Kultur des Vertrauens

Mit der Stellungnahme des Ständigen Fanausschusses ist die Diskussion um die vermeintlichen Lügen von Gernot Stenger gegenüber Fanvertretern in die nächste Runde gegangen. Es geht hier um die Fragen, ob Vize-Präsident Dr. Gernot Stenger die vom Kicker am 24. September lancierten Punkte des Sicherheitspapiers der DFL (PDF Download) inhaltlich bekannt waren und ob er das Papier entgegen seiner Aussage als unterschriftsfähig bezeichnet hat.

Dem Abendblatt zufolge liegt den Antragstellern des Abberufungsantrags gegen Gernot Stenger ein Präsidiumsprotokoll vor. Auch wir haben dieses Protokoll jetzt vorliegen. Das als „streng vertraulich“ markierte Dokument soll unseretwegen gerne vertraulich bleiben. Es handelt sich um das Protokoll vom 20. September, also einem Datum, das deutlich vor dem Treffen von Präsidium und Ständigem Fanausschuss lag. In seiner Stellungnahme hat Gernot Stenger darauf verwiesen, dass er das Papier niemals als unterschriftsfähig bezeichnet habe. Zumindest das Protokoll spricht nun eine andere Sprache, weswegen wir es für unsere Pflicht halten, auf diesen Umstand hinzuweisen.

Aus diesem Protokoll geht hervor, dass das Papier und sein Inhalt dem Präsidium bekannt war und, dass eine grundsätzliche Zustimmungsfähigkeit beschlossen wurde. Es ist müßig nun auf juristische Feinheiten einzugehen, etwa dass der Kicker nicht den exakten Wortlaut des Papiers genannt habe, und dass die Formulierungen Gernot Stenger so in der Form nicht bekannt gewesen seien.

Es ist menschlich Fehler zu machen, diese sind zwar mitunter ärgerlich, aber verzeihlich. Niemand macht immer alles richtig, manchmal begeht man sogar sehr große Dummheiten, doch das alles ist nur menschlich. Sollte Herr Stenger also versehentlich gesagt haben, das sei ihm so nicht bekannt gewesen, hätte das im Nachhinein sicherlich geklärt werden können. Stattdessen jedoch wird auf Kleinigkeiten herumgeritten und Wortklauberei betrieben, so dass es am Ende faktisch uninteressant wird, ob nun die Wahrheit oder die Unwahrheit gesagt wurde. Das Vertrauensverhältnis, das so wichtig ist, und an dem alle Parteien interessiert sein sollten, wird durch so ein Verhalten nachhaltig gestört.

Es ist äußerst enttäuschend, dass hier mehrfach die Gelegenheit verpasst wurde, reinen Tisch zu machen. Wie schön wäre es doch gewesen, hätte das Präsidium nach dem Treffen mit Gremien und Fanvertretungen das Angebot einer gemeinsamen Stellungnahme wahrgenommen und damit einen Neustart des Themas unter enger und wirksamer Einbeziehung der Fans gestartet.

Dies wurde phänomenal verpatzt, so dass man sich über den nun erfolgten Abberufungsantrag nicht wundern muss, wobei man sicherlich darüber diskutieren kann, inwieweit man das Verhalten so auf eine Einzelperson beziehen sollte, wenn das Vorgehen tatsächlich innerhalb des Präsidiums abgestimmt war.  Eine Basis der Zusammenarbeit, die alle Seiten so dringend brauchen, ist derzeit leider nicht ersichtlich. Gerade auf Seiten eines ehrenamtlichen Präsidiums wäre man doch gut beraten, die Ansichten derer zu berücksichtigen, die ihr Leben und Geld auf irrationale Weise dem Fußball opfern und den Sport damit zu dem machen, was er derzeit noch ist.

Es ist nun an der Mitgliederversammlung am 26.11.2012 zu beurteilen, ob eine solche Basis zwischen Fans und Gernot Stenger wieder aufgebaut werden kann, oder der Mann sein Amt lieber räumen sollte. Wir enthalten uns hier jeglichen Urteils, möchten aber sicherstellen, dass die Vorgänge für dieJHV möglichst transparent sind. Zur finalen Klärung wäre eine auszugsweise Veröffentlichung des relevanten Protokolls im Rahmen der Mitgliederversammlung sicherlich hilfreich und angemessen. Das obliegt jedoch Präsidium und Aufsichtsrat.