Sankt Pauli: Neben einer gelungenen Choreo gab es ein kleines Päckchen für die Gruppe, die es in einer der widrigsten Umgebungen für Ultrà-Kultur geschafft haben eben diese zu implementieren. Nach nunmehr 10 Jahren ist Ultrà am Millerntor fester Bestandteil der Fankultur und nicht mehr wegzudenken. Dazu sicher gesondert nochmal mehr.

Sie haben sich ein Denkmal gebaut

und jeder Vollidiot weiß, dass das die Liebe versaut.

Es wird gebaut am Millerntor. Stets herrscht geschäftiges Treiben auf der Ostseite des Spielfelds, Bauarbeiter tummeln sich zwischen den schweren Betonteilen, LKW und schweres Gerät fahren zur Baustelle und von ihr weg. Mitten in diesem Treiben steht meistens wichtig unbeschäftigt Torsten Vierkant, „Stadionprojektmanager“, den viele als „geselligen Typen“ beschreiben würden. Von seiner Seite nicht wegzudenken ist Wolfgang Helbing, „Stadionchef“ und zweiter Geschäftsführer der Millerntorbetriebsgesellschaft. Beide begleiten den Neubau des Millerntors als Duo von Anfang an in jenen Schlüsselpositionen und haben dabei den einen oder anderen Bock geschossen, wie aus internen Kreisen zu vernehmen ist. Sie, die auch gerne mal den Thor Steinar tragenden Bild-Schmierfinken Thomas Dierenga in ihr „Separee 40“, für das nur sie einen Schlüssel haben, einladen (BILD LINK!!) scheinen, aller Kritik zum Trotze, die Wichtigkeit ihrer Personen für den Verein und sein Stadion enorm hoch einzustufen.

Bereits 2007 bei Fertigstellung der Südtribüne wurden in exponierter Lage vor dem Eingang der Geschäftsstelle jene zwei Stolpersteine platziert:

Helbing
„Der FC St. Pauli dankt Wolfgang Helbing“

Vierkant
„Der FC St. Pauli dankt Torsten Vierkant“

Es ist nicht wirklich klar, inwiefern diese Steinchen abgesprochen waren, an die große Glocke wurde das aber nicht gehängt. Diverse Gerüchte besagen, und deren Richtigkeit scheint nicht unwahrscheinlich, dass diese Danksagung auf Initiative der beiden Gedankten geschah, was man getrost als vermessen bezeichnen und empfinden kann.

Nun da die Haupttribüne steht und die Ecke zur Süd geschlossen ist, hat sich ein weiteres Mosaik – im wahrsten Sinne des Wortes – im großen Denkmal der beiden „Stadionschöpfer“ eingefügt. Besser: die beiden haben es offenbar einfügen lassen. Schon länger (ca. 3 Wochen) vorhanden, aber erst jetzt wirklich aufgefallen, ist im Mosaikbild an der KiTa in der Ecke zwischen Haupttribüne und Südkurve ein Schriftzug mit den Namen Torsten Vierkant und Wolfgang Helbing integriert.

Kita
Weitere „Danksagung“

Was aber nun so schlimm daran sei, mag man fragen. Zwei geltungsbedürftige Hornochsen verewigen sich dezent für ihre geleistete Arbeit beim Bau unseres schönen neuen Stadions. Kann man so sehen, bestimmt. Diese Sichtweise scheint aber bei genauerer Betrachtung, beständig weniger Sinn zu ergeben. Davon ab, dass nicht einmal Corny Littmann auf eine derart explizite Benennung auf „seinem“ Denkmal bestanden hat, war es vor allem der Kompetenzbereich der Herrschaften Vierkant und Helbing, in dem, im Zuge der Stadionrekonstruktion, kleine, mittlere und große Fehler gemacht wurden.

Zuerst lohnt sich ein Blick darauf, wer Wolfgang Helbing und Torsten Vierkant überhaupt sind, denn allein das lässt schon Rückschlüsse hinsichtlich der Kompetenzfrage zu. Helbing war seinerzeit Vize-Präsident unseres Vereins unter Weisner, als der magische FC haarscharf an der Insolvenz vorbeigeschrammt ist; Vierkant ist gelernter Stellwerker. Was also befähigt einen Insolvenzritter zur zweiten Geschäftsführer-Position einer großen GmbH und was einen, der Weichen im Bahnverkehr stellen kann, die Weichen für das wichtigste Bauvorhaben der Vereinsgeschichte zu stellen?

Und so wundert es bei diesen „Qualifikationen“ nicht, dass z.B. der Catering-Fahrstuhl der Südkurve in den Räumlichkeiten einer Toilette endet. Wir erinnern uns auch alle an die obskure Sitiuation, als beim letzten Heimspiel der Gegengerade, Vierkants völlig fehlerhafte Infopolitik, bezüglich des Verkaufs der alten Sitzschalen, für Verwirrung sorgte oder, als er vor dem Testkick gegen Schalke vergaß die Rasenheizung einzuschalten und dieser abgesagt werden musste. Aus gewöhnlich gut unterrichteten Kreisen ist verstärkt zu hören, dass die Überdimensionierung der geplanten und unerwünschten Polizeiwache in der Gegengerade vor allem auf den Mist dieser beiden gewachsen ist – sie sind wohl auch die einzigen, die noch immer kein Problem in der Existenz der Wache sehen können oder wollen. Ebenso wird mangelhafte Kommunikation und Verzögerungstaktik bemängelt. Allgemein scheinen besonders Fanbelange ein Dorn in den Augen von Vierkant und Helbing zu sein.

Intern sorgt das Duo und vor allem Vierkant immer wieder für Kopfzerbrechen. So war es Torsten Vierkant, der den Spielertunnel, dessen Verlängerung nach dem Becherwurf DFB-Auflage war, eigenhändig während eines Spiels wieder zusammengeschoben hat. Ferner hat er sich diversen Anordnungen von Vereinsoberen, sowohl gewählten als auch angestellten, widersetzt. Helbing für seinen Teil „hasst“ laut Aussage eines Hamburger Journalisten „alle Fans“. Im Duo, so hört man, verweigern sie die Zusammenarbeit mit der AG Stadionbau. Ihre Schlüsselpositionen diesbezüglich seien nochmals ins Gedächtnis gerufen. Die Tatsache, dass die beiden sich ihren eigenen Altherren-Salon in die Haupttribüne haben bauen lassen, zu dem nur sie Zutritt haben, unterstreicht einmal mehr, wie wichtig sich diese beiden für unseren Verein halten, obgleich sie die Ideale des Clubs alle Nase lang mit Füßen zu treten scheinen.

All das sind wahrlich keine Ruhmesblätter, aber zu großen Teilen eben auch Gerüchte, die hier nicht weiter belegt werden können. Selbst wenn keines der Gerüchte stimmte, stehen die Fakten bereits für so viel Inkompetenz, dass ein Denkmal um diese beiden Personen, wie es Stück für Stück, Tribüne für Tribüne ins Millerntorstadion wächst, keine Rechtfertigung erhalten kann. Die Fehler von Vierkant und Helbing reihen sich ein in eine ganze Latte von Problemen unter unserem aktuellen Präsidium, die über den Begriff „Missgeschick“ weit hinausgehen. Und so wird es mit Sicherheit eine interessante JHV im Winter geben.

Es wird gebaut am Millerntor. Die Denkmäler, die sich zwei Personen selbst errichten sind Zeugen des faden Beigeschmacks des neuen Stadions.

Keine Buchung ohne Beleg

Die Saison ist für den FC St. Pauli mit dem heutigen Unentschieden zwischen Düsseldorf und Duisburg trotz des eigenen 5:0 Kantersieges gegen Paderborn zu Ende gegangen. Es gibt für uns dieses Jahr keine Verlängerung, keine Relegation, keinen zusätzlichen Nervenkitzel. Das Geld auf unseren Konten, darf in die Spendentöpfe und über den Tresen beim Antira-Turnier an der Kollaustraße wandern, anstatt in eine Tour nach Berlin investiert werden zu müssen.

Sitze auf der Gegengerade
Foto zur Verfügung gestellt vom spanier

Damit war das Spiel auch das letzte Spiel der altehrwürdigen Gegengerade, jenem Gebilde, für das wir seit Jahren nur mit Zudrücken aller möglichen Augen die Ligalizenz erhalten. Jenem Gebilde aber auch, das Heimat der „alternativen Fankultur“ am Millerntor und Geburtsort des „Roars“ war. Ergo ein mit unendlich pathetischen Worten zu umschreibendes Stück Fußballgeschichte: maßlos romantisierter Purismus und Produkt steter Improvisation. Es ist nicht ganz unverständlich, dass vielen altlinken Sozialpädagogen oder diffus kritischen Finanzbeamten und allen anderen merkwürdigen Wesen, die sich auf den gewölbten Stufen (oder was solche mal waren) der Gegengerade herumtreiben, die mitgealterte Heimat so sehr ans Herz gewachsen ist, dass sie ein Stück dessen in ihr persönliches Fankulturantiquariat zu überführen suchen, bevor der architektonische „format c:“-Befehl unseres Hausmeisters Baucheckers Thorsten Vierkant all die materialisierten Erinnerungen an Heimsiege, Niederlagen und vor allem jede Menge Regen in Staub, Schutt, Trümmern und Containern verschwinden lässt und unser Millerntor noch mehr Hellmich Standardbau mit Backsteinbordüre wird und dem Charme der Paderborner  Stadtsparkasse bedenklich nahe zu kommen droht. Ja das ist durchaus verständlich – wir kennen so etwas unter dem Terminus „ideelle Werte“.

Sitze auf der Gegengeraden
Foto zur Verfügung gestellt vom spanier

Doof nur, wenn die Rechnung ohne unsere revolutionären Garden gemäßigt sozialdemokratische Führungsriege gemacht, bzw gar nicht gar nicht gerechnet wird. Ganz die Betriebswirte der Paderborner Stadtsparkasse, kam den gewählten und/oder angestellten Vereinspeople wohl jener Satz aus Buchführung I an Berufsbildenden Schulen in die Fontanelle geschossen: „Keine Buchung ohne Beleg“ – Ergo Rechnung machen: grob 2.000 Sitze mal grob 20 Euro ist gleich grob 40.000 Euro und das ist wiederum besser als 0 Euro. Bei Verkauf aller Sessel. Sonst halt weniger. Die gehen dann auf den Müll. Soweit so logisch. Kurze Mitteilung auf die Homepage, wo sie gaaaanz bestimmt nicht in der Flut der unzähligen nutzlosen Meldungen untergeht (erinnert sich noch wer an die Zeiten, als auf der Homepage tagelang nichts passierte?) und der Drops ist gelutscht.

Damit wären beide Seiten weitestgehend beleuchtet und die Ausgangssituation ist klar. Was passiert ist folgendes: Ein paar kaufen ganz normal Sitze für überteuertes Geld, ein paar andere haben an unserem grandios entlohntem Sicherheitspersonal wie durch Zauberhand doch Werkzeug vorbei geschmuggelt bekommen und behelfen ihrer selbst. Spätestens am Ausgang, wo die stolzen Sitzretter zum Zahlen aufgefordert werden kommt es zu Tumulten, Meinungsverschiedenheiten, Unstimmigkeiten, Verständnislosigkeit, Murren und die Welt, der FCSP, die Werte des Vereins oder Blutzuckerspiegel des Typen aus Reihe 4 geht unter. Das Ende vom Lied: „Der Fisch stinkt vom Kopf.“ Und Thorsten Vierkant sei schuld.

Was hier falsch gemacht wurde ist neben des völlig absurden Preises (wenngleich das für die Haupttribüne wohl auf ähnlichem Niveau ablief) eine völlig mangelhafte Kommunikation der Aktion. Sahnehäubchen des Fauxpas bildet jedoch der Hinweis die Erlöse seien eine Spende (sic) für Fanräume, wovon man bloß bei Fanräume e.V. wiederum überhaupt nichts wusste. Wie auch?! Aus internen Kreisen war zu erfahren, bei Vereinsvertretern hieße es im Vorfeld „die von Fanräume“ bekämen ohnehin schon genug. Fans sind eben ein teures Laster. In diesem Lichte ist die Deklaration der Fanräume-Spende nicht nur eine dreiste Lüge (zu prüfen sei, inwiefern hier arglistige Täuschung geltend gemacht werden kann), sie muss vor allem als dreiste Werbung auf Kosten des Vertrauens der eigenen Fans gewertet werden.

Gerupfte Gegengerade
Foto zur Verfügung gestellt vom spanier

Die Einnahmen aus der missratenen Aktion müss(t)en nun zuzüglich der selben Summe aus den Taschen der Verantwortlichen  an Fanräume gehen,  eine dicke Entschuldigung bei den Betroffenen ist obendrein fällig. Tatsächlich wird man jetzt kaum umhin kommen das Geld an Fanräume zu geben, ganz gleich, ob man das eigentlich nicht wollte oder sich eventuell gar kurzfristig dazu entschieden hat, das aber nicht mehr zu kommunizieren vermochte.  Letztlich bleibt der Eindruck rückständiger, verbissener, provinziell denkender Paderborner Stadtsparkassenbetriebswirte, die schlichtweg keinen blassen Schimmer von den Lebenswelten von Fußballfans haben, mit ihren diffusen Ideen jedoch versuchen jeden Groschen aus ihnen heraus zu pressen.

Die Publikative.org hat den FCSP mittlerweile zum Heiopei der Woche gekrönt. Nicht zu Unrecht – daher: Glückwunsch.

Alle anderen – eigentlich weit wichtigeren – Themen folgen hier in den nächsten Tagen.