Wann wir falsch abgebogen sind und ob wir falsch abgebogen sind weiß keiner der Insassen mehr so genau. Die einen sind sich sicher, dass die richtige Strecke leider gesperrt oder unglücklicher Weise nicht befahrbar war, andere wiederum sagen, es war die Schuld des Fahrers, der das Gefährt falsch steuerte. Fakt ist wir fahren geradewegs auf den Abstieg zu. Unsere Fahrt führt uns durch merkwürdige Dörfer und die Straße ist in beschissenem Zustand, Schlagloch um Schlagloch nehmen wir mit.
Das ist nicht gut für unser Fortbewegungsmittel, das Getriebe klemmt, hakt und zickt. Die Stoßdämpfer sind nur noch in bescheidenem Zustand. Wir waren zwar vor Fahrtbeginn noch in der Werkstatt und hatten alles durchchecken lassen und unserem Wagen wurde tadelloser Zustand und absolute Eliteklassen-Tauglichkeit zugesichtert, da waren sich eigentlich die meisten Experten einig. Klar hatten einige Spötter und Neider uns die Rallye nicht zugetraut, aber die gibt es immer. Wir selbst jedenfalls, waren guter Dinge die Tour erfolgreich abschließen zu können. Zeitweise verlief es auch richtig gut und trotz diverser Rückschläge und Probleme mit unserem Gefährt konnten wir bisweilen gute Ergebnisse einfahren. Im ersten Teil des Rennens ging es zwar nach gut der Hälfte der gefahrenen Etappen etwas schlechter als noch zu Beginn des Rennens aber wir waren immer noch im Mittelfeld der Platzierungen und hatten ein ausreichendes Polster zu den Plätzen, die sich nicht für die Eliteklasse im nächsten Jahr qualifizieren würden. Nachdem wir uns in der recht kurzen Pause zumindest ein bisschen erholen konnten und an unserer Karosse schrauben machten wir das Unmögliche wahr. Auch ohne neue Teile gekauft haben zu können, uns fehlten schlichtweg die Mittel, reparierten wir unser Gefährt so gut es ging und starteten in den zweiten Teil dieses packenden Abenteuers. Wir fuhren sehr gut mit und waren auf den zweiten Abschnitt gesehen Zeitbester nach dem überragenden Sieg in der Heimatetappe in Hamburg. Keiner hatte damit gerechnet, dass ausgerechnet wir diese Etappe gewinnen, war das doch schon über 30 Jahre her, dass unserem Rennstall dieses Kunststück das letzte Mal gelang.
Danach ging es steil bergab. Ständig fielen Teile unseres Fahrzeuges aus, gingen kaputt und wurden notdürftig repariert und dennoch von dieser harten Rallye stark beansprucht. Was sollten wir tun? Aufgeben kam nicht in Frage und so mussten wir mit unserem mittlerweile wirklich als Schrotthaufen zu bezeichnenden Gefährt über die Piste preschen. Wir gewannen kein einziges Rennen mehr, Stück für Stück sanken wir in der Gesamtwertung der Rallye bis wir schließlich beim Rennen in Frankfurt auf die Plätze rutschten die in der Endwertung die direkte Nichtqualifikation für das kommende Jahr bedeuten. Die kommenden Rennen sollten kleine Finals werden doch keines konnte erfolgreich beendet werden, beim Schalker Rennen blieb unser Wagen sogar kurz vor Schluss liegen, wir hätten aber ohnehin verloren. Nun kurz vor Ende der Rennsaison also die nahezu letzte reelle Chance doch zumindest noch das Relegationsfahren zu erreichen vertan und wir sind auf den letzten Rang in der Gesamtwertung gerutscht. Die Chancen, das doch noch zu schaffen sind äußerst theoretischer Natur.
Unser Rennstall wird ziemlich zerpflückt, der Chefmechaniker geht und nimmt seinen ersten Assisten auch gleich mit. Genauso laufen die Verträge mit vielen Fahrzeugteilzulieferern aus und die scheinen nicht gewillt zu sein mit einem zweitklassigen Rennstall zu verlängern.
Doch wir werden uns aufraffen, wir werden einen neuen Chefmechaniker bekommen und der wird einen tollen Wagen für die B-Rallye zusammenschustern. Es sind einige sehr spannende Strecken dabei – nur die Abfahrtzeiten sind teilweise etwas unglücklich gesetzt. Das Fernsehen nutzt diese Rallye leider nur als Programmfüllmasse. Warum haben die überhaupt so viel Sagen im Motorsport. Geht doch immer nur um Kohle.
Komisch, das könnte auch alles 1:1 auf den FC St. Pauli passen… Brummmmmm Brummmm Brum Aus.