“…jetzt habe ich Alpträume” – dieser Aufkleber trotzt seit Jahren, in denen ich beinahe täglich an ihm vorbei gehe dem Hamburger Wetter und der Satz, den er wiedergibt, könnte von Samir, einem Jungen, der vor 13 Jahren in Aserbaidschan das Licht der Welt erblickte, stammen. Er könnte genauso von Millionen anderen Menschen geäußert werden, die es geschafft haben Krieg, politische, religiöse, ethnische Verfolgung oder aber einfach ein Leben in ärmsten Verhältnissen hinter sich zu lassen und nach gefährlicher Reise in die “Festung Europa” zu gelangen. In Europa angekommen, bleibt ein Leben in sogenannter Illegalität oder ein Asylantrag. Dieser wird von den Meisten unter Mithilfe von nicht-staatlichen Hilfsorganisationen in einem Aufnahmelager gestellt. Die Zustände in diesen Lagern, sind in der Regel nur geringfügig besser als auf den rostigen Schiffen, mit denen Schleuser die Menschen in die Welt bringen, von der sie sich einfach nur ein besseres Leben erhoffen.

Nur selten werden Asylanträge positiv beschieden, was bei den Gesetzen in Deutschland und anderen EU-Staaten und den Menschen(?), die diese zur Durchsetzung bringen (Youtube: Video Teil 1 – Video Teil 2) auch nicht weiter verwundert. Es bleiben meist zeitlich begrenzte Duldungen, teilweise nur für wenige Woche, bis die Betroffenen wieder bei der örtlichen Ausländerbehörde vorstellig werden müssen. Stetig begleitet vom Damoklesschwert der Abschiebung in die tatsächliche oder von Behörden bestimmte Heimat.
Dem Fall des kleinen Samir, der mit seiner Mutter nach Deutschland kam, erfährt nun etwas größeres Interesse, wie es immer mal wieder vorkommt, weil er ein talentierter junger Fußballspieler beim FC St. Pauli ist. Spiegel Online griff seine Geschichte am 18. Januar 2011 auf. Seit dieser Woche bewegt sich ein bisschen etwas in seinem Fall – so gab es einen Aufrufvom Sprecherrat der eingetragenen Fanclubs des FC St. Pauli, doch mal einen kleinen Schrieb an die zuständige Ausländerbehörde aufzusetzen, um etwas hinsichtlich Samirs Aufenthaltsstatus zu bewirken.
Auch von Seiten des Vereins wird offensichtlich schon daran gearbeitet, Samir und seine Familie eine Zukunft in Hamburg, das längst zum zu Hause für die Familie geworden ist, zu ermöglichen. Sehr schön, das erwarte ich von “meinem Sankt Pauli”, genauso wie eine Beendigung der Zusammenarbeit mit der Abschiebeflüge durchführenden Airline “AirBerlin”.
Kennt man die Ausländerbehörde und die Schicksale vieler Menschen, die von Abschiebung bedroht sind, hat man jedoch Zweifel, ob die Versuche von Erfolg gekrönt sein werden. Um so wichtiger finde ich dem Aufruf des Fanclubsprecherrates zu folgen, schließlich steht Hamburg vor einer Wahl.
Mir bleibt noch zu sagen, dass ich jedes Bemühen im Fall von Samir und seiner Familie, einen gesicherten Aufenthaltsstatus zu erreichen, für ausdrücklich begrüßenswert halte, sich aber die Kritik nicht auf Einzelschicksale, wie dieses, beschränken darf. Es ist zwingend nötig die Kritik auf die Einwandererpolitik von Deutschland und den anderen EU-Staaten zu beziehen. Nicht nur die talentierten und intelligenten, kurz “nützlichen” Menschen haben es verdient in besseren Verhältnissen zu leben, sondern alle.
Sankt Pauli für Samir und gegen jede Abschiebung!
Links zum Thema:
Sankt Pauli Nu* – Sankt Pauli Nu* Update
PS: Die Gäste aus dem Lager in Horst (liegt zwischen Lauenburg und Boizenburg im Nichts), die dank USP-Antirazzista bei jedem Heimspiel unseres magischen FC dabei sind, freuen sich immer über nette Gespräche und sind in der Regel vor und nach dem Spiel im Fanladen zu treffen. Fragt euch durch und ihr werdet sie finden. Einige von ihnen können gut Englisch, manche auch ein bisschen Deutsch und ein Gespräch lohnt sich immer, so kann man viel über die Situation vor Ort erfahren, aber was noch viel wichtiger ist, den Menschen ihren so ziemlich einzigen schönen Tag außerhalb des grauen Lageralltags noch einen Deut bunter zu gestalten.