Über Fans schreiben ist wie zu Architektur tanzen

„Matz ab“ für meinen ersten Beitrag auf diesem Blog – welch thematisch grandioser Einstieg. Als ich die Auslassungen des Journalisten Dieter Matz bezüglich des Schweinske-Cups las, reagierten meine Hirnwindungen darauf wie so häufig, wenn sie mit Nonsens konfrontiert werden: „Och bitte“, „Halt doch die Fresse“, „Merkst du noch was?“ sind dabei einige, mögliche Reaktionsformen. Und doch  sind es nur Reflexe, was für mich vielmehr die Frage aufwirft: Was nutzen diese kurzzeitigen, geistigen Reaktionen, die genauso vorhersehbar sind wie das Geschreibsel, auf die sie sich beziehen? Und dann schaue ich in die weite Welt des Netzes und stelle mit Erschrecken fest, dass diese Reflexe von anderen Personen auf diversen Kommunikationsplattformen schriftlich verifiziert werden. Mir wird dabei nicht klar, warum Sätzen wie

Statt Jubel auf den Rängen gab es entsetzte Gesichter, fliehende Fans, Mütter mit ihren Kindern – Schreie, Blut und Polizisten, die bemüht waren, diesen „Fußball-Krieg“ zu stoppen.

und einer Person wie Dieter Matz in der Braun-Weißen Sphäre generell eine minimale Bedeutung zugemessen wird. Anstatt sich über den Geisteszustand dieses Menschen zu äußern, über seine Motive zu spekulieren und/oder ihm die Sachkenntnis bezüglich des FCSP abzusprechen liegt der Erkenntnisgewinn doch ganz woanders. Dieter Matz ist der schwarz-weiß-blaue Buttje Rosenfeld. Null Schimmer von Fankultur, sportlicher Durchblick knapp über der Grasnarbe. Das ist Sportjournalismus „Marke Hamburg“, wo jeder Klugscheißer, der drei Ex-Spieler mit Vornamen kennt über alles schreiben und jeden urteilen darf, gepaart mit einer größeren Kelle Gefälligkeit für (in dem Fall) die bankrotten Veranstalter des Budenzaubers. Was als übliches Stilmittel provinzieller Käseblätter gilt, ist dem Hamburger Abendblatt als auch der MOPO gerade Recht genug. Letztere hingegen hatte zumindest den Anstand, über das Ergebnis der unabhängigen Untersuchungskommission zu den Vorfällen beim Schweinske-Cup zu berichten. Das ist Matz und seinen bräsigen Kollegen vom Abendblatt schon damals zu viel gewesen. Daher stellt sich die Frage nicht, ob Dieter Matz besonders dumm oder ignorant ist – er hat schlichtweg einfach keine Ahnung, wovon er schreibt und kommt seiner journalistischen Pflicht einer differenzierten Auseinandersetzung bewusst nicht nach. Schlimm genug, dass Hamburg dieses Geschreibe weiterhin ertragen muss…

Veröffentlicht von

Morten Tailor

“Tausend Meter im Quadrat, Minenfeld und Stacheldraht” ließ Morten vor geraumer Zeit hinter sich, der FC Sankt Pauli zog ihn nach Hamburg. Bisherige Bloggertätigkeiten beschränkten sich auf Polemiken und textliche Auseinandersetzungen mit deutschen Ultras, teilweise in stiller Kooperation mit dem bisherigen Lichterkarussell. Da es ihm im Elfenbeinturm von Reflektionien auf Dauer etwas langweilig wird, versucht er sich fortan an semi-seriösen Texten. Lieblingswort: strukturell. Motto: “Einmal ist es anders rum, da rotzen wir die Bullen um.”