Der alte Song der Brieftauben kam mir spontan in den Sinn, als ich das Interview mit dem aktuellen Präsidium im Abendblatt las.
Disclaimer: Das Präsidium arbeitet ehrenamtlich. Ich habe Achtung vor der Gesamtleistung und dass sie sich in erheblichem Umfang eingebracht haben. Und natürlich gab es positive Aspekte, insbesondere eine Professionalisierung im finanziellen Bereich – unabhängig davon, ob man nun der Meinung ist, dass das wirtschaftliche Potential des Vereins ausgeschöpft wurde oder nicht (vgl. Übersteiger-Artikel von Hermanus Pfeiffer). Das alles bringt aber keine Narrenfreiheit mit sich.
Zum Glück hat sich StPauli.nu schon Gedanken zum Geruch des Interviews gemacht und auf „überraschende“ inhaltliche Aussagen hingewiesen, um es mal sehr vorsichtig auszudrücken. Neben den an einigen Punkten fragwürdigen Darstellungen der Präsidiumsmitglieder nervt mich allerdings die damit mal wieder gezeigte komplett unsägliche Kommunikationskultur.
Erstens: Das Präsidium ist laut Satzung verantwortlich für die Kommunikation nach Außen, selbst der Aufsichtsrat und andere Gremien müssen sich mit ihm abstimmen, wollen sie selbst etwas veröffentlichen (außer in absoluten Ausnahmefällen). Ein solches Satzungsrecht sollte zu besonders zurückhaltender Kommunikation Anlass geben und ein derartiges Interview – wenn es den Beteiligten absolut nötig erscheint – nach Ende der Amtszeit erscheinen.
Zweitens: Es werden Behauptungen aufgestellt, die vermutlich falsch oder äußerst einseitig dargestellt sind. Das kann aber nur durch die Veröffentlichung von Interna widerlegt werden. Offensichtlich verlässt sich das Präsidium darauf, dass der Aufsichtsrat und andere Beteiligte so gut und ehrbar sind, nicht in eine derartige Schlammschlacht mit potentiellem Schaden für den Verein einzusteigen. Damit stehen ihre Behauptungen dann weitestgehend unangegriffen im Raum und werden irgendwann zur „Wahrheit“. Das kann man clever nennen, wahrscheinlich aber wäre schäbig der bessere Ausdruck.
Drittens: Die Entscheidung des Aufsichtsrats wird mal wieder als nicht nachvollziehbar dargestellt. Ich habe keine Ahnung, wie das im Detail gelaufen ist, aber offensichtlich (siehe z. B. ÜS) gab es verschiedene Kandidaten, die sich dem Aufsichtsrat vorgestellt haben. Der Aufsichtsrat hat sich dann für die seiner Meinung nach beste Option entschieden. Das muss nicht immer der Amtsinhaber sein. Es gibt keine Automatik dafür, dass man so lange aufgestellt wird, wie man selbst will und das Bessere ist im Zweifelsfall der Feind des Guten. Da der Vorschlag des Präsidenten satzungsgemäße Aufgabe des Aufsichtsrats ist, frage ich mich, wo da die Kritikpunkte zum Vorgehen sind? Und über die Art der Kommunikation zwischen Aufsichtsrat und Präsidenten können nur die unmittelbar Beteiligten Auskunft geben, vielleicht war der wirklich mies. Aber was für ein Stil ist es, das über die Zeitung auszutragen? Zumal der Aufsichtrat in den letzten Jahren auf Jahreshauptversammlungen immer deutliche inhaltliche Kritik geäußert hat bis hin zur Einsetzung einer Untersuchungskommission zur anscheinend überwiegend katastrophalen Planung und Umsetzung und späten Rettung des Neubaus des Trainingszentrums an der Kollaustraße.
Dass ausgerechnet der allseits für seine Leistungen und tadellosen Umgang respektierte Tjark Woydt mal wieder eine Spitze gegen die Satzungsregelung zur Altergrenze („ominös“) zulässt, ist dabei fast schon nebensächlich und eher unter „schade“ zu verbuchen.
Man könnte jetzt sicherlich noch seitenweise alles Mögliche bis ins letzte sezieren, aber belassen wir es erstmal dabei. Es ist bald vorbei und es ist zu wünschen, dass sich die Beteiligten bald versöhnlicher zeigen und man das Präsidium mehr für die positiven als die negativen Momente in Erinnerung behält.
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