St. Pauli und die sieben Gartenzwerge

Ursprünglich hatte ich mir in ernüchternder Weinlaune eine fabelhafte Mittelaltergeschichte erdacht, in der die hinterlistigen Glücksritter Fortunas die Festung des Heiligen Paulus einnehmen und zur Liegewiese machen. Der Fall von Thorandt und Truppenverschiebung von Daube nach Saglik sollten die großen Knackpunkte in dieser Schlacht darstellen, doch aufgrund einiger Analogieprobleme bekam lediglich Wolf vom AFM-Radio diese zu hören.

3:1 nach 1:0 Führung. Scheiße Scheiße Scheiße! Woran lag’s? St. Pauli unkonzentriert im Defensivverhalten und nicht durchsetzungsfähig in der Offensive. Ziemlich bitter das ganze und die ganz große Lust das ausführlich auszuarbeiten verspüre ich nicht. Es sei gesagt, dass in der Defensive die offensivere Ausrichtung des Spiels nach dem 1:2 durch die Einwechslung von Saglik für Daube in der 66. Minute und die kurz darauf folgende gelb-rote Karte für Thorandt in der 68. Minute die Schranken für eine Fortunentorflut hätten geöffnet haben können. Es fiel nur noch ein Tor, wie bekannt ist, aber was hätte Schubert auch machen können? Das Spiel war bereits weitesgehend aus der Hand gegeben und somit gab es auch nichts mehr zu verlieren. Es mussten offensiv Impulse gesetzt werden, das ist misslungen. Dass Sliskovic statt Ebbers spielte, also ins kalte Wasser geworfen wurde, dürfte seinen Anteil haben, daran konnte auch Schindler nichts ändern.

Auf den Rängen spiegelte sich die Ratlosigkeit wieder, die die Spieler auf dem Rasen ausstrahlten. Es wurde immer Ideenloser und immer leiser. Dabei hätte das Millerntor kochen müssen, lagen einige Fortunen doch gefühlt mehr auf dem Rasen, als Fußball zu spielen. Es wirkte bisweilen, als hätte jemand den „Unsichtbare Mauern Cheat“ bei FIFA 98 aktiviert (Ein wirklich wenig gewinnbringender Geheimcode in diesem Meisterwerk früher Unterhaltungselektronik, das sogar einen Hallenfußball-Modus beinhaltete. Die einzige für mich schlüssige Verwendungsmöglichkeit dieser „Mogelei“ findet sich in den Drogen-WGs der späten 90er Jahre. Vermochte eventuell zur Erheiterung beitragen, ob das aber so stimmt, kann ich leider nicht sagen.).

Nun denn, wie ich bereits erwähnte hält sich meine Lust das Spiel adäquat aufzuarbeiten in sehr eng gefassten Grenzen, daher kann ich überhaupt nicht sagen, ob beispielsweise die Gelb-Rote für Thorandt gerechtfertigt war. Insofern quälen wir uns nicht länger, am Wochenende kommt die Bornheimer Elf mit eventuell 3-4 Fans und die Mannschaft kann gemeinsam mit uns das Millerntor wieder zur Festung machen. Jippie.

PS: Zu Montagen wurde genug gesagt.

Veröffentlicht von

Hugo Kaufmann

Geboren nahe einem Bauernhof in Norddeutschland wuchs Hugo in ländlicher Idylle auf. Von der Ruhe genervt zog er mit Anfang 20 in die weite Welt hinaus, getrieben von dem Ziel fortan an jeder etwas größeren Revolution teilzunehmen. Letztlich strandete er in Hamburg, wo der FC Sankt Pauli sein Revolutionsersatz wurde. Er glaubt weiter an das schöne Leben in der klassen- und herrschaftslosen Gesellschaft, weiß aber, mit Sankt Pauli wird das nicht erreicht. Es folgte die Flucht in digitale Welten, wo er das Lichterkarussell im alkoholisierten Überschwang “erfand”. Fehlende Ahnung wird seither mit exzessivem Fremdwortgebrauch zu kaschieren versucht. Halbwegs gebildete Menschen durchschauen das natürlich sofort. Motto: “Auch wenn alle meiner Meinung sind, können alle unrecht haben.”