Die Diskussion um die Polizeiwache, das Museum und die damit verbundene Finanzierungs- und Umsetzungsproblematik wurde heute seitens des Vereins weiter angeheizt. Michael Meeske, Geschäftsführer des FCSP, hantierte dabei mit Zahlen, die einer näheren Überprüfung wenig standhalten können. Die AG Stadionbau reagierte darauf im Forum gewohnt kompetent. Um dem Gebot der Übersichtlichkeit nachzukommen und die wichtigen aber verstreuten Informationen einfacher zugänglich zu machen, habe ich sie hier einmal in Absprache mit der AG Stadionbau zusammengefasst.
Ich bin nämlich viel zu faul, da immer wieder Links rauszusuchen… 😉
Bequemlichkeit ist die Quelle allen Fortschritts!
Genau! So sieht’s aus! AGSB: kursiv, Ich: normal…
Vorab: Auch auf anderen Blogs fanden sich prompt Reaktionen – so etwa die folgenden:
SPNU – Ein paar Fragen zur Polizeiwache
Magischer FC – Herr Meeske, kämpfen Sie mit uns – Countdown 2
Metalust – Gegen die Musealisierung der Vereinsgeschichte
Metalust – Lasst uns die Finanzierungslücke klauen!
Aktuell: zur Stellungnahme des Vereins vom 13.09.2012
von
http://www.fcstpauli.com/magazin/artikel.php?artikel=12233
http://www.stpauli-forum.de/viewtopic.php?p=3482108#3482108
Anmerkungen der AG Stadionbau, alle Zitate aus der Vereinsveröffentlichung:
Die Diskussionen um die Polizeiwache in der neuen Gegengerade sind in den letzten Wochen wieder neu entfacht.
Ist von Fanseite – wenn man AG Stadionbau, Ständigen Fanausschuss usw. mitzählt – nie eingeschlafen.
Sollte eine externe Lösung nicht erreicht werden, bedeutet dies allerdings nicht, dass es keine Möglichkeit geben wird, ein Museum in der Gegengerade zu errichten. Im südlichen Bereich der Tribüne stehen über 400 Quadratmeter Fläche zur Verfügung, die unter anderem für ein Museum genutzt werden könnten, auch wenn dieses dann flächenbedingt gewissen Einschränkungen unterliegen würde.
Das ist eine ziemlich exklusive Meinung der Vereinsführung. Von den rund 410qm in der südlichen Ecke würden nach Abzug von Eingangsbereich, ggf. Toiletten, Lüftung/Klima usw. wahrscheinlich maximal 320-350qm Ausstellungsfläche übrig bleiben. Für eine sinnvolle Kombination aus Dauerausstellung und wechselnden Sonderausstellungen unzureichend. Aufgrund der besonderen Geschichte des Vereins und der darzustellenden Verknüpfung mit dem Stadtteil benötigen wir eher mehr Fläche, als andere Vereine, hätten aber die bundesweit kleinste.
Die Kosten für den Neubau der Domwache beziffert Meeske laut den vorliegenden Planungen auf rund 1,25 Millionen Euro. „Hinzu kämen die geschätzten Kosten, die entstehen, wenn wir die Flächen in der Gegengerade für ein Museum ausbauen sowie die Kosten für die Einrichtung der Ausstellung“, so Meeske weiter. In der Summe rund eine weitere Million Euro. „Durch Mieteinnahmen könnten von diesen nun insgesamt etwa 2,15 Millionen Euro zirka 850.000 Euro gedeckt werden, so dass aber eine Lücke von 1,3 Millionen Euro bleibt.
Michael Meeske ist fähig und clever, das merkt man an derartigen Rechnungen, die er auch bei Pommes-Braun-Weiß angestellt hat. Es werden so lange wild Kosten addiert, bis man eine sehr hohe, geradezu erschreckende Zahl hat, dann wird ein Nebensatz nachgeschoben, der das wieder relativiert – hängen bleibt aber die hohe Zahl.
Wir würden eine Diskussion um Zahlen eigentlich gerne vermeiden, da diese ohne Hintergrundinformationen weitestgehend als Propaganda genutzt werden können. Dafür muss man nicht mal lügen.
Weniger erschreckend ist es, wenn man sich trotzdem ein paar andere Zahlen anguckt.
0. Ein Teil der bisher angefallenen Kosten wäre vermeidbar gewesen, wenn die Vereinsführung rechtzeitig das Gemecker von Fans und einfachen Mitgliedern ernstgenommen hätte. Meeske hat natürlich Recht – das Geld muss jetzt auch vom Verein aufgebracht werden, aber da stehen die, die es vermasselt haben, zuerst in der Verantwortung. Da jegliche Kosten am Ende sowieso direkt oder indirekt von Fans und Mitgliedern aufgebracht werden, sollte das wenigstens zu maximalen Anstrenungen verpflichten.
1. Er rechnet einen sechsstelligen Betrag für die Einrichtung der Ausstellung, Exponate usw. ein. Korrekt ist, daß das Museum natürlich zügig eingerichtet werden sollte, wenn man schon den Aufwand treibt und eine externe Wache ermöglicht. Aber: das ist keine unmittelbare und sofort zwingende Ausgabe und es kann auch als Zielstellung für den Förderverein gesehen werden, diese Summe z. B. innerhalb von 1-1,5 Jahren aufzubringen. Währenddessen könnte man durchaus schon temporäre Ausstellungen mit Materialien aus der Jahr100-Ausstellung machen. Vieles ist also möglich, aber die Ausgaben sind erstmal nicht zwingend.
2. Er rechnet also die Kosten bis zu einem bezugsfähig ausgestatteten Museum. Um das gleiche in der von der Vereinsführung bevorzugten südlichen Ecke auf 400qm zu realisieren, würden aber auch Kosten anfallen, denn die Fläche dort ist noch nicht ausgebaut, während die Räumlichkeiten auf der Polizeiwachenfläche schon weitestgehend fertig wären. Für einen fairen Vergleich müssen also die gesparten Kosten für die Herrichtung der 400qm abgezogen werden. Wir kennen das Angebot von Hellmich für diese Herrichtung und gehen davon aus, daß nach ein paar Kosten für Anpassungsarbeiten im Bereich der Polizeiwache eine Ersparnis von mindestens 300.000 Euro stehen müsste, die Meeske in seiner Rechnung „vergessen“ hat.
3. Unabhängig von der tatsächlichen Größe der Polizeiwache blockiert diese den gesamten nördlichen Bereich (ca. 600qm) für eine (ob nun ideell oder wirtschaflich) „Wert schaffende“ Nutzung. Würde der Verein für die Verwirklichung seiner Ziele die gleiche Fläche extern anmieten, so wären das aktuell wahrscheinlich mindestens ca. 110.000 Euro pro Jahr, eher mehr und in der Tendenz stark steigend. Die Miete für die Polizeiwache wäre ein Bruchteil davon, über die genaue Summe ist Verschwiegenheit vereinbart, daran halten wir uns auch.
Wird jährlich diese Mietsumme X der Polizei (Bruchteil von 110.000 Euro) aufgebracht, so ist der Verein bzw. die MSB hinsichtlich der Bedienung der Kredite für den Stadionbau gleichgestellt mit der Realisierung einer internen Polizeiwache. Bis das Museum diese Miete selbst aufbringen kann, muss diese über anderweitige Mehreinnahmen (Förderverein, direkte Spenden, Kulturetat AFM …) aufgebracht werden. Auf viele Schultern verteilt ist das fast vernachlässigbar.
Nebeneffekt: man hätte nicht nur finanziell einen „Gleichstand“, sondern zusätzlich noch eine Steigerung der ideellen Werte, Synergieeffekte mit anderen Einrichtungen im/am Stadion usw.
4. Anschließend bleiben die Kosten für die externe Wache. Die sind noch relativ unklar. Der eigentliche Bau sollte unter den genannten 1,25 Mio Euro liegen, es gibt aber natürlich noch Nebenkosten wie die Abrisskosten für das alte Gebäude, andererseits aber auch Einsparungen durch die Nicht-Einrichtung der Polizeiwache in der GG, die natürlich mit fortschreitender Zeit immer geringer werden.
Die von Meeske genannte Zahl ist möglich, erscheint aber sehr hoch angesetzt. Wäre das ein Projekt, das er unbedingt durchsetzen will, würde er öffentlich eine deutlich niedrigere Zahl nennen. Die Wahrheit läge dann wahrscheinlich irgendwo in der Mitte.
Ein gewisser Teil dieser Summe wäre durch die Miete der Polizei gegenfinanziert, der Rest müsste vom Verein „aufgefüllt“ werden. Auch hier gilt: es ist schon Geld, das wehtut, aber im Vergleich zum Gesamtbudget des Vereins eher gering und man kann darüber diskutieren, wie man Lasten ggf. verteilt. Schließlich will wohl niemand z. B. eine Schwächung des Mannschaftsetats.
Klingt doch schon deutlich harmloser und realistischer, oder?
“Damit doch noch eine Wache außerhalb der Gegengerade realisiert werden kann, bedarf es alternativer Vorschläge zur Finanzierung. Hier sind nun alle gefragt. „Wir sind sehr offen für jede kreative Idee, die eine schnell umsetzbare Finanzierungsalternative darstellt.“
Wir haben bereits vor gut zwei Monaten einen „kreativen“ (aber grundsätzlich sachgerechten, also für solche Fälle üblichen) Vorschlag unterbreitet, der jetzt hoffentlich verfolgt wird (im Sinne von: Anfrage stellen, Verhandlungen aufnehmen). Weiterer Input wird gerne gesehen, denn seltenst klappt der erste Anlauf. Wenn jemand was für den Verein oder sonstige Anmerkungen hat, gerne auch in Kopie an uns: agstadionbau@googlemail.com.
Warum überhaupt Polizeiwache, Anforderungen usw.
von
http://www.stpauli-forum.de/viewtopic.php?p=3477699#3477699
http://www.stpauli-forum.de/viewtopic.php?p=3482133#3482133
- Pflicht für Stadien gemäß VStättVO ist ausschließlich eine Einsatzzentrale, wie sie in der Ecke Süd/Haupt besteht, direkt neben der Sprecherkabine.
- Lizenzierungsbedingung von DFL/DFB ist gemäß Stadionhandbuch zusätzlich eine Stadionwache, deren Mindestanforderungen nur extrem ungenau spezifiziert sind. Wenn man einen Vergleich mit anderen Stadien macht sollten bei unserer Größe jedenfalls 100-250qm ausreichen. Dies ist letztlich ein Zugeständnis der Verbände an die Polizei, gesetzliche Pflicht ist es anscheinend nicht, aber eben Lizenzierungsbedingung und somit für den Verein unumgänglich. Für Stadionwachen wird keine Miete bezahlt!
- Polizei ist Sache der Länder. In jedem Land kann die Polizei sich also hinstellen und sagen „uns doch egal, was woanders los ist, wir fordern diesen und jenen Umfang, sonst geben wir kein grünes Licht bei der Stadt und dem DFB, das Stadion freizugeben. Dagegen kann man im Zweifelsfall natürlich vor den Verwaltungsgerichten klagen, aber das ist natürlich schwierig und aufwendig.
- In der öffentlichen Beschlussvorlage für die Bürgerschaft seitens des Senats für den Zuschuss in Höhe von 5,5 Mio Euro wird ausschließlich eine Stadionwache gefordert, von einer Zusammenlegung etc. ist keine Rede. Eine Positionierung in der Gegengerade wird erwähnt, ist aber Teil einer allgemeinen Stadionbeschreibung, gegenüber der bereits so einiges geändert wurde und nicht als explizite Bedingung ausgewiesen. In den Bürgschaftsverträgen ist das nach Auskunft von Vereinsfunktionären auch nicht enthalten, zudem werden mündliche Absprachen für unwirksam erklärt. Damit können das rein rechtlich keine direkte Folge der Zuschüsse und Bürgschaften sein.
- Die Zusammenlegung von Domwache und Stadionwache macht durchaus Sinn, da die Überschneidungen sehr groß sind, Domwache benötigt „nur“ anscheinend etwas mehr von allen Dingen. Dafür wird dann in einem gewissen Umfang Miete gezahlt.
- Wenn es lange Zeit unwidersprochene Angebote von einem (damals) Präsidenten gab, dann wäre es schlechter Stil, das nicht umzusetzen. Die Stadt war und ist über die Jahre an diversen Stellen in bezug auf den Stadionbau hilfreich gewesen, eine Zusammenarbeit grundsätzlich sinnvoll – insofern sollte die Zusage umgesetzt werden, aber natürlich in sinnvoller Weise und nicht in der GG. Erschwerend kommt noch hinzu, dass die ganze Zeit über vom Verein gegenüber der Polizei so getan wurde, als wäre die Verlegung der Wache in die GG kein Problem und würde in jedem Fall umgesetzt.
- Würde der Verein eine reine Stadionwache bauen, müsste er die Kosten dafür selbst tragen. Findet man eine sinnvolle „kooperative“ Lösung, dann ist eine finanzielle Beteiligung des Vereins daran – in einem verünftigen Rahmen – selbstverständlich.
- Die Nutzungsverteilung ist durchaus ganz interessant: Heimspiele sind an insgesamt 17 Tagen, Dom an rund 84, Public Screenings EM/WM im Schnitt rund 14 Tage im Jahr, dazu noch ein paar Sonderevents. Nutzung Fußball zu Events auf dem Heiligengeistfeld also mindestens 17:98 oder rund 15% zu 85%.
Nochmal so ganz grundsätzlich und überhaupt …
von
http://www.stpauli-forum.de/viewtopic.php?p=3477699#3477699
Zwille (Datum Originalbeitrag: 04.09.2012 17:28 GMT +1)
Es stellt sich schon berechtigterweise die Frage, warum nicht wenigstens eine öffentliche Diskussion über diese ganzen Sachverhalte geführt worden ist.
Das ist einer unserer Kritikpunkte am gesamten Stadion-Rekonstruktionsprojekt: im Gegensatz zu z. B. Union Berlin ist unser Eindruck, dass das von den entscheidenden Leuten im Verein und MSB als rein administratives Projekt gesehen wird, Ziel: Erstellung einer funktionalen Spielstätte, nicht so sehr als enormer Kraftakt der gesamten Fan- und Mitgliedschaft. Anfänglich gab es dabei durchaus hervorragende Ansätze in Form z. B. der Lenkungsgruppe, die dann aber von der Vereinsführung unter Corny Littmann derart ausgebootet wurde, dass sich die Fanvertreter zurückzogen.
Von da an bis zum Start der GG-Planung gab es de facto keinerlei Einflussnahme einfacher Vereinsmitglieder oder Fans, die Planungs und Durchführung lag und liegt zu 99% bei der MSB. Erst mit der von Fanseite initiierten AG Stadionbau gab es überhaupt wieder eine Kommunikation und indirekte Mitwirkung.
Für diejenigen, die in der Planung und Durchführung aktiv sind, stellte die Polizeiwache anscheinend kein Problem dar und wurde als alternativlos angesehen, also gab es für diese Personen anscheinend keinen Grund, das irgendwie zu diskutieren.
Auch für die Problematik, dass der Verein stark wächst und in den nächsten 10 Jahren sicherlich mehr Platz benötigen wird, fehlte anscheinend der strategische Weitblick.
Letztlich gab es dann ab einem gewissen (aus unserer Sicht: sehr späten) Zeitpunkt Anstrengungen der Vereinsführung, eine externe Lösung möglich zu machen. Erfolg hatte dies offensichtlich bisher nicht.
Wir (AGSB und StFA) haben in Gesprächen mit allen Parteien die Tür für eine Lösung anscheinend nochmal einen kleinen Spalt weit aufgedrückt, jetzt ist aber wieder unsere Vereinsführung am Zug. Am Ende bleibt es überwiegend ein finanzielles Problem, das wesentlich geringer gewesen wäre, hätte man sich rechtzeitig und mit dem nötigen Nachdruck darum gekümmert. Schriftlich meckern wir schließlich nicht erst seit gestern, sondern Mai 2011 herum.
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