Am Tag nach dem Nicht-Derby-Tag überschlagen sich die Meldungen zu den diversen offenen Baustellen, die sich über das Nicht-Derby-Wochenende aufgetan haben. Ich möchte im Folgenden versuchen das alles unter einen Hut zu bekommen.
Nach wie vor erfährt unser Nachbar nördlich der historischen Stadtmauern der “Freien und Hansestadt Hamburg” Hohn und Spott, teilweise aus eigenen Reihen, sicherlich auch aus westlicher Richtung von der Weser und natürlich vom Hafenrand, wie man dort zu sagen pflegt, also aus unseren Reihen. Die Derbyabsage wegen Regen in Hamburg birgt auch einfach zu viel Stoff, um sich nicht darüber lustig zu machen. Nachdem unser Vereinspräsident Stefan Orth und Sportchef Helmut Schulte schon gestern im Rahmen einer Pressekonferenz die Schuldfrage klar mit Petrus beantworteten, stellte heute auch ein unabhängiger Gutachter selbiges Ergebnis fest. Leider hat man hier natürlich einen Gutachter gewählt, der weder dem Rasen, noch dem Kunden übel gesonnen sein kann, besteht das Geschäftsverhältnis scheinbar schon lange über die Zeitspanne der aktuellen Ereignisse hinaus. Dieser Link machte heute bei Twitter die Runde und fand sich auch direkt in den Kommentaren zu diesem Eintrag. Ob Armin Veh das bereits wusste, als er Was auch immer Armin Veh davon hält ist mir scheißegal, hat ihn das doch nicht davon abgehalten heute im MOPO-Interview noch einmal scharf in Richtung Millerntor schoss zu schießen, und zu behaupteten, Sankt Pauli bekäme selbst keinen gescheiten Rasen hin. Es ist zwar kein Geheimnis, dass unser Stadiongrün, derzeit tatsächlich in eher mangelhaftem Zustand ist, aber in meinen Augen sind schwarze Zahlen am Ende des Geschäftsjahres wichtiger als sattes Grün im Februar. Zur Beruhigung des werten Herrn Vorstadttrainer, sei noch angemerkt, dass das Spiel am Millerntor ja “glücklicherweise” schon war. Dem Gutachten bin ich zumindest geneigt meinen Glauben zu schenken, was mich aber nicht daran hindern soll kann ich unter den gegebenen Umständen natürlich keinen Glauben schenken, womit ich ohne den Hauch eines schlechten Gewissens die Möglichkeit habe, auch weiterhin hämische Kommentare in Richtung “RasenVau” vom Stapel zu lassen. Nicht das ich das nicht auch bei einem glaubhaften Gutachter getan hätte – Ist ja mein Blog, da kann niemand Objektivität erwarten oder gar einfordern.
Überfälle auf das Jolly
In der Nacht der Derbyabsage, am Samstag 05. Februar 2011, ereigneten sich mehrere Überfälle und versuchte Überfälle auf die Sankt Pauli Fankneipe “Jolly Roger”. Da ich dort nicht anwesend war kann ich nicht viel zum Hergang sagen und muss mich auf die öffentlich zugänglichen Informationen und die Aussagen von Freunden und Bekannten stützen. Ich will aber auch gar nicht weiter auf eine Aufarbeitung der Nacht hinaus, sondern verweise dahingehend auf die Stellungnahme des Trägervereines “Ballkult e.V.”.
Auch am nächsten Abend kam es zu weiteren Versuchen seitens Vorstadt & Friends gegen das Jolly Roger und die sich darin befindlichen Sankt Pauli Fans vorzugehen. Kurze Zeit nachdem einige Besucher der Kneipe nach deutlichen Anzeichen für einen offenbar geplanten Angriff vor dem Laden standen, umstellte die Polizei selbigen um dann die Personalien aller Anwesenden aufzunehmen. Ich bin kein Jurist und kann daher nicht beurteilen inwieweit eine vor einer Kneipe stehende Menschenmenge durch ihre Anwesenheit bereits Straftatbestände erfüllt, mit Sicherheit kann ich jedoch die erfolgte “Sippenhaft” verurteilen. Auch zu diesen Vorfällen hat der Verein “Ballkult e.V.” eine Stellungnahme veröffentlicht.
Die Tatsache, dass Rauten am Derby-Wochenende bzw. auch am Nicht-Derby-Wochenende versuchen würden, die Auseinandersetzung am Jolly Roger zu suchen, verwundert nicht im Geringsten und war auch zu erwarten. Beim Hinspiel haben sie selbiges schließlich auch schon gemacht und sie wissen auch ganz genau, dass eine solche Aktion von Seiten Sankt Paulis auf ihr Pendant zum Jolly, die Tankstelle, nicht zu erwarten ist. Letzteren Sachverhalt, begrüße ich ausdrücklich. Obwohl also die Ereignisse zu erwarten waren, sind sie dennoch in vollem Umfang zu verurteilen. Das stellt kein “Rumgeheule” dar, man weiß sich auch mit braun-weißem Herz durchaus solcher Angriffe zu erwehren, doch macht es das ganze nicht weniger nervig. Während die gute Seite gemütlich Bierchen und Cider genießen möchten, haben die “Schergen Mordors” andere Pläne und spucken einem dann somit ins frisch ausgeschenkte kühle Blonde. Wenn man als Vorstadthool selbiges dann beim unangekündigten Überraschungsbesuch an die Rübe bekommt, sollte man sich zumindest darüber nicht wundern. Wo kein einvernehmlicher Wille zur Hauerei besteht, gibt es keinen Grund für so genannte “faire Dinger”.
Über die Art der Allianz, welcher die Anhänger unseres Nachbarvereines angehören hat der “Sankt Pauli News & Social Club Blog” heute ebenfalls berichtet. Da dort alles nötige gesagt wird, möchte ich den Beitrag einfach unkommentiert verlinken.
Stellungname des Präsidiums
Wie in der Überschrift dieses Beitrages bereits angekündigt, sind der guten Dinge bekanntermaßen stets drei. So wird im Folgenden auch die dritte Stellungnahme des Tages, die des Präsidiums unseres magischen FC behandelt.
Noch heute Mittag war mein eigentliches Ansinnen heute über die Blässe, die unser Präsidium immer wieder auszeichnet, wenn es darum geht sich hinter die eigenen Fans zu stellen und sich dahingehend eindeutig öffentlich zu positionieren, zu bloggen. Nun ist es aber scheinbar so, dass entweder meine Gedanken das schlechte Gewissen des Stefan Orth sind, oder aber dem Präsidium hat ein kleines Vögelchen etwas von den enttäuschten Stimmen im Sankt Pauli Fanforum gezwitschert. Vielleicht ist es aber ja auch tatsächlich so, dass wir dort endlich mal jemanden an der Spitze unseres Vereines sitzen haben, der zumindest ein bisschen versteht, was einerseits die Fans des FC St. Pauli umtreibt und was andererseits einfach zum guten Habitus gehört.
Doch bevor ich unseren Präsi jetzt über den grünen Klee lobe, gibt es erst ein Mal einen Rüffel für die Verwendung der Formulierung “sogenannte Fans”. Ich halte überhaupt nichts davon, Hooligans das Fan-Sein abzusprechen, mag ihre Angewohnheit sich im Fußballkontext unbedingt wemsen zu müssen noch so bescheuert sein, heißt dass nicht, dass ihr Herz deshalb weniger für ihren Verein schlägt, als für einen “normalen Fan”. Doch das nur als kleiner Exkurs.
Die Stellungnahme enthält in meinen Augen soweit alles, was man von einem Präsidium erwarten kann. Die Angriffe werden verurteilt, damit wird sich gleichzeitig solidarisch mit allen Besuchern erklärt. Außerdem wird der HSV aufgefordert positiv auf seine Fanszene einzuwirken und von der Polizei wird eine schnelle Aufklärung gefordert. Sehr gefreut hat mich, dass auch noch einmal die Vorfälle im Rahmen des Schanzenfestes 2009, als die Koks-Büffel der BFE-Eutin das Jolly eingerannt haben und dabei u.a. dem Sankt Pauli Fan Sven “Hossa” Klein mittels Tonfa schwerste Gebissverletzungen zugefügt haben, in der Stellungnahme Erwähnung fanden.
Natürlich muss man davon ausgehen, dass die Polizei die Vorfälle nicht aufklären wird, wie man es von denen gewohnt ist. Genauso wird die Frage offen bleiben ob die Polizei der Lage am Wochenende nicht Herr sein konnte, was ein Armutszeugnis wäre oder nicht wollte, was ein noch viel größeres Armutszeugnis wäre. So oder so bleibt zu konstatieren, dass die Bullen kaum eine Gelegenheit auslassen, den eigenen Ruf zu verschlechtern und die Zahl derer, die sich im Falle eines Falles eher auf sich selbst und die eigenen Freunde verlassen als auf die, die der Staat zu unserer Sicherheit unterhält, steigt mit jeder dieser “genutzten” Gelegenheiten.
Abschließend bleibt zu sagen, dass ich nur hoffen kann, dass es im zeitlichen Umfeld des Nachholspiels deutlich friedlicher und ruhiger zugeht als dieses Wochenende. Doch auch trotz des wahrscheinlichen Termins am 16. Februar 2011 um 18:00, befürchte ich, dass zumindest irgendetwas in der Art der Vorfälle dieses Wochenendes passieren wird. Manche Dinge ändern sich nämlich leider nie.
*Leider musste ich nachträglich feststellen, dass eine Quelle auf die ich mich in diesem Eintrag berufe, vor Unglaubwürdigkeit nur so strotzt, weshalb ich elementare Aussagen ändern musste. Alte Textpassagen sind nach wie vor ergraut und kursiv nachvollziehbar, neu Hinzugefügtes habe ich durch rote Färbung kenntlich gemacht. Entschuldigt die Unannehmlichkeiten, so sie euch durch frühes Lesen entstanden sind.