Grund für die Sanktionierung waren der verspätete Anpfiff im Spiel gegen Dynamo Dresden, der durch Kassenrollenwürfe verursacht worden war. Eine an sich schöne Choreografie in der Südkurve wurde im Mittelblock leider zu spät gestartet, so dass die Ordner im Torraum mit der Beseitigung des Papiers nicht rechtzeitig fertig wurden. Erschwert wurde dies dadurch, dass auch nach dem „Hauptwurf“ immer wieder einzelne Papierrollen auf den Rasen flogen und die Ordner diese beseitigen mussten.
Ein weiterer nun sanktionierter Zwischenfall war das Abbrennen von Pyrotechnik beim DFB-Pokal-Spiel in Stuttgart. Die Verzögerung beim Heimspiel wurde mit 4.000 Euro und die Pyrotechnik in Stuttgart mit 3.000 Euro gehandelt und beides mit schlussendlich 6.000 Euro zusammengefasst.
Seit Anfang 2011 hat der FC St. Pauli Strafen in Höhe von 89.000 Euro zahlen müssen. Hinzu kam ein Einnahmeverlust in Höhe von rund 400.000 Euro, weil der Club, nach dem Becherwurf und dem nachfolgenden Spielabbruch in der Bundesligapartie gegen Schalke 04, das erste Heimspiel der letzten Saison in Lübeck austragen musste.
(Quelle: FCSTPAULI.COM)
Die Taliban der Fans haben wieder zugeschlagen. Gerade die den Terrororganisationen ETA, IRA, RAF, etc. nahestehenden Fans des FC St. Pauli haben wieder einen hinterlistigen Anschlag auf die Ordnung im Land der Ordnung gewagt und (leider) erfolgreich durchgeführt. Mit mehreren tausend Luftschlangen versuchten sie sich im Wettstreit mit den Fans des langjährigen Rivalen Dynamo Dresden, wer denn nun weniger dumme Fans hat (Ziel ist es, dass alle gleichzeitig werfen, je geringer der Durchschnitts-IQ der Fans, desto größer die zeitliche Streuung des Wurfzeitpunkts). Ohne derartig dummen Wettkämpfen eine Plattform bieten zu wollen, kann man wohl sagen, dass die Sankt Pauli Fans in diesem Fall die Nase vorn hatten. Gedämpft wird der Sieg freilich durch das schon lange zuvor erfolgte Eingeständnis des Dresdener Kurvenvaters „Lehmi“, dass man das mit den Kassenrollen „noch nich‘ ganz so“ habe. Nun jedoch genug des Hofierens dieser unwürdigen Kultur des Schindluders, was dem FC Sankt Pauli und uns als Sankt Pauli Fans entsprechend ebenso wichtig ist mitzuteilen, ist, dass dieses weiße Geflatter ein wirklich teurer Spaß ist, weil das nämlich den Anpfiff verzögert hat. Teurer sogar, als dieses olle Pyro. Ist aber beides teuer. 4.000 + 3.000 = 7.000. 7.000 – 1.000 (Kombirabatt) = 6.000 Euro Strafe heißt das für den magischen FC in der Logik des großen DFB.
Foto: USP
Genug des Sarkasmus. Dass dem DFB der Eingriff ins Spiel ein unheiliger Dorn im Auge ist und in seiner Logik hart zu bestrafen ist, wissen wir nicht zuletzt seit dem Spielabbruch gegen Schalke nach dem Becherwurf. Alles, was innerhalb der 90 Minuten bzw. dem für das Fußballspiel vorgesehenen Zeitfenster passiert und gerade die Geschehnisse, welche das Spiel als solches Betreffen, erhalten vom DFB gesonderte Aufmerksamkeit. Daher ist (in Verbandslogik) 1x Spielunterbrechung auch schlimmer als 20x „Affenlaute“ o.ä. Das ist eine Logik, die so unverhältnismäßig wie berechenbar ist. Dumm aber einzuschätzen. Dass nun der Preis der Choreo um eine Strafe von 4.000 (darf ich den Kombirabatt da mit einrechnen?) Euro steigt, ist unglücklich, aber doch an sich kein großer Beinbruch.
Dass sich der FC Sankt Pauli nicht zu schade fühlt, nicht nur über die Strafe und das unnötige Akzeptieren dieser (ich weiß, es wurde mannigfach bemüht, trotzdem: Was denn „non established“?!) zu berichten, sondern erstens, das Stadion- bzw. Choreoverhalten der Südkurve zu beurteilen („erschwert wurde dies …“) und damit seinerseits die Fans zu einem „sauberen Fußball“ im Sinne des DFB aufzufordern und zweitens, nochmal die Summe der Strafen seit dem Becherwurf aufzurechnen, was völlig gaga ist. Nicht nur dass da Äpfel und Birnen in das selbe Körbchen geworfen werden (Geldstrafen und Einnahmeverluste als folge von Strafen), sondern dass das Schalkespiel oder Anfang 2011 mitnichten einen Wendepunkt im Fanverhalten, sondern ein völlig wahllos gewählten Zeitpunkt darstellen. Allenfalls noch einen Wendepunkt in der Bestrafungspraxis des DFB. Dann aber sollte eine solche Mitteilung nicht diesen ekelhaften „Bessert euch“-Subtext transportieren.
Auf dem Baschblog hieß es vor kurzem hinsichtlich der Stellungnahme des Präsidiums zum Sicherheitspapier der DFL: „Vereine, ihre Fans und Mitglieder befinden sich in einem Konflikt mit DFB und DFL, die entgegen der Vereinsinteressen und mit Hilfe einer vorgeschobenen Sicherheitsdebatte, das „Produkt Fußball“ totalvermarkten wollen.“ Das gilt auch bei Strafen. Der Feind des Vereins ist der Verband, dessen intransparente und bisweilen willkürliche Bestrafungspraxis die Vereine vor Probleme stellt. Trotzdem wird sich in diesen Fragen stets gen Fans gewannt, die zu normalisieren seien. Die Vereine machen sich auf diese Weise zum Erfüllungsgehilfen eines Apparates, der rechtsstaatlichen Ansprüchen nicht vollumfänglich gerecht wird.
Der richtige Weg wäre es gewesen, die Strafen abzulehnen – das ist nicht geschehen. Das Präsidium des FC Sankt Pauli bleibt so fanfreundlich wie der Montag Abend.