Endlich wieder Millerntor! Endlich wieder Fußball im Wohnzimmer. Endlich! Meine Lust auf Fußball war noch ein wenig in den Sommerferien als ich um 17 Uhr das Büro verließ um mich auf den Stufen unserer Patchwork-Kampfbahn (Der Aureon-Fußballmanager belegt, Kampfbahn ist die beliebteste Stadionbezeichnung) einzufinden und bald darauf all das zu geben, was die Stimmbänder zu leisten im Stande sind.“Mitgliedsausweis oder Personalausweis, bitte.” So startete jedoch für mich der Stadionbesuch und für viele andere auch. Diejenigen, denen eine Dauerkarte eines Mitglieds überlassen wurde, mussten zum Ticketschalter zurück und ein Upgrade erwerben, so sie nicht selber Mitglied sind. Ich habe befürchtet das dies stattfinden würde, seit dieses Vorgehen bei der Informationsveranstaltung zum Elektronischen Einlass-System von den Herren Brux und Bierhoff zumindest angedeutet wurde.
Der Mitgliedsrabatt ist in meinen Augen ein Rabatt, der Mitgliedern beim Kauf gewährt wird, und ist nicht mit einer sonstigen Ermäßigung zu vergleichen. Ich verstehe diesen Rabatt als Rabatt, nicht als Eintritts-Ermäßigung. Dass darüber hinaus, bei meiner Platzkategorie der Pro-Spiel “Verlust” für den Verein, bei einer Übertragung an ein Nicht-Mitglied 70 Cent beträgt, das Upgrade-Ticket jedoch 2 Euro kostet, nunja, nennen wir das mal “Business as usual”. Ich kann mich dem magischer-fc blog nur anschließen, und meinen ausdrücklichen Wunsch äußern, dass wir als Mitglieder, diesen Schwachsinn per Beschluss bei der nächsten JHV begraben.
Dort dürften ohnehin einige Anträge eingereicht werden, zumindest das wünscht man sich in einem Text zum Jolly Rouge und der Sozialromantik in der basch, dem neuen Fanzine von Ultrà Sankt Pauli. Ich habe das Heft jetzt halb durch und es gefällt mir ausgesprochen gut. Die Autor_innen haben eine entspannt lustige Schreibe und gleichwohl bewegt sich das Zine auf gehobenem Niveau. Können die Jungs und Derns von den USP stolz auf sich sein, einen feinen Nachfolger zur Gazzetta haben sie uns da präsentiert.
Gleiches kann man aber auch über das andere Produkt aus der Erbmasse des alten Ultrà-Kampfblattes sagen. Mit der nun zweiten Ausgabe wusste auch der Kiezkieker wieder zu überzeugen und die 1,20 Euro haben sich allein schon wegen der Innenseite des Covers gelohnt. Cocain is a hell of a drug. It is. Ansonsten hat mir der Text mit dem schmissigen Namen “Körperfunktionen” gut gefallen, also ab in den Fanladen und eindecken, sofern nicht schon geschehen.
Genug der Werbung, ich bin schon wieder ins Faseln gekommen und habe mir damit die Überleitung versaut, denn eigentlich wollte ich vom über die Rabatt-Berechtigungskontrolle, die JHV und den Jolly Rouge direkt zu weiteren Undingen, denen man sich am Freitag Abend, nebst der asozialen Anstoßzeit, ausgesetzt sehen musste, zuwenden. Herr Brux himself fand sich selbst nämlich wieder in Topform wieder und muss wahnsinnig aufbrausend irgendwelche armen Contro-Ordner angezählt haben, zumindest kam einer von ihnen, in einer Mischung aus Wut und Zerknirschtheit an den Zaun der in der Südtribüne und “bat” in harschem Ton ein kleines Banner niedriger zu hängen. Am Rand der Tribüne herrschte noch viel weniger Fingerspitzengefühl, dort wurden Banner einfach abgehängt. Die Leute, die Banner aufhängen, stehen eher selten am Rand der Tribüne und so bekam es wohl keiner so wirklich mit.
Das ist schon ein Mittelschweres Unding, dass der Verein sich erdreistet, in “der Kurve der Ultras” den eigenen Fans die Banner abzunehmen, weil diese ein paar Zentimeter zu hoch hingen. Unfassbar!
Nach der Schweigeminute für Harald Stender, bei der sich natürlich, wie sollte es auch anders sein, wieder ein intelligenznegierendes Subjekt der menschlichen Art durch völlig abhanden gekommenen Sinn für Respekt auszuzeichnen wusste, in dem er irgendetwas in die bis dahin brachial leise Stille, rülpsen musste, folgte das erste Millerntor-Aux-Armes seit dem Spiel gegen Bayern, mit einem Ergebnis, das mir irgendwie nicht mehr einfallen möchte.
Dann folgte ein in die Mitte “geklärter” Ball, das 1:0 für Aachen, dann das 1:1, dann ein Elfer, den man vielleicht nicht geben muss, aber eben kann, weil man Elfer für meinen Verein subjektiv immer geben kann, das 2:1 für Sankt Pauli, in dem Bruns ausnahmsweise nicht nach links unten schoss sondern irgendwie so rechts bis mittig. Da mag man ja gerne einen Geniestreich vermuten, ich für meinen Teil glaube, er hat den Ball bloß nicht richtig getroffen und nächstes Mal schießt er wieder ins linke, untere Eck. Mahir Saglik zeichnet sich im folgenden Spielverlauf durch nicht vorhandenes Stellungsspiel aus, und mit Ebbers Verletzung kam dann ein Gefühl von “Mensch im Sturm sind wir mal wieder richtig klasse aufgestellt” auf. So verpufften jegliche Konterversuche während Aachens drangphase bis Mahir Saglik einmal anspielbar war, schnell feststellte, dass der kleine Kruse, mit seinem Super-Tattoo, eventuell ein bisschen mehr von Stellungsspiel versteht, als unser nomineller Strafraumstürmer und so wurde die Pille wieder auf Kruse abgelegt und zappelte Sekundenbruchteile darauf im Tor. Schön rausgespielt und aus die Maus. Fertig war die Laube. 3 Punkte. Komischer Kick, aber gewonnen.
Danach konnte man dann auch nach Hause, wenn man auf Grund der Anstoßzeit gar nicht erst mit Spieltagsritualen angefangen hat, muss man die nach Abpfiff auch nicht mehr groß zelebrieren und so eine Woche Arbeit steckt ja auch irgendwie in den Knochen.
Zu guter letzt noch einen Hinweis für all die jenigen, an denen das vorbei gegangen ist: Die AFM hat wieder Taschen-Spielpläne zum Ankreuzen und Ergebnisse eintragen. Liegen im AFM Büro, Fanladen, Jolly Roger und sonstigen Lokalitäten zum Mitnehmen aus.