Staat auf dem Rückzug

Während in Heidenau der Mob wütet, winken in München Bürger*innen den ankommenden Geflüchteten und empfangen sie mit Wasser, Decken, Obst und Stofftieren. Und während allenthalben das ehrenamtliche Engagement für Geflüchtete gelobt und herausgestellt wird, bekommt der Mob mit neuerlichen „Asylkompromissen“ den Lohn für seine Brandanschläge. Im Angesicht dieser Gleichzeitigkeit findet unser Gastautor eine handlungsunfähige radikale Linke, die sich auf die Antworten von vor 25 Jahren stützt und der aktuellen Entwicklung nichts entgegenzusetzen weiß und obendrein die Tragweite der aktuellen Geschehnisse zu verkennen scheint.

Von Lunge (Gastautor)

„Die Maßnahmen, die wir vorschlagen und gemeinsam umsetzen wollen, haben sicherlich auch Einfluss auf diese neuen Zugangszahlen. Wir hoffen, dass sie dann deutlich geringer werden.“
– Bundesinnenminister Thomas de Maiziere am 05.08.2015

„Deutschland zeigt sich gerade als starkes und mitfühlendes Land. Stark und mitfühlend: Das ist, glaube ich, das, was das Engagement vieler Menschen ausdrückt. Wir haben heute alle miteinander in den Gesprächen erst einmal denen gedankt, die das vor Ort machen – mit großem Engagement und meistens im Ehrenamt. […] Deswegen kann ich sagen, dass ich das von Thomas de Maizière vorgelegte Konzept ausgezeichnet finde und dass es aller Ehren wert ist, das jetzt sozusagen in die Praxis umzusetzen. “
– Sigmar Gabriel am 05.08.2015

Die Debatte in der deutschen Flüchtlingspolitik wirkt derzeit polarisiert, polarisiert im Angesicht von 335 rechten Übergriffen auf Flüchtlingsunterkünfte im ersten dreiviertel Jahr 2015. Das offizielle Deutschland inszeniert eine „Willkommenskultur“ für Geflüchtete, die letztlich in komplette Selbstgerechtigkeit gipfelt, etwa im Rahmen einer Aktion von „BILD“ und Deutscher Fußballliga unter dem großen Motto „Wir helfen!“. Das Objekt der Hilfe wird kaum sichtbar an den Rand gedrängt, Geflüchtete sind hier beliebig austauschbar, durch Kinder, Obdachlose oder Straßenhunde in der Ukraine.

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#SchlandUnverkrampft. Dummdeutsche Kommentare Folge 2 *Trigger*

Nachdem die Tweetschau zu #GerGha für dieses Blog ungeahntes Interesse hervorgerufen hatte, haben wir beschlossen auch bei den folgenden Begegnungen der deutschen Nationalelf, die jeweiligen Hashtags zum Spiel ein wenig zu beobachten.

Dieser Beitrag deckt die Spiele #USAGER und #GERALG ab.

*TRIGGERWARNUNG*
Dieser Beitrag enthällt rassistische, sexistische und homophobe Sprache und Diffamierungen (ua. mehrfach das N-Wort)!
*TRIGGERWARNUNG*

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Rassistische Kommentare zu #GERGHA (Trigger-W.)

*TRIGGER-WARNUNG* // Der folgende Blogpost dokumentiert rassistische Kommentare // *TRIGGER-WARNUNG*

Dass vermeintlich unverkrampfter Patriotismus schnell in nationalistischen Chauvinismus und Rassismus umschlägt ist nichts Neues. Genauso ein alter Hut ist die Tatsache, dass rassistische Stereotype und Rassismus in der Gesellschaft weit verbreitet sind. Dennoch soll in diesem Blogpost eine Auswahl rassistischer Kommentare dokumentiert werden, die im Zusammenhang mit dem gestrigen WM-Spiel der DFB-Auswahl gegen die ghanaische Nationalelf bei Twitter geäußert wurden.

Noch mal die Trigger Warnung: Ab hier wirds bitter!

*Nachtrag 22.06.2014 16:30*
Da einige Twitter User ua. wegen dieses Blogsposts Morddrohungen erhalten sind nun alle Screenshots anonymisiert und die Links zu den Tweets entfernt. Wenngleich rassistische Kommentare unendlich scheiße sind, möchten wir für solche Reaktionen keine Verantwortung übernehmen müssen.

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Frei.Wild-Fans beim FC Sankt Pauli

Der Sprecherrat der eingetragenen Fanclubs des FC Sankt Pauli erhielt vor einigen Tagen eine E-Mail zum Umgang der Fanszene des FC Sankt Pauli mit dem Thema “Frei.Wild”. Wir haben das Thema ja bereits das ein ums andere Mal aufgegriffen (“Wir sind keine Neonazis” und “Das neue Mekka der Durchschnittsversager”).

Der Verfasser des Briefes, Mitglied des “FCSP Fanclub Frei.Wild Südtirol” schlägt jedoch eine gänzlich andere Tonart an, als wir das taten und weiter tun werden. Seinem Wunsch um Verbreitung kommen wir gerne nach. Nicht weil wir seine Position teilen, sondern um ihn bloßzustellen:

Moin,

wollte nur was loswerden bezüglich Liedergut und eurer Plakataufhängung „Freiwild ist nationalistische kackscheiße..usw.“ was schon ziemlich länger her ist jetzt, aber sich immer noch in den köpfen einiger befindet.

Wir sind der FCSP Fanclub Südtirol und sind begeistert von der Schiene die das Umfeld vom St. Pauli fährt. Besonders jene gegen rechtes Gedankengut. Womit wir an euch ein großes Lob aussprechen wollen!
Bevor man jedoch über die Band Freiwild -den Musikgeschmack lassen wir mal auf Seite- herzieht, muss man… http://www.youtube.com/watch?v=zDWC39_ynec …mal die Geschichte Südtirols kennen. Besonders interessant die Jahrzehnte nach dem ersten Weltkrieg. Und der Faschismus ist heute leider immer noch zu Present in Italien. Politiker wie Donato Seppi (http://de.wikipedia.org/wiki/Donato_Seppi) oder Michaela Biancofiore usw. sorgen heute noch für den Erhalt der faschistischen Denkmäler in Südtirol (stellt euch vor in Hamburg stünden um die 10 Nazidenkmäler!) und provozieren die Bevölkerung immer wieder mit Kranzniederlegungen. Zudem ist die Geschichte unseres Landes kein großes Thema in den italienischen Schulen in Südtriol. Ich habe nichts gegen die Italiener, welche mit der Zeit auch unsere Freunde wurden, aber es ist nunmahl so, dass zu viele immer noch den Faschismus verfallen. Und Freiwild ist eine Band die dagegen aufsingt, auch wenn es manchmal rechts klingt, das ist purer Patriotismus und hat nichts mit Deutschland oder rechts zu tun! Und Leute, nur weil jemand, heißen wir ihn kuba, einen Satz sagt, müssen nicht alle gleich aufspringen.

Ich bitte sie diesen Brief weiterzuleiten, an diejenigen die nicht wissen, wer freiwild ist… und nichts für ungut!

MfG ******* (Name der Redaktion bekannt), FCSP Fanclub Südtirol
[Rechtschreibfehler so im Original enthalten, Anm. d. Verf.]

Eine Antwort des FCSR steht noch aus. Wir werden sie hier jedoch gerne dokumentieren, wenn auch ein “Jaja. Halt’s Maul” völlig ausreichend wäre.

PS: Jede/r Frei.Wild-Merch Träger/in fliegt völlig zurecht aus dem Block
PPS: Jeder Fanclub, der Frei.Wild supportet sollte ebenso zurecht aus unseren Strukturen fliegen.
PPPS: Kurz gesagt:

Alles wichtige zum Thema Frei.Wild Foto: USP
Alles wichtige zum Thema Frei.Wild
Foto: USP

Das neue Mekka der Durchschnittsversager

Frei.Wild verliert Nominierung zum ECHO und es kann ihnen scheißegal sein

Das war’s. Die Deutsche Phonoakademie hat die ECHO-Nominierung von Frei.Wild zurückgezogen. Zuvor hatten Kraftklub und MIA ihre Nominierung zurückgewiesen, die Ärzte haben unterstrichen, dass sie ja eh nie kommen, dieses Jahr aber noch weniger und die Toten Hosen schlugen die Einführung der Kategorie “Rechte gegen Nazis” vor. Über das Problem mit Frei.Wild wurde viel geschrieben, daher verlinke ich hier nur die zwei in meinen Augen herausragenden Auseinandersetzungen mit der Band und deren Label / Umfeld. Diskussionen mit den scheißstürmenden Fans der Deutschlandpatrioten aus Norditalien sind so aussichtsreich, wie Nachtwanderungen im Nebel. Das Frei.Wild-Fankommentar-Bullshit-Bingo fasst die sich ewig wiederholenden Phrasen treffend zusammen.

„Um zu verhindern, dass der ECHO zum Schauplatz einer öffentlichen Debatte um das Thema der politischen Gesinnung wird (…)“

Der Grund für die Denominierung von Frei.Wild könnte schwächer aber kaum ausfallen. Da man den ECHO nicht als Plattform für eine Debatte um politische Gesinnungen sehen möchte, schließt man Frei.Wild aus. Das Gegenteil wäre richtig gewesen, WEIL man eine Debatte um das Thema der politischen Gesinnung führen muss, schließt man Frei.Wild aus, denn sie vertreten eine Gesinnung, die man nicht hinnehmen kann und die öffentlich geächtet gehört. Das ist der Stoff aus dem gute Stellungnahmen sind. Doch die Musikindustrie gibt sich lieber “Wischiwaschi” und schert sich vor allem ums Image und den reibungslosen Ablauf.

Die Südkurve Sankt Pauli bringt es auf den Punkt. Foto: USP
Die Südkurve Sankt Pauli bringt es auf den Punkt. Foto: USP

Doch unabhängig davon braucht Frei.Wild den ECHO nicht. Das unterstreicht nicht zuletzt die renitente Haltung der Frei.Wild-Jünger. Die Band sieht sich bekanntlich in den Fußstapfen der Böhsen Onkelz. Einer Band, die sich nur bedingt von ihrer nationalistischen und rassistischen Vergangenheit distanzierte und über den Soundtrack für den Ottodurchschnittsversager nie hinaus kam. Das mussten die Frankfurter Deutschrocker aber auch nicht, denn die Sauf-, Gröhl- und Selbstmitleidskultur, die die einfache Musik und die Texte der Band bedienten war ausreichend weit verbreitet, um zum Abschluss ihrer Karriere am Lausitzring vor 120.000 ihrer Fans zu spielen, die sich ehrfürchtig vor der Bühne zu Boden schmissen, als sei die Kapelle ihr Mekka.

Phillip Burger und seine Bandkollegen füllen die Fußstapfen der Onkelz hinsichtlich der Fanbase noch nicht ganz aus, die Klumpfüße wachsen aber. In Punkto Nationalismus übertrumpfen sie die Onkelz um Längen und auch ihre Distanzierungen fallen noch dünner aus. Trotzdem fällt die nationalistische Saat aus Südtirol auf fruchtbaren deutschen Boden – Scheiße im Kopf ist eben ein guter Dünger. Da es spätestens seit der WM 2006 hierzulande wieder en vogue ist dem “guten” Patriotismus zu frönen, forciert durch Politik, Medien etc., kann die Band mit ihrer vermeintlich unpolitischen Heimatliebe jugendliche Herzen im Sturm erobern. Endlich spricht eine Band aus, was so viele von ihnen schon so lange dachten, dass sie doch nämlich nichts dafür könnten, was die Großeltern taten und, dass auch sie stolz auf ihre Heimat sein dürften, wie andere Kids in anderen Ländern ganz natürlich auch.

Eine Sichtweise, die auch die Band MIA vertritt. Vor Jahren wurden sie auch in der politischen Linken noch gefeiert doch gerieten dann in die Kritik. In ihrem Song “Was es ist” besingt die Band eine positive Neuinterpretation der deutschen Identität. Die Farben der Fahne sollen mit positiven Werten verknüpft werden. Doch guten Patriotismus und bösen Nationalismus zu unterscheiden ist eine rein politische Parole und wissenschaftlich kaum haltbar, meinen unter anderem Wilhelm Heitmeyer und Christoph Chors. Beide Begriffe können letztlich synonym verwendet werden. Daher ist es zwar ehrenhaft, dass MIA mitteilen, dass sie das Weltbild von Frei.Wild ankotze, nur darf nicht vergessen werden, dass auch das von ihnen propagierte Weltbild seinen Teil zum Erfolg der Band Frei.Wild beiträgt. Das mag man nun wahrhaben wollen oder nicht.

Frei.Wild ist strukturell mit ihrem eigenen Label und daran angeschlossenen weiteren Bands so gut aufgestellt, dass sie längst ohne Support irgendwelcher Preise oder Festivals auskommen. Bisweilen hilft ihnen die (absolut erfreuliche und wünschenswerte) gesellschaftliche Ächtung sogar, ihrer Opferrolle zu frönen und sich idiotischen Verschwörungstheorien gegenüber der “scheiß Medien” oder “Gutmenschen” hinzugeben. Die Band spielt nicht mehr in kleinen Dorfclubs vor 200 Leuten sondern füllt große Stadthallen und sie sind eben für den ECHO nominiert gewesen, weil sie ihr neues Album über 100.000 mal verkauft haben.

Der Zug Frei.Wild ist abgefahren und nicht mehr aufzuhalten. Mit Pech spielen auch sie irgendwann vor 120.000 Leuten auf einem eigenen Konzert. Ganz ohne Festivals und Musikpreise. Das hängt allein davon ab wie hoch die Arschlochquote hierzulande ist und ich befürchte Schlimmstes. Dennoch gilt es natürlich Frei.Wild jederzeit das Geweih zu stutzen.

Nationalismus ist Kotzescheiße!

Das N-Wort bedeutet Rassismus

Eine eigentlich unnötige Debatte

Derzeit wird eine Debatte darüber geführt, ob in Kinderbüchern diskriminierende Begriffe, wie das N-Wort, weiter Verwendung finden sollten. Eigentlich sollte diese Diskussion überflüssig sein. Die Debatte nervt und sie wird in einer Intensität geführt, gerade von Seiten der Verfechter, dass man beinahe überrascht sein könnte. Das einzig Erfreuliche in dieser Debatte sind die mitunter enorm guten Äußerungen einiger Menschen dazu. Eine kleine Auswahl möchte ich euch daher zum Einstieg nicht vorenthalten. Lest die Texte und lest sie aufmerksam. Nicht wenige der Autor_innen mussten und müssen selber Diskriminierungserfahrungen machen und wissen daher, wovon sie reden. Gerade ihnen gilt es zuzuhören. Sie haben zu diesem Thema weit Gewichtigeres zu sagen, als Weiße.

Gute Texte finden sich bei Der braune Mob e.V.Bühnenwatch, Mädchenmannschaft eins und zwei, Accalmie (ohnehin sehr zu empfehlendes Blog), Shehadistan eins, zwei und drei, Metalust und Subdiskurse einszwei und drei, Gleisbauarbeiten, zoon politikon, Tagesspiegel.

Besonderes Augenmerk verdient die kleine Ishema, die, wie wohl schon alle gesehen haben, in einem Leserbrief der ZEIT-Redaktion deren weiße Selbstgefälligkeit um die Ohren schmettert:

Was ist eigentlich Rassismus?

Was Rassismus eigentlich bedeutet wird dankenswerter weise vom braunen Mob anschaulich und auszugsweise beleuchtet:

„Rassismus heißt nicht, eine bestimmte „Rasse“ zu „hassen“, sondern zu glauben, dass Menschen wegen ihrer biologischgeografischen Herkunft „angeboren“ oder „naturgemäß“ über spezifische Vorlieben, Talente, Neigungen oder Charakter-Eigenschaften verfügen.

Rassismus ist unter anderem:

  • der Reflex, die Strassenseite zu wechseln wenn einem zwei Schwarze entgegenkommen.
  • eine Frau als „Cappuchinoschönheit“ zu bezeichnen.
  • zu finden, dass „Schwarze super singen können“ und nochmal nachzufragen, ob der Schwarze Rechtsanwalt „wirklich Rechtsanwalt ist“, nur um ganz sicher zu gehen.
  • Schwarze Deutsche zu fragen, wo sie „wirklich herkommen“ und ob der „Papa oder die Mama Schwarz“ sei.
  • zu sagen „wir haben doch schon einen Schwarzen in der Band, noch einer muss nicht sein“.
  • zu sagen „ich kenne viele Schwarze also kann ich kaum Rassist sein“ oder „in Deutschland gibt es doch gar nicht soo Rassismus“.
  • zu ignorieren, dass unsere Gesellschaft weiße Menschen strukturell und institutionell stark bevorzugt, und dadurch sein weißes Privileg zu leugnen.

Am Wochenende auch mal mit Schwarzen auszugehen bedeutet nicht automatisch, dass man kein Rassist ist. Ebenso wenig wie mit vielen Frauen zu sprechen nun mal nicht bedeutet, dass man „kein Sexist sein kann“.

Rassismus hat so an sich, dass ihn vor allem diejenigen bemerken, die davon betroffen sind. Falls einzelne weiße Deutsche Rassismus nicht ständig erfahren, dann ist das sehr erfreulich, heißt aber leider nicht, dass es ihn nicht oder nur selten gibt, sondern nur dass sie ihn nicht mitbekommen weil sie nicht die Zielscheibe sind. Zu behaupten, es gäbe „kaum Rassismus“ ist eine der beleidigendsten Aussagen, die man als nicht-Betroffener tätigen kann, weil sie die täglichen Erfahrungen hunderttausender Leute, die das nunmal besonders gut beurteilen können, ignoriert und sich auf anmassende und verletzende Art „über“ sie stellt: bei allem was sie mitmachen müssen, wird das nun auch noch bestritten. So etwas ist bestenfalls ignorant.“ (Der braune Mob e.V.)

Wir haben alle rassistische Stereotype verinnerlicht, denn wir wachsen nicht im luftleeren Raum auf, sondern werden in dieser Gesellschaft sozialisiert. Wir wachsen mit N*Küssen, N*königen und so weiter auf. Eventuell reflektieren wir später, dass das ja eigentlich falsch ist, nur sind die Stereotypen tief verankert und werden sogar aggressiv verteidigt, wie die aktuelle Debatte zeigt. Wir leben in einer Gesellschaft, in der PoC strukturell benachteiligt sind. Wir genießen Privilegien, die für uns selbstverständlich sind. Da können wir im einzelnen oftmals nichts für, trotz allem ist diese Struktur rassistisch und auch wenn wir uns unsere weiße Haut nicht ausgesucht haben, schadet ein kritisches Hinterfragen der eigenen Privilegien nicht. Nein, wenn wir irgendwann mal zu einer Symmetrie kommen wollen, die überhöhte Vormachtstellung von Weißsein durchbrechen wollen, ist es sogar unsere Aufgabe genau das zu tun. Wer das nicht als die Gesellschaft ansieht, zu der wir werden müssen, ist Rassist und nicht weniger, als ein Rassist! Wer meint, er müsse seine Privilegien eben nicht hinterfragen, weil er sich gerne in die Rolle des ja-auch-hin-und-wieder-Betroffenen verdrückt (Stichwort „Deutschenfeindlichkeit“, du arme „Kartoffel“, jajaja…) hat Rassismen so sehr verinnerlicht, dass er eigentlich an der eigenen Kotze ersticken müsste.

Was wiegt wohl schwerer, die „Last“ die nicht ausgesuchten Privilegien kritisch zu reflektieren, oder die Last mit nicht selbst gewählter (das tut niemand!) Diskriminierung tagtäglich umgehen zu müssen. Wer soll sich also nicht so anstellen, wegen diskriminierender Begriffe? Die, die davon profitieren, oder die, die darunter leiden? Wir haben nicht darüber zu entscheiden, ob ein Wort oder eine Handlung diskriminiert, wir sind die verschissen privilegierte Mehrheit. Was diskriminiert, wird von den Betroffenen definiert, da haben wir nicht mitzureden, sondern nichts anderes zu tun als zuzuhören und das ernst zu nehmen!

Als weißer, heterosexueller Mann gehöre ich zur privilegiertesten Gruppe in dieser Gesellschaft. Diskriminierung erlebt man so im Prinzip keine. Am ehesten noch gibt mir das Wissen aus der Schulzeit eine Ahnung davon. Ich habe gelernt, dass auf dumme Sprüche mein Gewicht betreffend meist Gewalt folgte. Das ist bei weitem kein Vergleich zu dem, was Schwarze und PoC in unserer Gesellschaft gewaltsam erdulden müssen. Das versetzt mich lange nicht in die Position wissen zu können, wie sich Menschen fühlen, wenn sie durch Begriffe wie das N-Wort getriggert werden; was das in ihnen hervorruft.

Und eines muss eingangs eben noch festgehalten werden, ganz gleich wie Antifa und Antira und was-weiß-ich man sich fühlt. Man ist eben nicht einfach kein Rassist und man wird auch nicht einfach Rassist, wie der braune Mob ganz richtig schreibt. Man lebt in einer rassistischen Gesellschaft und dem kann man sich nicht erwehren. Man kann nur fortwährend versuchen weniger rassistisch zu sein. Nein das muss man.

Weiße „Zivilisation“ und deutsche Geschichte

„Why have a civilisation if we are no longer interested in being civilized?“, fragt sich der Protagonist Frank im Film „God bless America“. Die Zivilisation sieht der weiße Mann zugrunde gehen, da im Fernsehen weiße Menschen von anderen weißen Menschen gedemütigt werden (es sind nur weiße). Doch weiße Zivilisation war nie sonderlich human. Seit mehreren hunderten Jahren bedeutet westliche, weiße Zivilisation vor allem die Unterdrückung und Ausbeutung des „Anderen“.

Das deutsche Geschichtsbewusstsein scheint auf die Zeit von 1933 bis 1945 limitiert zu sein. Alles davor wird dadurch irrelevant, alles danach wird dadurch gut, human, demokratisch. Rassismus in Deutschland wird zu einem historischen Ausrutscher verklärt. Durch dieses Geschichtsverständnis kann nicht nur die Zeit des NS nicht adäquat gefasst werden, der Maßstab für das, was Rassismus sein darf, verschiebt sich. Der Blick auf die eigene Geschichte wird verschleiert. Es scheint als gelte den Deutschen der Holocaust stets als Maßstab für Diskriminierung, doch der war keine Diskriminierung, sondern Völkermord einmaligen Ausmaßes. Er war kein kollektiver Mordrausch, nicht „nur“ eine Serie von Pogromen. Dieser Genozid war und ist in seiner Planung bis zur „Endlösung der Judenfrage“ einzigartig. Die Auseinandersetzung damit ist Pflicht, nur heißt das aber nicht, dass all das was nicht an die Qualität dessen herankommt nicht so schlimm ist. Genau das passiert aber nur zu häufig. All das, was die einmalige Qualität der Shoah nicht erreicht, gilt den Deutschen als „nicht so schlimm“, „kein Antisemitismus“ oder eben „kein Rassismus“. Die Aufarbeitung des Singulären legt sich, absurder weise, wie ein Schleier über die Debatte um Diskriminierung. Auf diese Weise werden Rassismus und rassistische Strukturen in Deutschland relativiert.

EDEKA leitet sich von E.d.K., also „Einkaufsgenossenschaft deutscher Kolonialwarenhändler“ ab. An der Kasse dieses nur zu gern vergessenen Relikts des deutschen Kolonialismus steht Bloggerin Anneke Gerloff mit der aktuellen Ausgabe der ZEIT und kauft sich die Zeitung mit den Illustrationen schwarzer Menschen aus diversen Kinderbüchern auf dem Cover. Zusammengestellt zu einer Collage, die dem Gefühl weißer Mehrheitsgesellschaftler Ausdruck verleiht, von politisch korrekter Sprache zensiert zu werden. Mit dem Leitartikel der Ausgabe findet sich für diese Angst mit Ulrich Greiner der vermeintlich Mutige, der sie ausspricht.

Ohne „die Anderen“ funktioniert Rassismus nicht

Der Begriff der Zensur allein, das Klammern weißer, deutscher Feuilletonisten an diskriminierende Begriffe bedeutet in diesem Kontext nicht weniger, als Widerstand gegen eine Gesellschaft frei von bzw. mit weniger Rassismus und angeborenen Privilegien. Und es bedeutet das Ausklammern und Unterdrücken der Erfahrungen der Betroffenen, als hätten die keinen Wert. Es ist ein zwanghaftes Festhalten am Status Quo einer Gesellschaft, in der vor allem weiße Mittelstandskids eine Chance haben. Denn das N-Wort ist kein Relikt des deutschen Kolonialismus, wie EDEKA, es ist gelebte rassistische Kontinuität. Es steht für den Kolonialismus und die Welt- und Menschenbilder, die ihm seine angebliche Legitimität gaben. Es sind diese Bilder, die in den Köpfen der Menschen fortwirken. Es ist die Entmenschlichung, die in diesen Bildern steckt und bis heute wirkt.

Wie kleine Jungs in der Schule, die durch das Sagen eines „bösen Wortes“ ein Tabu brechen, freut sich der weiße, deutsche Feuilletonist, das N-Wort am Leben zu halten. Doch es handelt sich bei dem Begriff nicht um ein gewöhnliches, gesellschaftlich geächtetes Wort, welches einfach nur ein gesellschaftlich anerzogenes Tabu bricht. Mit diesem Begriff werden „die Anderen“ markiert. Dieser Begriff ist konstitutiv für eine Denkweise, in der sich Attribute an zugeschriebenen sozialen Kategorien, hier also Schwarz bzw. nicht-weiß, festmachen lassen. Gesellschaften in denen das N-Wort gelebte Realität ist, sozialisieren Kinder mit dem Gefühl der Andersartigkeit. Es sind die weißen Kinder, die lernen, dass es noch andere gäbe, es sind die schwarzen Kinder, die lernen, dass sie angeblich anders und nicht von hier, sondern etwa aus der Südsee seien.

Diese Sozialisation setzt sich durch. Ein Fleischhauer oder ein Greiner mögen denken, das sei nicht so schlimm und die Menschen könnten das durchaus kontextualisieren. Doch sie unterschätzen die Subtilität mit der Rassismus wirkt. Sie merken ja offenkundig selber nicht einmal, wie sie selbst rassistische Stereotype reproduzieren. Es ist kein Ausdruck von Freiheit mit dem Beibehalten diskriminierender Begriffe Stereotypisierungen zu reproduzieren. Im Gegenteil: Es schränkt die Freiheit der Betroffenen ein, also ist es Freiheitsberaubung. Es ist genau diese Stereotypisierung, die Rassismus bedeutet und die darüber hinaus die Grundlagen für die radikale Auslebung dieser Ideologie schafft. Durch Begriffe, wie das N-Wort werden „die Anderen“ markiert. Dieses Wort transportiert eine Hierarchisierung vermeintlich verschiedener Menschengruppen. Schwarzen und PoC werden dadurch „naturbelassene“, „unzivilisierte“, „archaische“ und weitere „minderwertige“ Attribute zugeschrieben. Das ist die historische Komponente des Wortes und die steckt da einfach immer drin. Da helfen keine Bekundungen man meine es nicht so oder man könne das ja reflektieren. Das hat kein Weißer zu entscheiden! Kein Neonazismus, kein Rassismus, keine extrem Rechte Ideologie kann funktionieren ohne die Markierungen von „Wir“ und „Die“, von Norm und Abweichung. Wie kann jemand von sich behaupten, Nazis scheiße zu finden, eine notwendige Bedingung für deren Ideologie – den Rassismus – aber fortwährend reproduzieren?

Die deutsche Blutgemeinschaft

Das ius sanguinis  bedeutet Abstammungsprinzip und es gilt in Deutschland. Nach diesem Prinzip richtet sich die Nationalität eines Menschen nach der Nationalität der Eltern. Wenn du also am Nordpol geboren wirst und deine Eltern sind deutsch, dann bist du nach diesem Prinzip ebenso deutsch. Dieses Prinzip folgt also der Vorstellung einer „Blutlinie“. Dem Gegenüber steht das ius soli, das Geburtsortsprinzip, das 2000 ergänzend in Deutschland eingeführt wurde (mit der Umsetzung dessen ist auch wieder genug rassistische Scheiße verbunden, aber das soll hier jetzt nicht Thema sein). Trotz ius sanguinis und trotz immensem Weißbrotüberschuss gibt es natürlich Schwarze Deutsche und PoC mit deutscher Staatsbürgerschaft und das nicht erst seit neuestem. Dennoch hat sich dieses Abstammungsprinzip der weißen deutschen Mehrheitsgesellschaft offenkundig bis in die letzte Gehirnwindung gefressen. Mehrheitlich sehen sie sich als weiße Blutgemeinschaft, in der alle, die nicht weiß sind, nicht so richtig deutsch sind. Ich will jetzt nicht darauf eingehen, wie scheiße Nationalstaaten ohnehin sind, das führt an dieser Stelle zu weit. Wenn sich aber in dieser unsäglichen Debatte schon von Herrn Greiner auf das Grundgesetz bezogen und Rat in Form des Artikels 15 (Zensur) geradezu an den Haaren herbeigezogen wird, dann sei doch auch noch auf den Artikel 3 eben dieses Grundgesetzes verwiesen, der in dieser Debatte nämlich viel wichtiger ist und in dem steht:

Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden

Und wenngleich hier der seit einer gefühlten Ewigkeit als wissenschaftlicher Bullshit erwiesene Begriff der „Rasse“ Verwendung findet, und wenngleich es die Verfassung eines Nationalstaates ist, also niemals wirklicher Ausdruck von Antirassismus sein kann (hier könnte man jetzt einen riesigen Exkurs aufmachen, aber das lassen wir jetzt mal, geht doch einfach in ’ne Bibliothek und lest nach worauf ich hinaus will), ist es doch dieser Artikel 3, der deutsche Feuilletonisten aufhorchen lassen sollte und nicht der fünfzehnte. Es ist dieser Artikel, der in unserer Gesellschaft kaum Beachtung findet und der durch das zwanghafte Wehren der N-Wort-Verfechter mit Füßen getreten wird.

Kindern die Angst vor Fremden nehmen, übrigens, wird obsolet, wenn man Kindern nicht erst beipult es gäbe Fremde.

Literaturtipps:

Maureen Maisha Eggers, Grada Kilomba, Peggy Piesche, Susan Arndt (Hg.): „Mythen, Masken und Subjekte: Kritische Weißseinsforschung in Deutschland“
Noah Sow: „Deutschland Schwarz Weiß: Der alltägliche Rassismus“

Und grundsätzlich gilt: HÖR ZU verdammte Axt und hör auf damit dich Arier als armes Opfer von Diskriminierung hinzustellen. Bist du nicht!

Grundsätzlicher Dank an den braunen Mob e.V. deren Website in Fragen bezüglich Rassismus (besonders für Journalisten und Blogger) grundsätzlich erste Anlaufstelle sein sollte. Für diverse hilfreiche Tipps, Hinweise, Kritik und Anregungen während der Entstehungsphase dieses Blogposts danke ich @momorulez und @liebtdi_ch

Kein Friede mit Deutschland!

Der Polizist war verblüffend ehrlich: Bei der Kontrolle eines Bahnreisenden sei ein Kriterium auch die Hautfarbe einer Person, gab er zu. Habe er die Vermutung, jemand halte sich illegal auf, spreche er Leute an, die ihm als Ausländer erschienen.
[…]
Aus Gründen der Kapazität und Effizienz müssten sich die Beamten auf Stichprobenkontrollen beschränken. Deswegen dürften sie die Auswahl der Reisenden „auch nach dem äußeren Erscheinungsbild“ vornehmen. Dem Urteil zufolge greifen Beamte bei stichprobenartigen Kontrollen gegen illegale Einreisen auf ihre „einschlägige grenzpolizeiliche Erfahrung“ zurück. Hierdurch werde willkürliches Vorgehen ausgeschlossen.

Das Verwaltungsgericht Koblenz zementiert mit diesem Urteil die außerordentlich guten Bedingungen für institutionellen Rassismus bei der Polizei. Was ohnehin gängige Praxis ist, bekommt jetzt juristische Absolution. Aus pragmatischen Gründen mag Racial Profiling zur Durchsetzung einer menschenverachtender Abschiebepraxis sinnvoll erscheinen, nur ist eben die Grundlage dieses Pragmatismus blanker Rassismus. Diese Praxis geht Hand in Hand mit gesamtgesellschaftlichem Rassismus und bereitet letzten Endes den Nährboden für rassistisch motivierte Gewalttaten. Kein Friede mit Deutschland!

Edit: Publikative.org greift das Urteil auch auf und schreibt:

Es geht also gar nicht um Ausländer als solche oder um illegale Ausländer, sondern Ausländer, die aussehen wie die Polizei sich Armutsflüchtlinge vorstellt. Die rassistische Praxis soll die Festung Europa vor Armutsmigration aus Afrika und Asien schützen. Und wenn dieser Schutz bedeutet, dass Einheimische mit entsprechendem Aussehen diskriminiert werden, dann nehmen das Polizei, Politik und Justiz zumindest billigend in Kauf. Alltagsrassismus wird geduldet und gesetzlich erlaubt.

Danke für die klaren Worte.

„Der Tod ist ein Meister aus Deutschland“

Ein besonders ausführliches, dafür aber um so besseres Interview zur rassistischen Mordserie des „NSU“ mit dem Politologen Kien Nghi Ha gibt es auf Migazin.de nachzulesen. Hier kann nur mit allem Nachdruck darauf verwiesen werden, dass sich dieses Interview das Prädikat „besonders lesenswert“ absolut verdient.

Passend dazu haben jetzt mehrere politische Gruppen aus Hamburg eine Demonstration unter dem Motto „Der Tod ist ein Meister aus Deutschland“ für den 28. Januar angemeldet. Das Blog ist zwar noch nicht fertig, der Aufruf ist aber schon da. Spread the Word!

Kleine Kostprobe aus dem Interview gefällig?

Johnny Van Hove: Wie erklären Sie sich das behördliche Versagen?
Kien Nghi Ha: In Deutschland hat die übermäßige Toleranz gegenüber rechtsextremer Politik und Gewalt nicht nur wiederkehrende Konjunkturphasen, sondern auch eine lange Tradition. Die oftmals wenig rühmliche Rolle staatstragender Organisationen und Regierungen im wilhelminischen Kolonialkaiserreich, in der Weimarer Republik, in der Nazi-Diktatur, aber auch im geteilten und wiedervereinten Deutschland deuten in ihrer kontinuierlichen Fortschreibung auf ein strukturelles Problemfeld hin. Ich denke, dass wir diese Frage nur dann sinnvoll diskutieren können, wenn wir die tagespolitische Ebene verlassen und uns mit den Strukturen der deutschen Gesellschaftsgeschichte auseinandersetzen.

Johnny Van Hove: Nur allzu gern. Welche strukturellen Elemente begünstigten Ihrer Meinung nach den braunen Terror?
Kien Nghi Ha: Besonders die Ideologie und Macht der nationalen Identitätsform gilt es meines Erachtens zu berücksichtigen. Wir können den subtilen oder offenen Ethnozentrismus der Institutionen nicht verstehen, wenn wir die Jahrhunderte des rassistischen Nationalismus, der europäischen Kolonialerfahrung und die Rassifizierung deutscher Identität aus der Analyse ausklammern. Denn diese historische Machtmatrix beeinflusst – willentlich oder unbewusst, wahrgenommen oder verdrängt – sowohl die politischen Horizonte der NSU, das jetzige Verhalten der Staatsapparate und ihrer Mitglieder, die medialen Reaktionen als auch unsere unterschiedliche politische Betroffenheit und Anteilnahme.

Johnny Van Hove: Wie hat die „Rassifizierung der deutschen Identität“ – wie Sie es eben nannten – genau den Weg für die NSU-Mordserie geebnet?
Kien Nghi Ha: Die Opfer der NSU wurden umgebracht, weil die Betroffenen nicht in das vorgegebene rassifizierte Identitätsbild der Nation hineinpassen. Die fixe Idee der Verteidigung der Nation und ihrer Identität vor dem rassistisch definierten Fremden hat sich dabei als ein wirksames ideologisches Fundament erwiesen, das die politische Mitte mit rechtsextremen und zu einem geringeren Ausmaß sogar mit linksnationalistischen Kräften verbindet. Durch den Ausschluss aus dem kollektiven Selbstbild und den demokratischen Institutionen werden bestimmte migrantische Gruppen als Ziel rassistischer Angriffe kulturell produziert und als politisch verhandelbares Diskriminierungsangebot konstituiert, um soziale Konflikte zu regulieren und die Widersprüche der nationalen Identität auf rassistisch marginalisierte Gruppen zu projizieren. Ein Effekt der Ausgrenzung zeigt sich unter anderem in der spezifischen politischen Blindheit der staatlichen Institutionen gegenüber rassistischen, islamophoben und antiziganistischen Bedrohungen und Erfahrungen. All das ist zweifellos ein komplexes und nicht nur auf Deutschland beschränktes Problem, obwohl ihre kulturellen und politischen Ausdrucksformen mit der Entfaltung des ihr innewohnenden Gewaltpotenzials durchaus länderspezifische Züge trägt.