Als der FCSP letztes Jahr in die 1. Bundesliga aufgestiegen ist, habe ich mich unter anderem sehr auf das Auswärtsspiel in Dortmund gefreut. Das größte Stadion der Bundesliga und die gelbe Wand einmal wahrhaftig zu sehen, wären, da war ich mir sicher, durchaus beeindruckend. Nun hat dieses Spiel, das glücklicherweise an meinem Lieblingstermin für Auswärtsspiele terminiert war, so dass ich tatsächlich daran teilhaben konnte, stattgefunden und so sehe ich mich in die glückliche Lage versetzt einen Abgleich meiner Erwartungen mit der Realität nieder zu schreiben.
Die gelbe Wand zu sehen, war wie erwartet beeindruckend. Die beiden Sitzplatztribünen daneben jedoch waren nicht so besonders – übliches Arenagedöns. Die Ausgestaltung ihrer Tribüne aus Sicht der Dortmunder Fanszene, ist ja seit Ewigkeiten eigentlich gleich geblieben. Man sieht einige Fahnen, die auf der großen Tribüne etwas verloren wirken und es ist einfach nahezu alles gelb. Ich habe den Eindruck der Großteil der Dortmunder Fans spiegelt das leibhaftige Klischee für den typischen deutschen Fußballfan wider (Anmerkung: Bitte jetzt nicht mit dem Wasweißichdennbitteschönschen Gesetz, dass der, der etwas als “typisch deutsch” bezeichnet was auch immer bewirkt, kommen). Lautstärketechnisch hat die Südtribüne nur einige Male ihre Kraft voll entfalten können, dabei ist aber zu berücksichtigen, dass zum Einen sowieso nur selten wirklich nahezu alle Heim-Fans einer Kurve mitziehen und zum Anderen auch immer viel Akustik ungehört verpufft, steht man selber in einer supportenden Masse. Alles in Allem aber wohl der solideste Heimsupport, den ich diese Saison vernehmen durfte. Und wenn geschätzt 15.000 Menschen singen “Wer wird deutscher Meister? BVB Borussia” dann kommt das schon enorm geil. An dieser Stelle sei noch kurz eingeworfen, dass ich es unfassbar genial fände, die Sitze auf der Süd zu demontieren und die Südkurve endlich zu einer richtigen Fankurve zu machen. Aber das ist wohl eher als langfristiges Ziel zu formulieren. Wir haben ja mittlerweile wohl alle eine grobe Vorstellung über das Kreditfinanzierungsdilemma, in dem der Verein hinsichtlich der Yuppiesessel steckt.
Ansonsten ist das Dortmunder Publikum wohl eines der atzigsten überhaupt. Eine ausgeprägte Trikotkultur, in der das Nylonhemd sogar über die dicke Winterjacke gezwängt wird, gepaart mit unterirdischen Gesängen und Sprüchen. Wenn dann noch ein Ordner sagt “Das könnt ihr vielleicht in eurem Stadion machen aber nicht hier, ihr Zecken kommt hier eh nicht lebend raus”*, dann bestätigt das, dass Antifasymbolik im Gästeblock durchaus ihre Berechtigung hat in dieser Stadt und in diesem Stadion. Das gilt natürlich nicht jedem Fan und Bewohner dieser Stadt, ich bin absolut davon überzeugt, dass es in Dortmund korrekte und coole Leute gibt, aber es gibt halt auch die anderen, wie wir zu Hauf erleben durften. Alles in Allem blieb es recht ruhig. Wie aber die Fantrennung, die nicht stattfand, beim Revierderby aussieht würde mich aber schon mal interessieren. Grundsätzlich finde ich es gut wenn es keine Fantrennung gibt, beim entspanntesten Auswärtsspiel dieser Saison in Freiburg, war das schon dezent lächerlich, wie sich die Polizei dort bemühte beide Fanlager zu trennen, gerade in Hinblick darauf, dass man uns in Freiburg ja schon teilweise abfeiert (Beim Heimspiel dieses Jahr gab es z.B. “Ihr seid besser als der HSV” Gesang und “Sankt Pauli” Wechselgesänge zwischen Gästeblock und Teilen der Haupttribüne). Aus der Warte von Team Green kann es aber ja durchaus manchmal Sinn machen die Fans der jeweiligen Vereine zu trennen, aber wäre dies hier ein Internetforum, würde sich jetzt jemand berechtigterweise über Offtopic beschweren also schwenken wir unseren Blick in den Gästeblock in Dortmund, der in meinen Ohren eine schöne Akustik aufzuweisen wusste, da kann eine Fanszene durchaus laut werden. Wir taten das nur bei Gesängen wie “Wir sind Zecken” (und das ist, nebenbei bemerkt, auch mit der einzige Grund warum ich diesen Gesang mag) oder “Saaaaankt Pauleeeee”, ob als Wechselgesang oder synchron. Ansonsten vernahm man im Block 60 nur wenig was aus den Blöcken 61 und 8 von USP kam. Dafür bleibt die Erkenntnis, dass der Kanon sehr gut neben dem eigentlichen Gesang existieren kann. Ansonsten war die Fahrt für viele Leute offensichtlich geprägt von viel stummem Rumgestehe und sehr viel Bier Gehole. Das wiederum fürhte zu einigen alkoholisierten Totalausfällen, die nur für Wörter wie “Schwuchtel” und “Fotze” ihr Maul aufbekamen und auf die folgenden Ansagen etwas pikiert reagierten.
Dass in der Halbzeitpause Leute aus dem Stadion geschmissen wurden, weil sie zu besoffen waren oder ihre Karte verloren hatten ist etwas naja wie soll ich sagen? Merkwürdig oder ungewöhnlich? Die Aussage eines Freundes der Ordner wollte ihn nicht in seinen Block lassen, obwohl er eine Karte für diesen hatte, mit der Begründung es sei zu voll, lässt aber die Vermutung zu, dass man das Stadion gerne etwas leerer gehabt hätte. Dieser Gefallen wurde dem Ordnungsteam dann zum Ende des Spiels getan, als viele Dortmunder Fans von den Sitzplatztribünen aufstanden um zu gehen. In der 80. Minute kann man das beim Stand von 2:0 ja auch mal machen, besonders wenn man die Verkehrssituation vor Ort schon kennt und so sollte man, bzw. die Stadt Dortmund, sich doch vielleicht mal fragen, ob es tatsächlich so viel Sinn macht, das größte Stadion in diesem Land mit der scheinbar beschissensten Infrastruktur des ÖPNV zu verbinden. Das passt einfach nicht zusammen und ist unfassbar provinziell! Wir können da ja schon fast froh sein, dass bei uns nur bei -10°C und dem Spielstand von 2:4 die Tribüne vorzeitig freiwillig geräumt wird, oder?! Nein können wir nicht… solche Leute sollen sich verpissen! Kann ich nicht leiden!
Das Spiel selber haben wir erwartungsgemäß verkackt. Wir hatten in keiner Minute des Spiels auch nur den Hauch einer Chance zu gewinnen. Diese Dortmunder Mannschaft wird wohl absolut berechtigt der diesjährige Meister. Kaum ein Ball wurde in’s Aus gelassen, Zweikämpfe gewonnen und tolle Kombinationen vorgeführt. Gekrönt mit 2 Toren, wovon aber eins bekanntermaßen ein Eigentor war. Und selten war eine Niederlage egaler. Natürlich wäre die 9-Punkte-Woche der HAMMER gewesen, aber mein Gott, jeder Realist unter uns wird für dieses Spiel ohnehin 0 Punkte eingeplant haben und gesagt haben, mit 1 Punkt können wir uns mehr als glücklich schätzen. Nun sind es eben 0 Punkte und im Endeffekt zählt doch weiterhin nur der Derbysieg, der noch einige Zeit ausgekostet werden wird.
Gegen Hannover können wir dann aber gerne mal wieder punkten.
Edit: Positiv ist die Viva Con Agua Tapete auf der Dormunder Süd aufgefallen. Wie gesagt, nicht alles Honks da! 😉
Fotos vom Dortmunder Fotografen Foto-Kirsche (da gibt’s auch die VcA-Tapete)
*Diese Aussage wurde mir so von einem Augenzeugen glaubwürdig berichtet, ich selbst habe sie nicht erleben müssen.