Hach, Cornelius!

Hach Cornelius, altes Haus, ich muss sagen, ich vermisse dich schon ein bisschen. Nicht weil du so eine Lichtgestalt warst, ich konnte dich gerade ob deines ausgeprägten Bedürfnisses im Rampenlicht zu stehen nicht sonderlich gut leiden. Jedoch, Cornelius, das brachte eben auch mit sich, dass es stets genug Grund zum Kopfschütteln und Aufregen gab. Es gab Diskussionsstoff und man konnte sich wunderbar zoffen. Das vermisse ich. Besonders an Tagen wie heute, an denen ich beschäftigungslos meinen Bürostuhl mit rektalem Ausstoß von Gasen erwärme. Schön für meinen Stuhl, doof für mich.

Im Sankt Pauli Forum, tote Hose. In der MOPO kein Skandalreport. Einzig René Schnitzler sorgt für etwas Unterhaltung in diesem tristen Sommer. Verbringt man das Tageshighlight, die Mittagspause, damit, sich zu überlegen welche Runde man durch den Regen geht, ist die Herbstdepression nicht weit.

Cornelius, du wärest jetzt mal wieder der richtige Mann am richtigen Fleck. Nicht, dass ich dich gern wieder als Präsident beim FCSP sähe und auch, dass du noch immer der Yuppie-Caterer bist, finde ich eher bescheiden, doch es ist doch ein Gedankenspiel, sich zu überlegen was mit dir jetzt los wäre, im verregneten Sommerloch. Okay erstmal wärest du wieder im Urlaub gewesen. Kreuzfahrt oder Kuba. So wie immer. Aber du hättest auf jeden Fall noch vor deinem Abflug einem deiner liebgewonnenen Medienheiopeis irgend ein Gedankenspiel gesteckt oder in irgendeinem Zusammenhang über einen Rückgang des Bierkonsums auf dem Kiez sinniert.

Wie, lieber Cornelius, wärest du eigentlich mit den Jolly-Rouge-Protesten umgegangen. Du bist nicht Stefan Orth, dessen U-Boot auftauchte, beschwichtigende Worte fand und sogleich wieder in den Tiefen der stillen Wasser verschwand. Du bist ja vom Schiffs-Typ eher ein „Zerstörer“, ein Mann der Marke „Mit Spatzen auf Kanonen schießen“, vielleicht auch anders herum.

Skizzieren wir das mal. Letztes Heimspiel der Hinrunde, SMS Ticker von Blau.de, die Damen von Busenfreundin Susi tanzen fröhlich im Separee (so heißt das, dir zum Dank, ja auf dem Kiez), die Wut, die in der Fanszene, organisiert wie unorganisiert, lange schmort und brodelt, kocht endlich über. Im Internet formiert sich ein Protest. 3000 Unterschriften, Medienvertreter nerven im Weihnachtsurlaub. Hätte sich Gernot Stenger unter dir auch blamiert oder wärest du in die Bresche gesprungen und hättest die Aufwiegler gerügt? Hättest du dich noch dämlicher anstellen können? Ganz sicher. Ob du es getan hättest, steht auf einem anderen Blatt.

Dann kam Orths Rede. Beschwichtigend. Mit dem STFA zusammen gesessen. Kompromissreich. Gar nicht wie du, der stets kompromisslos in die Scheiße griff. Zumindest bei solchen Themen. Du wärest auch viel zu Selbstverliebt gewesen. Andererseits verstehst du es, zu taktieren. Hätte also sein können, dass du es genauso gemacht hättest, jedoch nur vielleicht. Höchstwahrscheinlich wärest du offensiver, aggressiver damit umgegangen. Der Feind wäre so unendlich klar definiert gewesen. Da wärest du mit deinem Präsidium, da wäre Michael Meeske, da wäre der gottverdammte Ausverkauf von Allem.

Stattdessen dieses Präsidium nun. Profillos wurden sie schon genannt. Langweilig, uninteressant. Ohne Ecken und Kanten, keine Angriffsfläche bietend, der Vereinsvorstand eines austauschbaren TSV Dorf-X. Corny, ich vermisse dich! Du bist eindeutig zu früh gegangen, wärest du geblieben, wärest du jetzt wohl genauso weg, aber der Kampf hätte anders geführt werden können. Er wäre anders geführt worden, da bin ich mir sicher.

Wirklich schade, Cornelius, du warst immer ein guter Gegner.

Danke dafür, im Nachhinein!