Mitgliedsbeiträge und Polizeistaat

„Auf der Jahreshauptversammlung des Clubs hatte die Mitgliedermehrheit Ende November einem Präsidiumsantrag zugestimmt, nach dem die Vereinsbeiträge für die über 17.000 Mitglieder pro Monat um gut 20 Cent steigen und auch die Ticketpreise ab der kommenden Saison erhöht werden, um daraus die Wache zu finanzieren.“ (taz.de)

Erstmal ist davon auszugehen, hier handelt es sich, zumindest bezüglich der Mitgliedsbeiträge, um ein Missverständnis der taz. Im Antrag auf der JHV wurde die Verwaltungskostenpauschale erhöht. Es handelt sich dabei um einen quasi buchhalterischen Posten. Die Mitgliedsbeiträge in den Abteilungen sind nach Abteilungssatzungen den jeweiligen Abteilungszwecken zuzuführen.

Mit dem Errichten einer externen Wache würde erstmal durch die entgangene Polizeimiete ein Finanzierungsloch in der Gegengerade entstehen, das es zu stopfen gilt. Wir haben daher beschlossen, dass die Verwaltungskostenpauschale erhöht wird. Darüber werden den Abteilungszwecken fremde Kosten gedeckt. Der Mitgliedsbeitrag erhöht sich dadurch nicht automatisch, lediglich der Anteil der nicht dem jeweiligen Abteilungszweck zukommt wird größer, bei gleichbleibenden Beiträgen wird eben das zweckgerichtete Geld geringer. Eine Erhöhung der Mitgliedsbeiträge liegt im Zuständigkeitsbereich der Abteilungen.

Mit dem erhöhten Verwaltungskostenanteil soll die Miete für die Museumsfläche gedeckt werden, die Wache wird dadurch also nur äußerst indirekt finanziert. Anders verhält es sich mit den Ticketpreisen. Diese sollen tatsächlich zur Generierung von Finanzmitteln zum Bau einer externen Wache eingesetzt werden. Das war aber auf der Versammlung klar, wurde dort auf Nachfrage nochmals von Michael Meeske bestätigt und darf nun nicht allzusehr überraschen. Der Antrag war zwar schwammig formuliert, die Auswirkungen erwartbar. Wenn es in der taz nun heißt, die externe Wache würde teurer, dann war es ja sogar aus ökonomischer Vereinssicht genau richtig, den Antrag so zu stellen.

Natürlich ist es kritisch zu sehen, dass Fans des FCSP der Hamburger Polizei eine Wache finanzieren, was soll es daran auch positives zu sehen geben. Letztlich ist es ein Freikaufen aus einem etwas größeren Übel. Nach all den Erfahrungen, die Fußballfans im Allgemeinen mit der Polizei machen ist es natürlich eigentlich blanker Hohn, dass ausgerechnet jene nun direkt für bessere Infrastruktur bei der Polizei sorgen müssen. Auch gedenkt natürlich niemand, sollte sich der Wachenbau durch Mieteinnahmen amortisieren, den Fans den „Kredit“ zurückzugeben. Es ist unser Dankesgeschenk für Jolly-Überfall, Schweinske-Cup und all die anderen schönen Partys, die wir mit reaktionären Mittelstandskids in grün und blau feiern durften.

Grundsätzlich sollte der Bau einer Polizeiwache der öffentlichen Hand obligen. Windige Absprachen zwischen Expräsi Littmann und Stadtvertretern, sowie verworrene DFL Richtlinien führen nun zu einem Aushöhlen des Aufgabenbereichs der öffentlichen Hand. Der Bau einer Polizeiwache wird privatisiert, Wendt und Neumann tanzen vor Freude den Ententanz und wir müssen versuchen uns das ganze Elend damit schönzureden, dass wir unser Stadion in weit geringerem Maße mit der Polizei teilen, als ursprünglich gedacht.

Veröffentlicht von

Hugo Kaufmann

Geboren nahe einem Bauernhof in Norddeutschland wuchs Hugo in ländlicher Idylle auf. Von der Ruhe genervt zog er mit Anfang 20 in die weite Welt hinaus, getrieben von dem Ziel fortan an jeder etwas größeren Revolution teilzunehmen. Letztlich strandete er in Hamburg, wo der FC Sankt Pauli sein Revolutionsersatz wurde. Er glaubt weiter an das schöne Leben in der klassen- und herrschaftslosen Gesellschaft, weiß aber, mit Sankt Pauli wird das nicht erreicht. Es folgte die Flucht in digitale Welten, wo er das Lichterkarussell im alkoholisierten Überschwang “erfand”. Fehlende Ahnung wird seither mit exzessivem Fremdwortgebrauch zu kaschieren versucht. Halbwegs gebildete Menschen durchschauen das natürlich sofort. Motto: “Auch wenn alle meiner Meinung sind, können alle unrecht haben.”

  • Gäst

    Könnte man/frau aber auch von der lustigen Seite betrachten. Wer hätte damit gerechnet das ausgerechnet die Fans des Fc St. Pauli der Polizei mal eine schöne Wache bauen? Könnte man auch als Schlagzeile verkaufen.