Rassismus ist ein Problem der “Mitte”

Rassismus ist ein Problem der “Mitte” und muss als solches auch von dieser bekämpft werden. Die Extremismustheorie ist für vieles gut, nur nicht dazu, die Realität adäquat zu erfassen. Man spricht dort von einer demokratischen Mitte, die nicht näher definiert wird und von extremistischen Rändern, die sich, wie bei einem Hufeisen ganz weit von dieser Mitte entfernen und doch ganz nah beieinander liegen. Eine besondere Nähe war zwischen der irgendwie linken ACU und der “unpolitischen” Karlsbande nicht gerade zu spüren. Im Gegenteil, die große Gruppe, die sich gegen emanzipatorische Ansätze entschied und sich von ACU als Karlsbande abspaltete (ähnlich Cattiva / Ultras Braunschweig) firmierte zwar als “unpolitisch”, doch wie so oft in solchen Fällen gab es enge Verknüpfungen ins Milieu der extremen Rechten. Wenngleich die Karlsbande aus ACU hervorgegangen ist, ist sie die größte Ultragruppierung am Aachener Tivoli. Zuletzt wurde der Konflikt zwischen beiden Gruppen immer häufiger medial rezipiert. Doch selbst die geschaffene Öffentlichkeit vermochte nicht mehr zu helfen.

Update 14.01.2013 – 15:35: ACU lösen sich entgegen der ersten Formulierung hier nicht auf, sondern sie stellen ihre Aktivitäten im Stadion ein und besuchen keine Spiele mehr. Ob das nun dauerhaft oder temporär ist bleibt abzuwarten. Der Blogpost wird inhaltlich durch den kleinen Fehler leider kaum falscher. Was in Aachen geschieht bleibt eine Niederlage gegen extrem rechte Agitation.
Außerdem ist unten nun noch ein Artikel von ZEIT Online zu diesem Thema verlinkt. hk

Für manche mehr, für andere weniger überraschend lösen sich stellen die Aachen Ultras auf ihre Aktivitäten im Stadion der Alemannia Aachen erstmal ein. Ein Schritt der bedauerlich, aber verständlich ist. Nicht nur der Aachener Fall zeigt, dass Politik im Stadion genauso zu finden ist, wie in allen anderen Lebensbereichen. Gerade deswegen braucht es Fangruppen, die sich politisch klar positionieren und sich gegen Rassismus, Sexismus, Homophobie etc. engagieren. Es stimmt bedenklich, dass am Tivoli eine solche Gruppe keinen Rückhalt erfährt und letztlich die “unpolitische” (also rechtsoffene bis -lastige) Karlsbande den Kampf gewinnt. Obwohl es bekannte Verbindungen zwischen Karlsbande und der Kameradschaft Aachener Land (KAL) gibt, ist es gelungen die Aachen Ultras als Nestbeschmutzer und Störenfriede erscheinen zu lassen. Ihre vermeintlich “linksextremen” Positionen, also sich einzusetzen gegen Rassismus, Sexismus, Homophobie und andere Formen der Diskriminierung, finden sich in den Menschenrechtskonventionen der Vereinten Nationen, der Antidiskriminierungsrichtlinie der Europäischen Union und dem Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland. Es sind Positionen die von der Mehrheit der Gesellschaft getragen werden sollten.

Eine Gruppe, so klein wie ACU, braucht den Rückhalt aus der Fanszene ihres Vereins. Ein Konsens, der wie selbstverständlich herrschen sollte. Anderenfalls verkommt jede Positionierung gegen extrem rechtes Gedankengut bei gleichzeitigem Ausbleiben der Unterstützung derer, die den Kampf führen, zu bloßen Lippenbekenntnissen. Der Kampf gegen Rechts wird für die, die ihn ausfechten zu einer kräftezehrenden Aufgabe, an der sie letztlich scheitern müssen. Die Kritikwürdigkeit der Karlsbande, rechter Aachener Hooligans (z.B. Westwall) und der KAL ist offensichtlich und steht außer Frage. Die Kritikwürdigkeit der uneindeutigen Positionierung von Vereinsführung, Fanprojekt, DFB und DFL und dem Großteil der Aachener Fanszene gehört jedoch nochmals unterstrichen. Sie haben weggesehen, den Aachen Ultras eine Mitschuld gegeben, Maßnahmen auf beide Gruppierungen gleichsam angewendet oder sich erst gar nicht geäußert. Dadurch wurde der “Sieg” der extrem rechten Kräfte unter den Aachener Fans gegen die ACU erst möglich. Es ist das Versagen der Mehrheit, das Grundwerten des menschlichen Miteinander den Boden entzieht. Die größte Bedrohung für die Demokratie ist nicht eine fingierte Gefahr von Linksaußen, sondern die nie definierte “Mitte”, also die schweigende Masse.

Wir wünschen den Mitgliedern der ACU für die Zukunft alles Gute.

Siamo tutti Antifascisti!

Update 14.01.2013 – 15:05:

Pressemitteilung des BAFF

Nazis sind gefährlicher als Nacktkontrollen (ZEIT Online)

Veröffentlicht von

Hugo Kaufmann

Geboren nahe einem Bauernhof in Norddeutschland wuchs Hugo in ländlicher Idylle auf. Von der Ruhe genervt zog er mit Anfang 20 in die weite Welt hinaus, getrieben von dem Ziel fortan an jeder etwas größeren Revolution teilzunehmen. Letztlich strandete er in Hamburg, wo der FC Sankt Pauli sein Revolutionsersatz wurde. Er glaubt weiter an das schöne Leben in der klassen- und herrschaftslosen Gesellschaft, weiß aber, mit Sankt Pauli wird das nicht erreicht. Es folgte die Flucht in digitale Welten, wo er das Lichterkarussell im alkoholisierten Überschwang “erfand”. Fehlende Ahnung wird seither mit exzessivem Fremdwortgebrauch zu kaschieren versucht. Halbwegs gebildete Menschen durchschauen das natürlich sofort. Motto: “Auch wenn alle meiner Meinung sind, können alle unrecht haben.”